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Butterwegge: Die Entwicklung der Rente hat wenig mit der demografischen Entwicklung zu tun. Allerdings wird immer so getan, als handle es sich hier um ein Naturereignis: Wenn die Gesellschaft kollektiv altert, müssten die Renten sinken oder die Beiträge drastisch steigen. Das ist aber eine politische Milchmädchenrechnung. Denn die Höhe der Rente ist keine Frage der Biologie: Wie alt ist die Gesellschaft? Sondern erstens eine Frage der Ökonomie: Wie groß ist der gesellschaftliche Reichtum zu dem Zeitpunkt, zu dem die Rente bezahlt werden muss? Und zweitens eine Frage der Politik: Wie wird der ja weiter wachsende gesellschaftliche Reichtum auf die einzelnen Schichten und Altersgruppen verteilt?
Die Demografie fungiert als Mittel der sozialpolitischen Demagogie, weil eine Entwicklung als zwangsläufig dargestellt wird, die politisch gestaltbar ist. Wenn das Bruttoinlandsprodukt steigt - alle vorliegenden Prognosen besagen das - und wenn die Bevölkerungszahl gleichzeitig abnimmt, dann ist ein größerer Kuchen auf weniger Menschen zu verteilen. Für alle müsste genug Geld da sein. Es ist aber ungerecht verteilt, und zwar nicht zwischen den Generationen, sondern innerhalb jeder Generation.
tagesschau.de: Aber das Problem bleibt doch, dass immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner finanzieren müssen?
Butterwegge: Das gelingt ihnen dann ohne Schwierigkeiten, wenn die Arbeitsproduktivität steigt und damit der gesellschaftliche Reichtum - gerade von mir mit einem Kuchen verglichen - wächst. Wer schon mal den Kuchen für einen Kindergeburtstag gebacken hat, weiß: Wird die Torte größer, die Zahl der Besucher aber kleiner als erwartet, ist für jedes Kind ein größeres Tortenstück da.
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