Empörung über Contergan-Denkmal
Die einen kündigen eine Demo an, die anderen bleiben ganz weg: Das erste Contergan-Denkmal wird morgen in Stolberg enthüllt - gegen den Willen vieler Geschädigter. Und das nicht nur, weil ausgerechnet der Pharmakonzern Grünenthal die Skulptur bezahlt.
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„Wir können uns mit diesem Denkmal nicht identifizieren", sagt Ilonka Stebritz, Sprecherin des Bundesverbands Contergangeschädigter, in dem der überwiegende Teil der 2400 in Deutschland lebenden Opfer organisiert sind. Vielen von ihnen stößt bitter auf, dass das Mahnmal ausgerechnet vom Pharmakonzern Grünenthal finanziert wird, der Firma, die das gefährliche Schlafmittel Contergan vor gut 50 Jahren auf den Markt brachte und hernach jahrzehntelang mit den Opfern über mögliche Entschädigungen stritt. „Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Grünenthal mit möglichst wenig Einsatz für uns Geschädigte möglichst viel für sein eigenes Image tut“, sagt Stebritz.
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http://www.fr-online.de/panorama/contergan-skandal-empoerung-ueber-contergan-denkmal,1472782,17006012.html
Immerhin hat die Firma Grünenthal sich gelegentlich der Einweihung des Denkmals erstmals offiziell entschuldigt:
http://www.rp-online.de/gesundheit/news/contergan-hersteller-entschuldigt-sich-erstmals-1.2975361
So eine Entschuldigung ist rechtlich gesehen kein hohler und unverbindlicher Spruch. Das könnte in zukünftigen Rechtsstreitigkeiten um die Spätfolgen für die Geschädigten als Eingeständnis der schuldhaften Verursachung des Schadens gewertet werden und deshalb ein Zeichen dafür sein, dass Grünenthal solche Prozesse nicht mehr führen und sich freiwillig - zumindest dem Grunde nach - als verantwortlich für diese Spätfolgen erklärt.
Die Empörung der Sprecherin des Bundesverbandes könnte also etwas voreilig sein.