Welt am Sonntag Drucken Bewerten Autor: Olaf Gersemann|06:14.
Der amerikanische Starökonom Martin Feldstein über den Unsinn von Brüsseler Krisengipfeln und transatlantische Verstimmungen
Unter den international führenden Wirtschaftswissenschaftlern hatte die Europäische Währungsunion nie viele Anhänger. Doch kaum ein renommierter Ökonom hat den Euro so früh und so deutlich zur Schnapsidee erklärt wie Martin Feldstein. Der Harvard-Professor prognostizierte bereits im Jahr 1992, der Euro werde sich als eine "wirtschaftliche Bürde" für Europa erweisen. Heute sieht sich "der Mann, der die europäische Schuldenkrise vorhersah" ("Washington Post"), bestätigt.
Welt am Sonntag: Professor Feldstein, vor zehn Jahren begrüßten die Europäer mehrheitlich freudig die neuen Euro-Münzen und -Banknoten. Sie dagegen warnten, die Währungsunion werde womöglich zu Kriegen innerhalb Europas führen. Ihre Furcht war reichlich übertrieben, oder?
Martin Feldstein:
Danke, dass Sie mir Gelegenheit geben, etwas klarzustellen. Als ich 1997 einen Artikel über die Währungsunion für "Foreign Affairs" schrieb, haben die Herausgeber clever die Zeile "Der Euro und Krieg" auf die Titelseite gehoben. Viele Leute, von Jean Monnet bis hin zu Helmut Kohl, haben behauptet, dass eine Gemeinschaftswährung Krieg verhindern werde. Ich habe nur eingewandt, dass es dafür keine Garantie gibt. Die Vereinigten Staaten hatten schließlich auch schon 75 Jahre lang eine gemeinsame Währung, als der große amerikanische Bürgerkrieg ausbrach. Und ich habe gesagt, dass es Spannungen und Konflikte geben wird. Die sehen wir ja auch heute, sowohl innerhalb Europas als auch in gewissem Maße zwischen Europa und den USA.
http://www.welt.de/print/wams/wirtschaf ... aette.html