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Asylbewerber in Schwäbisch Gmünd: Kofferschleppen für 1,05 Euro die Stunde
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Seit Montag helfen Asylbewerber den Reisenden beim Koffertragen. Zehn Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, Afghanistan und Pakistan, die in einer Unterkunft in Schwäbisch Gmünd leben, haben sich freiwillig zum Dienst gemeldet. In Zweierteams tragen sie in zwei Schichten von 6.15 Uhr bis 18 Uhr das Gepäck der Bahnfahrer. Sie haben rote T-Shirts mit der Aufschrift "Service" bekommen, tragen Namensschilder und Strohhüte, die vor der heißen Sonne schützen sollen.
Schwaben zahlen angeblich gutes Trinkgeld
Der Lohn ist bescheiden: Sie verdienen gerade einmal 1,05 Euro die Stunde. Das ist der Maximallohn für Asylbewerber - mehr lässt das deutsche Asylbewerberleistungsgesetz nicht zu. "Das ist keine Summe, die als Anreiz dient", räumt auch Markus Herrmann, Sprecher der Stadt Schwäbisch Gmünd ein. Die Stadt, die sich die Kosten des ungewöhnlichen Projekts mit der Bahn teilt, würde den Flüchtlingen gerne mehr Lohn für die Arbeit zahlen, darf aber nicht. "Gebt den Kommunen die Freiheit, was zu tun", appelliert Hermann an die Bundesregierung. "Das würde den Alltag der Integration erleichtern."
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Sonnenschein+8+ hat geschrieben:Deutsche täten sich aufregen ohne ende wenn sie das machen müssten
maxikatze hat geschrieben:Mein schlechtes Gewissen könnte ich nur beruhigen, wenn ich dem Kofferträger zusätzlich Trinkgeld geben würde.
Staber hat geschrieben:Es ist ja so, das diese Menschen interniert sind und ich sage dies, wenn auch provokant,das gab es im Deutschen Reich auch schon und da hat man sich der Zwangsarbeiter bedient. Für mich sind diese Parallelen nicht zu übersehen.
Doch die Bahn ist am dritten Tag überraschend aus dem gemeinsamen Projekt ausgestiegen.
Als Grund gab sie die Bedingungen für die Beschäftigung an. Die neun Flüchtlinge sollten 1,05 Euro pro Stunde verdienen, mehr ist per Gesetz nicht erlaubt. Das sei der Bahn so nicht bekannt gewesen, sagt Bahnsprecher Martin Schmolke. Die Aufgabe der Asylbewerber soll nun Bahnpersonal zu Konzerntarifen übernehmen.
Ulla Jelpke: "Flüchtlinge als Kofferträger zu engagieren, ist kein Beitrag zur Integration, sondern ein schamloses Ausnutzen ihrer Lebenssituation." Das sei "Kolonialherrenart".
Nach 30 Jahren permanenter Vermögensverdichtung durch Abkoppelung der Masse der Menschen vom Wirtschaftswachstum und Zusammenschaufeln der gesamten Früchte des Wachstums auf wenigen großen Haufen dürften die solventesten Staaten eigentlich überhaupt keine Zinsen mehr bezahlen. Im Gegenteil, die müssten Negativzinsen / Geldaufbewahrungsgebühren berechnen, weil man nur bei ihnen größere Geldbeträge sicher unterbringen kann.
Das wäre die natürliche Konsequenz von Henry Fords bereits sehr früh verkündeter Erkenntnis, dass Autos keine Autos kaufen. Wenn man die gesamte Wirtschaftsleistung immer nur für die weitere Vergrößerung weniger großer Vermögen verwendet, kann die Realwirtschaft natürlich irgendwann nicht mehr die Zinsen und Mieten aufbringen, die diese Vermögen zu ihrem Selbsterhalt und weiterem Wachstum brauchen.
Stattdessen haben die Industriestaaten mit ihren Rettungspaketen einen Ausweg für die Vermögensbesitzer und - verwalter geschaffen, nämlich statt der nicht mehr möglichen Zinsgeschäfte mit solventen Privatschuldnern gegeneinander zu zocken und die Verlierer von den Steuerzahlern der Industrieländer auffangen zu lassen.
Das wird aber nur solange funktionieren, wie sich die Steuerzahler das gefallen lassen. Die sind nämlich gleichzeitig auch die Wähler der Regierungspolitiker der Industrieländer. Wenn die irgendwann merken, dass der frühere Leistungswettbewerb längst durch die Vermögensverdichtung beendet wurde und dass der Reichtum einer kleinen Minderheit wie weiland im Feudalismus nur noch durch staatliche Zwangsumverteilung von unten nach oben fortexistiert, werden ganz sicher alle Karten neu gemischt werden.
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