gelesen bei taz:
http://www.taz.de/Abstufung-Deutschlands-droht/!97956/Welche Rolle spielt die Staatsverschuldung für Ratings? Sie scheint recht nebensächlich zu sein. Wenn man sich das Rating einzelner Länder ansieht, fällt auf: Länder mit einer ähnlich hohen Staatsverschuldung erhalten unterschiedliche Ratings. So kommen die USA auf eine Staatsverschuldung von 100 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung – trotzdem werden sie von Moody’s mit der Bestnote Aaa versehen. Spanien hingegen hat nur eine Staatsverschuldung von 80 Prozent, wird aber abgestraft – mit einem Baa3, das sind neun Stufen unter den USA. Ähnlich seltsam ist der Vergleich mit Großbritannien: Das Land hat eine Bankenkrise wie Spanien und ist ökonomisch ruiniert. Trotzdem hat es ein Aaa.
Warum stehen die USA und Großbritannien besser da? Anders als die Europäische Zentralbank dürfen die Bank of England und die Fed die Staatsanleihen ihrer Länder aufkaufen. Die Kreditgeber können sicher sein, ihr Geld wiederzusehen. Dies wird belohnt – mit einem uneingeschränkten Aaa.
Mehr über das totsichere Geschäft der Ratings zu lesen bei Heise (Buchbesprechung):
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36852/1.html
Haften Rating-Agenturen im Falle eine Falschprognose?
Werner Rügemer: Nein, sie haften grundsätzlich nicht. Jedem einzelnen Rating einer Agentur ist eine Klausel beigegeben, dass die Agentur nicht für Folgen haftet, die aufgrund der Verwendung von Ratings zustande kommen, sei es direkt oder indirekt. Alle Agenturen bezeichnen jedes ihrer Ratings als "freie Meinungsäußerung"
Wem gehören die Agenturen?
Werner Rügemer: Mit dieser Frage kommen wir zum Kern der Sache. Deshalb wird diese Frage in der Öffentlichkeit und in den Parlamenten nie gestellt, hier wird verbissen geschwiegen. Das ist ein untrügliches Zeichen, dass es hier um einen zentralen Sachverhalt geht. Die beiden größten Agenturen Standard & Poor’s und Moody’s gehören einer Reihe von Hedgefonds: Capital Group, Blackrock, Vanguard, State Street, T. Rowe Price. Sie sind die Haupteigentümer der Agenturen, übrigens in dieser selben Reihenfolge bei beiden Agenturen. Dann folgen noch Banken wie die Bank of New York, Versicherungen wie die Allianz sowie weitere Hedgefonds und Investmentgesellschaften.
Eine Ausnahme macht Moody’s: hier hat der bekannteste US-Spekulant, Warren Buffett, über seine Berkshire Hathaway Holding traditionell einen ständig wechselnden Anteil.
Wie treffsicher sind überhaupt die Ratings der Agenturen?
Werner Rügemer: Sie sind in der Regel sehr treffsicher, wenn man von den Interessen der Eigentümer der Agenturen und der Finanzindustrie ausgeht. Diese Interessen bestehen darin, dass die Kreditnehmer, beispielsweise Staaten, sich möglichst umfangreich und langfristig verschulden. Denn für die Kreditgeber gibt es kein besseres Geschäft. Das ist besonders in den sogenannten Krisen der Fall, wenn die Zinsen, von den Ratings "beflügelt", immer höher steigen. Ähnliches gilt für die Wertpapiere, die von den Finanzakteuren ans Publikum oder an andere Finanzakteure verkauft werden: je höher das Rating, desto teurer lassen sich die Wertpapiere verkaufen.