IS zerstört einzigartige Kulturgüter aus assyrischer Zeit

[Staber]

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat im Norden des Iraks Bildwerke aus der Antike zerstört. Mit roher Gewalt zertrümmerten die Extremisten die jahrtausendealten Originale - und filmten sich dabei.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ueter.html

um Dieter Nuhr zu zitieren:

"Geist summiert sich nicht - Dummheit schon!"

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[AlexRE]

Mich stören Massenmorde und Sklaverei noch etwas mehr als die Zerstörung von Kulturgütern:

(...)

Offenbar ist die Terrormiliz darauf aus, in ihrem Herrschaftsgebiet sämtliche nicht islamische Einrichtungen, Relikte und Bücher zu zerstören. Im Januar hatten sie die Zentralbibliothek von Mossul geplündert, rund 2.000 Bücher mitgenommen und nur islamische Texte zurückgelassen. Später überfielen IS-Anhänger die Universitätsbibliothek von Mossul und verbrannten Hunderte Bücher vor den Augen der Studenten. In dem vom IS kontrollierten Gebiet befinden sich fast 1.800 der 12.000 im Irak registrierten Ausgrabungsstätten.

Mossul, die zweitgrößte Stadt des Irak, und die Provinz Ninive waren im Juni vergangenen Jahres in die Hände der Extremisten gefallen, nachdem irakische Sicherheitskräfte sich dort zurückgezogen hatten. Seit der damaligen Blitzoffensive haben die IS-Kämpfer größere Gebiete sowohl im Irak wie auch in Syrien unter ihre Kontrolle gebracht und ein Kalifat ausgerufen. Ihre Herrschaft setzen sie mit aller Gewalt durch, religiöse Minderheiten werden vertrieben, deren Mitglieder entführt oder getötet, ihre Gebetsorte und Heiligtümer zerstört, Frauen und Mädchen versklavt.

http://www.zeit.de/kultur/2015-02/islamischer-staat-mossul-museum-zerstoerung

Wenn sich die Irren dadurch zusätzliche Feinde einhandeln und so die Befreiung der Sklaven beschleunigt wird, hat die Zerstörung der Kulturgüter sogar etwas Gutes ...

[Staber]

@Alex

dadurch zusätzliche Feinde einhandeln

Tja, wenn aber diese "zusätzlichen Feinde "es nicht schaffen diese Killer im Griff zu bekommen, nützt es auch nichts!

[AlexRE]

@Alex

dadurch zusätzliche Feinde einhandeln

Tja, wenn aber diese "zusätzlichen Feinde "es nicht schaffen diese Killer im Griff zu bekommen, nützt es auch nichts!

Mit dem Angriff auf die Kurden hat der IS sich doch bereits den ersten Rohrkrepierer eingehandelt. Jetzt werden noch einige sunnitisch-irakische Nationalisten aus Saddams ehemaliger Armee dazukommen, die bislang nach dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund" für die Islamististen gekämpft hatten. Die Zerstörung des kulturellen Erbes der Nation wird Nationalisten ganz unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit gar nicht gefallen.

[AlexRE]

Noch schneller als durch die wachsende Zahl der Feinde dürfte es mit den Islamisten zu Ende gehen, wenn die Auffassung dieses deutschen Jura - Profs. Günther Jakobs in Europa in Mode käme:

Sind die Terroristen nun Feinde oder Bürger?

(...)

In den letzten zwanzig Jahren hat der Bonner Strafrechtsprofessor Günther Jakobs, einer der scharfsinnigsten, gnadenlosesten und gründlichsten Denker seiner Zunft in der europäischen Nachkriegszeit, das Bild eines sogenannten Feindstrafrechts entworfen – zunächst vorsichtig, kritisch, distanziert; später auf irritierende Weise bestätigend und fordernd.

Jakobs geht davon aus, dass es zunächst ein Bürgerstrafrecht gibt (und geben muss), also ein Strafrecht des Staates, das für all diejenigen gemacht und auf diejenigen angewandt wird, die innerhalb der (jeweiligen) staatlichen Gemeinschaft – im Sinne einer gemeinsamen Kultur – leben, leben wollen und als solche anerkannt werden. So ein Strafrecht für seine Bürger entwickelt jede staatlich verfasste Gemeinschaft zur Regulation und Verfolgung von abweichendem Verhalten in ihrem Inneren.

Daneben aber gibt es (oder sollte es nach Jakobs geben) ein Strafrecht für "Feinde", also für Personen, die nicht bloß einzelne Gesetze übertreten, deren Geltung sie im Grunde anerkennen (auch der Dieb möchte durch das Bürgerstrafrecht geschützt und nicht bestohlen, der Vergewaltiger nicht vergewaltigt werden) und die daher auch wir als Mitbürger anerkennen. Sondern für Personen, die die jeweilige Rechtsordnung als solche im Grunde und im Ganzen verwerfen und deshalb zerstören wollen. Nach Ansicht von Jakobs muss der Rechtsstaat, will er sich nicht in pure Vernichtung flüchten, rechtzeitig Prinzipien und Grenzen des Umgangs mit solchen Feinden entwickeln, um sich selbst nicht aufzugeben. Denn: Einerseits darf er die Rechtsgüter gegenüber einem zerstörerischen Angriff nicht preisgeben, den er mit den Mitteln der "Bürgerstrafrechts" nicht aufhalten kann; andererseits darf er Prinzipien einer zivilisierten Gesellschaft nicht opfern, welche für seine eigene Legitimität unabdingbar sind.

Man hat Herrn Jakobs viele Vorwürfe gemacht wegen der "Erfindung" des Feindstrafrechts – obgleich er es nicht erfunden, sondern nur beschrieben hat. Viele halten ihn für eine Wiedergeburt des Staatsrechtlers und politischen Philosophen Carl Schmitt: eines erbarmungslosen Zuende-Denkers von Ideen, die in den 1930er Jahren zur Affirmation der schrecklichsten Gewalt des NS-Staates führte und keine Grenzen mehr anerkannte hinter der bloßen Funktionalität von Legitimation: Recht als willkürliches Instrument von Gewalt.

(...)

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-01/thomas-fischer-strafrecht-voelkerrecht/seite-2

Die Amis finden diese Sichtweise bestimmt gut. Sie diskutieren das Thema allerdings nicht auf rechtsphilosophischer Ebene, sondern sie machen einfach - z. B. in Guantanamo.

[Staber]

Feinde oder Bürger!
Das überwiegende Verhalten unserer Regierungs- und anderen Mainstream-Parteien könnte allerdings eine ähnliche Frage aufwerfen: "Sind deutsche, mittelständische Bürger, die sich endlich hörbar darüber beschweren, daß ihnen von der Politik die Lebensgrundlagen zugunsten einiger weniger immer mehr entzogen werden, nun Bürger oder Feinde?"

[AlexRE]

"Sind deutsche, mittelständische Bürger, die sich endlich hörbar darüber beschweren, daß ihnen von der Politik die Lebensgrundlagen zugunsten einiger weniger immer mehr entzogen werden, nun Bürger oder Feinde?"

Nach unserem professoralen Vordenker in Sachen "Feindstrafrecht" wären aufmüpfige Bürger natürlich immer noch Bürger. Das Problem dabei ist aber sicherlich, dass so ein Sonderrecht ziemlich leicht ausgedehnt werden könnte, wenn die richtigen Halunken an die Regierungsmacht kämen.

Abgesehen davon frage ich mich, wieso der Herr Professor statt über ein spezielles Feind"straf"recht nicht über ein allgemeines Kriegsrecht nachdenkt, das auch auf nicht staatliche Feinde von Rechtsordnungen anwendbar wäre. Vielleicht führt der Gesichtspunkt, dass solche Vögel wie die RAF - Terroristen dann tatsächlich (wie seinerzeit von ihrem Verteidiger Otto Schily gefordert) als Kriegsgefangene gelten müssten, bei dem Feindstrafrechtsexperten zur Einstellung jeder Überlegung in Richtung des Begriffes "Kriegsrecht".

[Staber]

Es gibt zu diesem Thememkomplex ein lesenswertes Buch, welches auch die historische Entwicklung unseres Rechtsstaates mit einbezieht:
Thomas Darnstädt , "Der globale Polizeistaat"

http://www.amazon.de/Der-globale-Polize ... 3421044031

Peter Ustinov hat die immer noch aktuelle Lage in einem seiner letzten Interviews mal so zusammengefasst:

Terrorismus ist der Krieg der Armen
Krieg ist der Terrorismus der Reichen Wie ich finde treffend!

[maxikatze]