Wie ich soeben aus einem Protestschreiben nordrhein-westfälischer Hausärzte erfahren habe, sollen die Verwaltungskosten der Krankenkassen das gesamte Honorar deutscher Hausärzte übersteigen. Es müsste jedem klar sein, dass das nicht ohne erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung der deutschen Bevölkerung bleiben kann.
Angesichts dieses in unbeschreiblicher Weise aufgeblähten Verwaltungsapparats, der schon häufig kritisiert, aber nie wirklich durchgreifend gemindert wurde, scheinen mehrere Änderungen unabdingbar, um den derzeit ungebremsten Niedergang dieses Landes in allen möglichen Lebensbereichen, zumindest in diesem günstig zu beeinflussen.
1. Die 'Allmacht' der Krankenkassen muss gebrochen werden. Das 'Diktat' der Vertretungen dieser Institutionen in allen möglichen Bereichen des Gesundheitssystems, häufig zum Nachteil der Patienten, ist nicht mehr hinnehmbar. Doch solange Patienten sich alles bieten und vorschreiben lassen, wird sich nichts ändern. In allen möglichen Lebensbereichen gilt die Regel, wer das Geld hat, bzw. bringt, hat das Sagen; nicht so im Gesundheitssystem. Die über die Beitragssätze zu Zahlungen Gezwungenen, also diejenigen, die das Geld liefern, haben hier gar nichts zu melden... Bezeichnend für die 'Qualität' des Systems.
2. Die Einkünfte der Chefetagen dieser Institutionen, insbesondere derer Vorstandsvorsitzenden muss notfalls gesetzlich festgelegt und auf einem deutlich niedrigeren Stand als heute festgeschrieben werden. Es kann angesichts der angespannten Lage des Gesundheitssystems nur als unvertretbar angesehen werden, dass Vorstandsvorsitzende gesetzlicher Krankenkassen teils deutlich mehr als 200 000 € jährlich einnehmen; von verdienen möchte ich hier nicht unbedingt sprechen. Beispiel: Der Vorstandsvorsitzende der DAK bekommt laut Meldung von krankenkassen-direkt.de aus 2004, 221.000 € pro Jahr, dessen Stellvertreter je 210 000 €. (Aktuellere Zahlen waren momentan nicht zu bekommen, es dürfte jedoch mehr als unwahrscheinlich sein, dass die Einkommen zwischenzeitlich gesunken sind...)
Quelle: http://www.krankenkassen-direkt.de/news ... s=72260160
3. Der Verwaltungsaufwand der Kassen muss einem alljährlichen, explizit einer Wirtschaftlichkeitprüfung unterliegenden, Monitoring unabhängiger Wirtschaftsinstitute unterzogen werden. Dieser muss die gesetzlich normierte Möglichkeit beinhalten, den Verwaltungsaufwand der Krankenkassen jeweils auf den wirtschaftlichst möglichen Stand vorzuschreiben und dessen Einhaltung konsequent durchzusetzen. Die Finanzierung dieser Aufwandsprüfung dürfte sich, zumindest teilweise, schon einmal aus oben genannten Einsparungen bestreiten lassen.
Die angesprochenen Änderungen entsprechen nur einem dringend notwendigen Minimalerfordernis; weitere müssten wahrscheinlich folgen.