Ricarda hat geschrieben:Die Behörden sollten sich fragen, warum das so ist. Jeder Mensch hat das Recht auf ein menschenwürdiges Dasein, egal, wie er sich verhält, d.h. Wohnung, Essen, medizinische Grundversorgung. Unstreitig sind bei weitem nicht genügend Arbeitsplätze da. Man müsste es also für die, die grundsätzlich arbeitswillig sind, attraktiv machen, dass sie sich nicht kontrolliert und mit Misstrauen überhäuft fühlen, sondern den Eindruck hat, dass alle in einem Boot sitzen und für jeden das Beste erreichen wollen.
Mag sein, dass die Langzeitarbeitslosen wenig motiviert sind, sich um Arbeit zu bemühen, aber die Motivation geht auch deshalb gegen Null, weil das System ist, wie es ist.
Es ist auch kontraproduktiv, wenn die Arge behauptet, sie lade zu Terminen, um die Arbeitswilligkeit zu prüfen, und in Wahrheit oft genug versucht wird, Termine zu finden, die besonders schwierig zu managen sind, z.B. Brückentage, oder kurzfristige Termine, wenn Kinderversorgung nicht mehr organisiert werden kann.
Wenn einem Menschen nur mit Misstrauen begegnet wird und er niemals Vertrauen erwerben kann, sondern allenfalls in der Wartestellung dessen ist, dem man noch nichts Negatives nachweisen konnte, kann man nicht erwarten, dass der sich verantwortungsbewusst verhält oder sein Selbstwertgefühl bewahren kann. Auch das ist Voraussetzung dafür, dass man sich etwas zutraut.
Nun, ein menschenwürdiges Dasein ist mit ALG II im Normalfall (Sonderfälle mit speziellen Krankheiten, Behinderungen etc. mal außen vor!) garantiert. Und das - sieht man von der Beantragung alle 6 Monate (?) ab - für eine Gegenleistung von genau zero.
Da nun aber Solidarität keine Einbahnstraße sein kann (sonst fliegt uns der Laden recht schnell um die Ohren), muss man von Empfängern solcher Transferleistungen gewisse Gegenleistungen erwarten können. Und seien es nur solche Grundtugenden wie Ehrlichkeit im Antrag, Angabe von Vermögen oder Einkommen etc. Bei mir kriegen FA und Asozialverarschungsämter sämtliche Daten aus meinem Arbeitsverhältnis per EDV, die Abzüge passieren ebenfalls automatisch.
Man könnte natürlich auch fragen, ob den existenziellen Grundbedürfnissen nicht auch über ein Sachleistungssystem genüge getan werden könnte. Das ist bei den GutmenschInnen aller Ideologien, Kasten, Farben und Lager natürlich undenkbar - aber nach meiner Menschenwürde als Finanzier von Betrügern (und von Betrug in immer größerem Rahmen) fragt ja auch keiner. Mache ich mich eigentlich strafbar? Steuerzahlung als Anstiftung zu Betrug?
Dass die Ämter größtenteils am Problem vorbei agieren und vorbei hyperventilieren (von "arbeiten" kann man in diesem Zusammenhang nicht sprechen!), ist dabei systemimmanent (Ämter sind nun mal so, waren immer so und werden immer so sein). Denn Ämter unterliegen keinerlei Erfolgs-, Produktivitäts- oder Effizienzkontrolle, sie können ihren Alltag so gestalten, wie sie es selbst für richtig halten. Und dabei kommt dann eben raus, dass sie über hyperaktives Tun Quantität statt Qualität produzieren, am Ende also lediglich Scheinerfolge. Ein Grund dafür: Ämter (also auch Arbeitsämter und Argen) leben davon, immer einen gewissen Grundbestand an Verwaltungsmasse zu haben. Diese werden verwaltet, schikaniert, drangsaliert - aber Vermittlung in eine richtige Stelle darf nur selten passieren, weil sonst ja der Grundbestand abnimmt und damit die eigenen Jobs gefährdet werden. Ein bisschen Fluktuation ist durchaus gewünscht (um auch mal mit Erfolgen prahlen zu können), aber es dürfen auf keinen Fall mehr Vermittlungen als Neuzugänge sein.