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PeterS hat geschrieben:So sehr ich kein Freund der Brüsselaner bin, so stellt sich mir doch die Frage, ob der Sinn dahinter nicht doch wenigstens nicht ganz schlecht ist. Als alter Verschwörungstheoretiker habe ich mittlerweile wirklich bedenken, ob alles von langer Hand geplant ist, um die Welt bzw. deren niederen Geschöpfe zu unterwerfen. Das Vertrauen in die Intelligenz der Politikerriege oder in die ihrer Marionettenhalter ist bei mir natürlich begrenzt. Wer sägt schon den Ast ab auf dem er sitzt. Was nützt also eine Unterwerfung und/oder ein finanzielles Kleinhalten, wenn doch, wenn nicht wir, wer dann, dafür sorgen, daß den "Machthabern" genügend Spielgeld und damit suggerierte Macht zugeführt wird?
Nur selbstlos und aufopferungsbereit für die grosse Idee "Europa" wird der Hintersinn überhaupt keiner beteiligten nationalen Politikerklasse sein. Es fragt sich nur, wer da wen einschränken und auf Kosten der demokratischen Rechte aller Europäer seine Macht vergrössern will. Wer zahlt, schafft an - das ganze Gebilde EU ist von der deutschen politischen und wirtschaftlichen Führungsschicht abhängig, der Vertrag sieht ein Austrittsrecht vor. Wie demokratisch und rechtsstaatlich das künftige Europa aussehen wird, hängt deshalb in erster Linie von dem deutschen Volkssouverän ab. Wenn wir uns keine Verletzungen des Demokratie- und Rechtsstaatsprinzips in Deutschland mehr gefallen lassen, haben auch die optimistischten Vorstellung von der Zukunft Europas eine Chance. Wenn sich in Deutschland gar nichts ändert, wird es schiefgehen.
Apropos Macht:
Vorgestern las ich im Videotext von Sat1, daß laut "Leipziger Volkszeitung" der ihr vorliegende "Atlas der Gewalt" die bei sozialen Unruhen entstehenden Brennpunkte im Vorfeld lokalisiert, um gezielt durch Polizeikräfte diese beseitigen zu können oder einzudämmen noch bevor sie entstünden. Hm, versucht das mal zu googlen, ich habe es selbst auf der Onlineausgabe dieser Zeitung nicht mehr gefunden, muß irgendwo im Kleingedruckten stehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Vorfeldverteidigung ist meistens eine strategisch gute Idee. Halbherzige Umsetzungen strategischer Ideen sind dagegen immer schlecht, auch und gerade, wenn es sich um gute Ideen handelt. Das Vorfeld, soziale Unruhen in Deutschland zu vermeiden, ist hier - und nur hier:
Die Ungleichheit der Arbeitseinkommen wird immer größer. Seit 1995 ist Deutschland in der Rangordnung der Ungleichheit 5 Plätze vorgerückt und hat seitdem Niederlande, Tschechien, Frankreich, Japan und Australien überholt. Wenn man die europäischen Länder (ohne Osteuropa) sowie USA, Kanada und Japan vergleicht, so ist in keinem dieser Länder die Schere zwischen den Top 10 % der Arbeitseinkommen und den untersten 10 % soweit aufgegangen wie in Deutschland (Abb. 12527).
(...)
Bei der realen Steigerung der Arbeitseinkommen zwischen 2000 und 20005 war Deutschland unter den Schlußlichtern der Entwicklung (Abb. 12534).
(...)
Wieviel von dieser gewaltigen Bewegung (siehe auch Größenvergleich mit deutschem Bruttoinlandsprodukt Abb. 03602) strukturell und wieviel temporär ist, wird nach Martin Wolf erst die nächste Krise zeigen. Er hat wohl recht, leider. Allerdings fürchte ich, daß angesichts des nicht temporären Zulaufs von 1,5 Milliarden Billigstarbeitnehmern sehr viel, viel zu viel dieser Bewegung strukturell ist.
Quelle: http://www.jjahnke.net/rundbr29.html
Die Zukunftsperspektiven für einen grossen Teil der deutschen Bevölkerung werden immer schlechter - bereits 1/3 Billiglöhner und Arbeitslose - die grössten Vermögen haben sich seit 1990 vervielfacht.
Wenn Schäuble & Co. sich allen Ernstes einbilden, dass sie die aus einer Fortsetzung der destruktiven Entwicklung vorraussichtlich resultierenden sozialen Unruhen mit offensiver Staatsgewalt in den Griff bekommen, werden sie eben diesen Fehler der späten 68er Jahre wiederholen und die selbe Quittung mit wesentlich höheren Ziffern erhalten. Ich tippe auf 10.000 Aktive und 10.000.000 Symphatisanten statt 100 Aktive und 10.000 Symphatisanten wie bei der RAF.