Uel hat geschrieben:Dass es ein Mob war, beweist nicht nur dieses Ultimatum eines Demonstranten an einen gewählten Präsidenten in kürzester Zeit die Stadt zu verlassen, sondern auch die Plünderung der Sammlungen des Historischen Museums der Stadt Kiews.
Selbst wenn das kein legitimer "act of power" eines dazu berechtigten Volkssouveräns war (ich habe kürzlich auf unserem Schweiz - thread gelesen, dass ein Volkssouverän klauen dürfe), kann es keinen russischen Einmarsch unter Missachtung bestehender Garantien für die territoriale Integrität der Ukraine rechtfertigen. Ein derartiger Bruch friedenssichernden internationalen Rechts ist nämlich durch überhaupt keinen denkbaren innerukrainischen Vorgang zu rechtfertigen.
Wenn die gesunde und bewaffnete Person A die bettlägrige und unbewaffnete Person B erschießt, können sämtliche Zeitungs- und Internetschreiber der Welt eine Million Seiten mit den moralischen Abgründen der Person B und Entschuldigungsgründen für die Person A füllen und ich brauche keine einzige davon zu lesen, um hinsichtlich der Legalität und Legitimität der Erschießung zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen. Das konnte nämlich nicht einmal theoretisch legal und legitim sein, weil Todesschüsse das nur in Notwehrsituationen sein können und Notwehr unter den gegebenen Umständen nicht vorliegen kann.
Die Erleichterung darüber, dass die chaotische Ukraine keine Atomwaffen mehr besitzt, halte ich auch deshalb für überaus voreilig. Abgesehen davon, dass in eine Ukraine mit Atomwaffen niemand einmarschiert wäre, muss die durch amerikanische und russische Völkerrechtsverletzungen abnehmende Zuverlässigkeit des friedenssichernden Instrumentariums völkerrechtlicher Gestaltungen
zwingend dazu führen, dass weltweit jede Regierung eines Landes mit schwer berechenbaren Nachbarn ganz neu über eigene Verteidigungsmöglichkeiten aller Art auch durch die Anschaffung von Massenvernichtungsmitteln nachdenken wird.
Wie gesagt - von mir aus können die medialen USA - Kritiker Putin und seine "gelenkte Demokratie" heilig sprechen, ich interessiere mich nach wie vor in erster Linie für die weiter zunehmenden Verrottungserscheinungen an unserem eigenen Demokratiemodell. Wer aber ernsthaft glaubt, dass man gefährliche Konflikte heruntermoderieren kann, indem man die Beute in den Händen von Aggressoren anerkennt und sie so beschwichtigt, muss schon eine bemerkenswert selektive Wahrnehmung der Weltgeschichte haben.