Schulden

Hier wird das wirtschaftspolitische Profil für die Zeit nach der 2. Parteigründung diskutiert.

Schulden

Beitragvon Uel » Fr 12. Nov 2010, 15:33

Finanzwirtschaftliche Aufgaben der Staatsverschuldung


http://www.nachdenkseiten.de/?p=7276#more-7276

Hier sind mal Ansätze zum Nachdenken, ob Schulden, insbesondere Staatsschulden immer was Nachteiliges sind und die Verarmung der Kinder und Enkel bewirken oder ob sie nicht auch einen Beitrag zur Bereicherung liefern. Mich würde gern mal die Meinung der Leser auf diesem Forum interessieren.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Schulden

Beitragvon AlexRE » Fr 12. Nov 2010, 16:44

Richtig ist, dass die Summe aller Privatvermögen nicht zuletzt durch die staatliche Steuerzurückhaltung und Ausstattung der Wirtschaft mit günstigen Krediten in den letzten 20 Jahren sehr viel stärker gestiegen ist als die Staatschulden. Gesamtwirtschaftlich betrachten hätten wir also ein sehr gutes Geschäft gemacht. Diese gesamtwirtschaftliche Betrachtung ergibt aber nur Sinn, wenn man voraussetzt, dass der Staat bzw. die Steuerzahler der Zukunft zu gegebener Zeit auch Zugriff auf einen Teil der enormen Privatvermögen nehmen können, etwa durch Substanzsteuern (Vermögenssteuer, Grundsteuern etc.) oder durch eine einmalige Vermögensabgabe.

Das ist natürlich aus politischen Gründen höchst fraglich ...
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Schulden

Beitragvon AlexRE » Mi 19. Okt 2011, 20:52

Noch was zum Thema "Schulden":

Link
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Re: Schulden

Beitragvon PeterS » Do 20. Okt 2011, 06:49

Kennt Ihr das, wenn Ihr im Gedankengang einen Fehler fühlt ohne ihn benennen geschweige den fassen zu können?

Diesen Gedankengang habe ich seit einiger Zeit im Bezug auf die KRISE.

Da dieser Gedankengang im Kreis verläuft, ist es offenkundig egal, wo ich einsteige, deswegen einfach mal beim Wachstum.

Wir leben auf einem endlich großen Planeten mit endlich vorhandenen Rohstoffen, mit endlich vorhandenem Platz, mit endlich möglicher Nahrungsmittelversorgung, auch mit oder trotz Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Frage ist ja nicht, ob diese sogenannten zweite und dritte Weltländer ihr maximales Wachstum erreichen werden, sondern wann!

Deutschland als Paradebeispiel hat in den meisten Sparten ein maximales Wachstum erreicht. Kühlschränke, Fernseher, Telefon, KfZ, Fahrrad – auch mit H4 ist da in der Regel nur noch ein Ersatzinvest vorgesehen, das Wachstum ist also gegen Null angekommen.

Mit dem jetzigen Geldsystem benötigen wir aber ZWINGEND Wachstum, da wir permanent – ob selbstverschuldet oder nicht bleibt sich gleich – die Schulden erhöhen. Das heißt nichts anderes, als daß wir Geld leihen – von wem ist auch egal – um damit alte Schulden, sprich Darlehen, die fällig geworden sind, zu begleichen. Der Grund dafür ist, daß wir eine Gebühr, die sich permanent vergrößert (Zins), erwirtschaften müssen. Ich will das nicht ankreiden, derjenige, der Geld verleiht, bekommt dafür einen Gegenleistung, eben eine Gebühr.

Dies bedeutet aber, daß permanent Produkte mit der Zeit teurer werden müssen, um die Gebühren zu erwirtschaften, da diese mit der Zeit immer höher werden, da wir immer höhere Darlehen benötigen, um die alten geringwertigeren Darlehen zu bedienen. Da Produkte immer teurer werden, müssen die Verdienstmöglichkeiten also Löhne, Gehälter und sozialseitige Einkommen (H4) angepasst werden.

Soweit ist es noch logisch, jetzt kommt mein erster Gedankenstörer. Wenn doch ein jeder nach gewisser Zeit mehr Geld in der Tasche hat, also mehr Geld in das Darlehen tilgen kann/könnte, warum erhöht sich dann trotzdem permanent die Schuld?

Es gibt mindestens zwei logische Antworten.
1. Die Erhöhung der Geldeingänge fällt niedriger aus, als die Erhöhung der Gebühren. Logisch, weil man auf sein Gehalt keinen Zinseszins erhält...
2. Trotz höherem Geldeingang verschuldet man sich, weil man etwas einkauft, was man sich nicht zwingend leisten kann, das Darlehen wird es richten, mit der Konsequenz der erhöhten Gebühr. (Ob das der 50“ Flachbildschirm oder der Reichstagsneubau ist, egal)

Dieses System könnte trotzdem funktionieren – macht es ja auch über Jahrzehnte – da es sich gegenseitig aufschaukelt. Die Regel ist: Mehr Geld = mehr Schuld, oder umgekehrt.

Dieses System ist logisch, ist durchschaubar und auch in Maßen funktionell, es ist auch physisch darstellbar.

Dieses System hat aber eine Spielergänzung. Dies ist die virtuelle Welt, das Casino ohne physikalischen Hintergrund, mein nicht greifbarer Gedankengang.

Bilanzen sind angeblich ausgeglichen, Aktiva und Passiva heben sich gegenseitig auf, das Soll und Haben bewegen sich auf einer gleichen Linie.
Wenn jetzt an den Börsen spekuliert, gewettet wird, erhalten Menschen, neuerdings auch ohne Einsatz (also anders als beim Lotto, wo sich der Gewinn aus den eingezahlten Beträgen abzüglich einer Gebühr für den Staat ergibt) viel, viel Geld. Sie leihen sich eine Aktie und wetten auf deren Wert nach einer gewissen Zeit und wenn diese Menschen dann richtig gewettet haben, bekommen sie mehr Geld, als alle zusammen eingezahlt haben.

Um beim Lottobeispiel zu bleiben: Wenn 10 Leute Lotto spielen mit jeweils 1 Euro Einsatz, werden 10 Euro abzüglich der Gebühr für den Staat ausgeschüttet.

Wenn einer an der Börse wettet und sich eine Aktie gegen eine Gebühr von 1 Euro ausleiht, kann er theoretisch eine unendliche (eben das, was der „Markt“ so hergibt) Ausschüttung erhalten.

Woher kommt die Ausschüttung? Die ist doch physisch nicht vorhanden, es ist doch „nur“ virtuelles Geld.

Die Bilanz ist meiner Meinung nach also verschoben.

Um diese Bilanz auszugleichen, müßte also wer auch immer dem Wetter aus seinem Vermögen Geld geben. Da das Vermögen nicht vorhanden ist, muß es erfunden werden, um die Bilanz künstlich auszugleichen.

Dabei stellen sich mehrere Fragen:

- Wer ist derjenige, der das Vermögen erfindet
- Warum MUSS er das Vermögen erfinden
- Wer übernimmt für das erfundene Vermögen die Absicherung
- Warum MUSS man die Absicherung übernehmen

Die Fragestellung kann ich lustigerweise mit unendlichem Wachstum weiterführen, da es auf ein beantwortetes Warum? immer ein weiteres Warum? gibt, probiert es aus. Ist so ähnlich wie mit der Kreiszahl Pi.

Im Internet kursiert dieser angeblich lustige Satz: „Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer.“

Wenn wir, die wir alle mehr oder weniger sorgfältig die Aussagen der Eliten (lach) beobachten, so ergeben sich Schulden, die ich mir persönlich nicht vorstellen kann. Zwei rausgegriffen:
BRD offiziell über 2 Billionen
USA offiziell über 14 Billionen

Da ist Griechenland ein Sparstrumpf gegen oder eher ein Peanut.

Wenn ich alle Länder der Erde zusammen nehme, komme ich bestimmt über 30 Billionen Dollar, Euro, DM egal, auch egal, können von mir aus auch 100 Billionen sein.

Jetzt kommt mein nächster nicht greifbarer Gedankenknick.

Wenn alle Länder dieser Erde verschuldet sind, wenn die Banken alle Hilfe benötigen, sprich Geld, wenn die Unternehmen aus Liquiditätsmangel pleite gehen, wenn die Weltbilanz ausgeglichen sein soll,

wer zum Henker hat das Geld???

Logische Antworten erbeten. Macht mir den Vulkanier.
Wehrt Euch, wenn nicht jetzt, wann dann?
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Re: Schulden

Beitragvon AlexRE » Do 20. Okt 2011, 22:28

PeterS hat geschrieben:Kennt Ihr das, wenn Ihr im Gedankengang einen Fehler fühlt ohne ihn benennen geschweige den fassen zu können?


Ja, so einen Fehler fühle ich z. B. bei der Lektüre Deines Beitrags. ;)

Das Thema ist viel zu komplex, um meine Bedenken gegenüber den Ansätzen, die alle Probleme über das Geldsystem erklären wollen, in einem Beitrag umfassend darzustellen. Ich beginne deshalb mit ein ganz klein wenig Vulkanier - Logik und stelle zunächst einmal zwei Fragen:

1. Wie teuer wäre ein Auto, wenn es nur solche Hersteller und Zulieferer gäbe, die gleichzeitig alle dafür nötigen technischen Kompetenzen erworben und genug Geld geerbt hätten, um sich die notwendigen Werkzeuge und Maschinen zu kaufen? Andere Hersteller und Zulieferer gäbe es nämlich nicht ohne Kreditwirtschaft - und damit nur seeeehr wenig Konkurrenz in dem Geschäft.

2. Wie belastend würdest Du das böööööhse böse böse Zinsgeschäft empfinden, wenn es nur Pensionsfonds betreiben dürften? Mit der Folge, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer keinen Cent mehr in ein umlagefinanziertes Rentensystem stecken müssten, weil mit den Zinsen für die Maschinen und den Mieten für die Wohnungen der Arbeitnehmer gleichzeitig die Pensionen aller Ruheständler gezahlt würden?

Zur Erläuterung vorab: Ich will darauf hinaus, dass es kein im Geld- und Kreditsystem unmittelbar angelegtes Problem gibt. Es gibt nur ein Problem mit der Vermögensverdichtung in zu wenigen Händen. Dieses Problem allein ist der Krankheitsherd, die beängstigenden Ziffern zur Staatsverschuldung und Kapitalvernichtung in Krisenzeiten stellen nur die Verbreitungswege und Symptome der Krankheit dar.
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Re: Schulden

Beitragvon Uel » Do 20. Okt 2011, 22:51

Hallo Peter,

ich greife mal auf Wiki zurück, da mir das Ganze für eigene Worte zu schwierig ist:

>>>Geldschöpfung und Geldmengenwachstum
Die Menge des vorhandenen Geldes hängt wesentlich vom Umfang der Kredite bzw. dem Volumen der von Banken mit zusätzlich erzeugtem Geld angekauften Aktiva ab. Die Geldmenge wird in der Regel immer größer, kann aber auch schrumpfen (Deflation). Außerdem ist die Geldschöpfung abhängig von Vermögenswerten, die von den Kreditnehmern ihren Banken als Sicherheiten für ihre Kredite verpfändet werden können, und ohne die keine Kredite vergeben werden.
Unter den derzeit üblichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann nur eine verschuldete Gesellschaft über werthaltiges Geld verfügen. Bis auf wenige Ausnahmen wie bei umlaufgesichertem Geld - ist in der gängigen Sichtweise der Banken alles Geld von vorn herein mit Zins belastet. Das Zahlen von Zinsen an die Geld erzeugenden Banken ist demnach die Voraussetzung für das Vorhandensein von Geld. Banken erzeugen bei der Kreditvergabe stets zusätzliches Geld, das vorher nicht vorhanden war und können durch Ankauf werthaltiger Aktiva Geld erzeugen. Dass sie vom Kreditnehmer für das von ihnen erzeugte Kreditgeld die Zahlung von Zinsen verlangen, führt dennoch nicht dazu, dass die Banken durch Kreditvergabe am Ende des Prozesses über das zurückgezahlte Geld und die gezahlten Zinsen verfügen, weil das Geld mit Rückzahlung des Kredits wieder vernichtet wird. Dieser scheinbare Widerspruch gründet in der Geldmengendefinition.<<<


http://de.wikipedia.org/wiki/Geldsch%C3%B6pfung

Obwohl mir der ganze Prozess des Geldschöpfens nicht hinreichend klar ist, so weiß ich aber, dass sich hier für einen Teil die Antwort auf Deine Frage nach dem Verbleib des Geldes versteckt.


Da die Banken Kredite nur mit 2% bei der Zentralbank absichern müssen, können sie mit Ausweiten der Kreditvergabe ihr Volumen ver50fachen, das ist ein großer Hebel um Geld zu schaffen.
Wenn wir nun fordern, dass alle möglichst ihre Kredite zurückzahlen sollten, keine Kredite mehr aufnehmen sollen und Schuldenbremsen einführen, muss sich da nicht zwangsläufig Geld verringern?


Auch Deine Überlegungen über das Wachstum in einer teilweise gesättigten, endlichen Welt wird auch schon volkswirtschaftlich diskutiert: ob der Kapitalismus auch ohne Wachstum existieren kann z.B. im Buch Tim Jacksons: Wohlstand ohne Wachstum.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Schulden

Beitragvon PeterS » Fr 21. Okt 2011, 06:19

Ich sehe, mein Gedankengang ist nicht nachvollziehbar für Euch :|

@ Alex und Uel
Erstmal habe ich kein Problem mit Zinsen, da es logischerweise Sinn macht eine Gebühr zu nehmen als Ausgleich für ein Darlehen. Gebühr=Zins.

Angeblich wird Geld vernichtet durch Rückzahlung von Krediten, angeblich sinkt die Geldmenge in Krisenzeiten.

Mein Problem besteht in der veröffentlichen Tatsache, daß trotz Krisenzeiten die Bonizahlungen für Bankangestellte gestiegen sind, daß Banken Milliardengewinne eingefahren haben (obwohl das Geld bei Rückzahlung eines Kredites "vernichtet" wird), daß das sogenannte Volksvermögen gestiegen ist und auch gleichzeitig die Volksschulden. Volksvermögen ./. Volksschulden = Nullsummenspiel, macht noch Sinn.

Nur nocheinmal, und das ist mein Gedankenproblem, wenn alle so tolle Gewinne eingefahren haben, wenn alle so viel Guthaben auf dem Konto - natürlich nur durchschnittlich - haben, warum haben alle plötzlich diesen extremen Bedarf an noch nicht vorhandenem Steuerzahlergeld?

Ich versuche das immer auf meine kleine Welt runter zu brechen. Nehmen wir an, daß ich in 2010 einen Gehaltsüberschuß erzielt habe. Ich habe 100 Euro übrig (Gewinn), ich habe alle Verpflichtungen beglichen und ich bekommen von meinem Chef einen Bonus von 10 Euro, weil ich so tolle gewinnbringende Verträge abgeschlossen habe. Diese 110 Euro liegen seit 01.01.2011 auf meinem Küchentisch, der mir 1,5 % Zinsen zahlt :ugeek: (Woher er die nimmt, ist mir schleierhaft, hat er die irgendwo erwirtschaftet oder sich selbst geliehen)
In 2011 sagt ein Wirtschaftsweiser, daß das Wachstum nicht so doll wird, es ist gerade mal so groß wie die Inflation, deswegen mache alle Huuuuh und kaufen plötzlich nichts mehr zusätzlich. Dadurch sinken alle Erwartungen, alle machen wieder Huuuh, der Wirtschaftsweise kommt wieder ins Spiel und erklärt, daß auch 2012 das Wachstum eher gegen Null laufen wird. Ende 2011 habe ich mein Gesamtgehalt erhalten, konnte damit meine Gesamtverpflichtungen erfüllen, konnte keinen Gehaltsüberschuss erwirtschaften, weil im Sommer 2011 ein Kühlschrank für 100 Euro als Ersatz gekauft werden mußte und meine Vertragsabschlüsse waren nicht so doll, so daß mein Chef mir keinen Bonus zahlen konnte.

Auf meinem Küchentisch liegen plötzlich 1,65 Euro mehr (die scheinen aus einem Paralleluniversum dahin gefallen zu sein) ich besitze also 111,65 Euro.

Warum benötige ich nun einen Rettungsschirm?

Nachtrag: Ich weiß, daß das sehr, sehr vereinfachend ist, aber wir sollten das Gesamtsystem vereinfachend betrachten. Wenn die BRD 2,2 Billionen offizielle Schulden hat, hat ein anderer 2,2 Billionen im Guthaben. Wer zum Henker hat die 2,2 Billionen? Alex, Uel, Peter?
Wehrt Euch, wenn nicht jetzt, wann dann?
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Re: Schulden

Beitragvon Staber » Fr 21. Okt 2011, 10:48

Hallo Freunde!

Endlich die neue Deutschland-Hymne .

Angesichts der vielen Rettungspakete und Transferzahlungen
wurde die Deutschlandhymne umgeschrieben und angepasst.
Von wem ist unbekannt.
Die neue Hymne ist nun endlich EU-Konform.

Deutschland, Deutschland, zahl' für alles,
Zahl' für alles in der Welt,
Zahl' für Griechenland, zahl' für Portugal
Ganz Europa braucht Dein Geld,
Alle armen Staaten kriechen In Dein grundsolides Zelt -
Deutschland, Deutschland, zahl' für alles,
zahl' für alles in der Welt!


Deutsche Wirtschaft und Konzerne,
Deutsche Börse, Deutsche Bank
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Nimm's dem Volke, gib's den Mächtigen
Unser ganzes Leben lang -
Deutsche Wirtschaft und Konzerne,
Deutsche Börse, Deutsche Bank
!


Freigiebigkeit, Stolz und Dummheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle leben
Großzügig mit voller Hand!
Freigiebigkeit, Stolz und Dummheit
Sind für Schulden der Garant -
Zahl' im Schatten dieser Schulden,
Zahle, deutsches Vaterland!


Gruß Staber
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
Lord George Gordon Noel Byron
Gesund bleiben !
Gruß Staber
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Re: Schulden

Beitragvon GasGerd » So 23. Okt 2011, 16:11

PeterS hat geschrieben:Diese 110 Euro liegen seit 01.01.2011 auf meinem Küchentisch, der mir 1,5 % Zinsen zahlt :ugeek: (Woher er die nimmt, ist mir schleierhaft, hat er die irgendwo erwirtschaftet oder sich selbst geliehen)
In 2011 sagt ein Wirtschaftsweiser, daß das Wachstum nicht so doll wird, es ist gerade mal so groß wie die Inflation, deswegen mache alle Huuuuh und kaufen plötzlich nichts mehr zusätzlich.


Selbst bei Null Wachstum werden immer noch Mieten bezahlt und die Kredite für Investitionen weiter bedient, solange die Investoren nicht alle pleite gehen. Für den genannten Minizinssatz reicht das allemal, nicht aber für die zweistelligen Renditen, die sich die Bankmanager als Zielvorgabe gesteckt haben.

Heute läuft ein bankenkritischer thread auf dem mainstream - Forum von gmx / web.de, auch das breite Publikum dort ist nur noch misstrauisch. Und Vertrauen kann man bekanntlich leichter verspielen als neu aufbauen. Ich habe mal einen Alternativvorschlag gemacht, der ganz gut angekommen ist:

HSF, Seite 1

"
LZB Leitzins 1,25% für Kredite die die Bank aufnimmt!

Kleiner Mann/Frau Hypothekenzins 5%
Kleiner Mann/Frau Sparbuch 0,25%-2,7%
Kleiner Mann/Frau Kreditzinsen 3,99%-12,99%
Kleiner Mann/Frau Dispozinsen 6,95%-13,99%
Kleiner Mann/Frau hohe Konto- und Bearbeitungsgebühren
Kleiner Mann/Frau Beratung Vermögensanlage mit hoch spekulativen Anlagen (Monopolyspiel auf Kosten der Anleger mit Gewinnen für die Bank)

Der Sparzins liegt unter der Inflationsrate da macht es also nichts, wenn das Geld mal eine Zeit lang unter der Matratze liegt.
(Der Verlust der Zinsen macht bei 10.000,-- Euro und 1% Verzinsung gerade mal 100,-- Euro im Jahr aus!)
Das sollte der Denkzettel wert sein!

Nur mal so zum Nachdenken!"

Unter diesen Umständen ist der größte Vorteil des Kontos für die kleinen Leute die Aufbewahrungsfunktion (Matratzen sind nicht sicher gegen Einbruchdiebstahl und Wohnungsbrände) und die Teilnahme am bargeldlosen Geldverkehr. Kein Konto zu haben ist ja mit vielen praktischen Problemen verbunden.

Auf die lächerlichen Zinsen, die die Bonzen den Kleinen abgeben, kann man dagegen wirklich leicht verzichten.

Ich meine deshalb, dass man etwas neues erfinden müsste, um die Beutelschneider unter Beteiligung vieler Menschen und damit effektiv boykottieren zu können. Irgendeine gemeinnützige und genossenschaftlich organisierte Einrichtung, die gegen geringe kostendeckende Gebühren ausschließlich Geld aufbewahrt und Überweisungen tätigt und sich jeglicher Zinsgeschäfte enthält. So eine Einrichtung bräuchte m. E. noch nicht einmal eine Banklizenz.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post ... p=119#jump
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Re: Schulden

Beitragvon Uel » Di 25. Okt 2011, 00:03

PeterS schrieb ...
Ich versuche das immer auf meine kleine Welt runter zu brechen. Nehmen wir an, daß ich in 2010 einen Gehaltsüberschuß erzielt habe. Ich habe 100 Euro übrig (Gewinn), ich habe alle Verpflichtungen beglichen und ich bekommen von meinem Chef einen Bonus von 10 Euro, weil ich so tolle gewinnbringende Verträge abgeschlossen habe. Diese 110 Euro liegen seit 01.01.2011 auf meinem Küchentisch, der mir 1,5 % Zinsen zahlt (Woher er die nimmt, ist mir schleierhaft, hat er die irgendwo erwirtschaftet oder sich selbst geliehen)
In 2011 sagt ein Wirtschaftsweiser, daß das Wachstum nicht so doll wird, es ist gerade mal so groß wie die Inflation, deswegen mache alle Huuuuh und kaufen plötzlich nichts mehr zusätzlich. Dadurch sinken alle Erwartungen, alle machen wieder Huuuh, der Wirtschaftsweise kommt wieder ins Spiel und erklärt, daß auch 2012 das Wachstum eher gegen Null laufen wird. Ende 2011 habe ich mein Gesamtgehalt erhalten, konnte damit meine Gesamtverpflichtungen erfüllen, konnte keinen Gehaltsüberschuss erwirtschaften, weil im Sommer 2011 ein Kühlschrank für 100 Euro als Ersatz gekauft werden mußte und meine Vertragsabschlüsse waren nicht so doll, so daß mein Chef mir keinen Bonus zahlen konnte.

Auf meinem Küchentisch liegen plötzlich 1,65 Euro mehr (die scheinen aus einem Paralleluniversum dahin gefallen zu sein) ich besitze also 111,65 Euro.

Warum benötige ich nun einen Rettungsschirm?

Nachtrag: Ich weiß, daß das sehr, sehr vereinfachend ist, aber wir sollten das Gesamtsystem vereinfachend betrachten. Wenn die BRD 2,2 Billionen offizielle Schulden hat, hat ein anderer 2,2 Billionen im Guthaben. Wer zum Henker hat die 2,2 Billionen? Alex, Uel, Peter?


Lieber Peter,
vor einem ¾ Jahr wusste ich auch nicht, dass Privatbanken Geld schöpfen dürfen. Ich dachte, dass dürfte nur die Zentralbank per Gelddrucken machen. Ich wünschte, ich wäre einem Demagogen aufgesessen oder jemand könnte mir hier klar machen, dass ich mit meinem Geschichtchen falsch liege:

Dein Tischchen ist ja kein einfaches Tischchen, sondern ein Zaubertischchen, ein immer sprudelndes Tischleindeckdich. Du legst die 110€ ja nicht nur auf den Tisch, sondern verlangst, dass Dein Geld arbeitet und Zinsen abwirft, bist bescheiden mit 1,5%. Aber was soll Dein armes Tischlein machen, woher selbst die lausigen 1,65€ Zinsen nehmen, die real erst einmal nicht da sind. Dein Tischchen hat aber halt die Lizenz zum Zaubern. Weil Deine 110€ real daliegen, hat es die Lizenz vom Magier (Politiker),bis zur Grenze von 5´500€ Geld an die Vorbeikommenden aus Deiner Bekanntschaft zu verleihen, wenn sie entsprechend vertrauenswürdig sind. Auf dem Tisch liegen ja schließlich Deine 110€ als Sicherheit. Nach einem Jahr bekommt es, wenn es fürs Verleihen 5% genommen hat, zusätzlich zu den 5´500€ noch 275€ zurück. Die 275€ - 55€ kommen in die Schublade, die 5‘500€ plus 55€ ins Geheimfach (Zentralbank) von dem Du mal was zugeraunt bekommen hast, aber was Du, selbst wenn Du es gefunden hättest, garantiert nicht öffnen kannst. Das zu Deinem Tischlein, dem unbekannten (Bank)Wesen. Deine lausigen 1,65€ Zinsen kann es inzwischen leicht aus der Schublade bezahlen.

Was ist, wenn Deine vertrauenswürdigen Bekannten fürs nächste Jahr eine Rezession erwarten, und dann im Januar lieber keinen neuen Kredit aufnehmen? Dann sind im Gegensatz zum Dezember ca. 5´500€ weniger Geld in Deiner Bekanntschaft verfügbar, die Geldmenge ist geschrumpft, die Rezession nimmt ihren herbeigeredeten Anlauf.

Aber als Optimisten setzen wir lieber auf Aufschwung: Deine Frau, Du hast es gar nicht bemerkt, hat ein besseres Verhältnis zum Tischchen, schließlich ist sie es ja auch, die es pflegt. Weil Du eine sparsame und umsichtige Frau hast, hat sie 440€ abgeknapst und bekommt wegen des guten Verhältnisses 3% Zinsen. Warum hat das Tischchen Deine Frau so gern? Weil mit ihrer Hilfe das Volumen der möglichen Kreditvergabe um 22`000€ auf nun mehr 27`500€ angewachsen ist.
Aus Euren mickrigen 550€ hat das Tischlein am Ende des Aufschwung-Jahres 1375€ in seine offiziellen Schublade gestopft und zeitweise 27´500€ in Eure optimistische Bekanntschaft geblasen, wenn das keinen Aufschwung antreibt! Gut, Eure Zinsen müssen wir noch abziehen, aber Eure 14,85€ sind wohl kaum erwähnenswerte Peanuts, ehr schon die 275€ an das Geheimfach.

Warum brauchst Du einen Rettungsschirm? Wenn ALLE Deine vertrauenswürdigen Bekannten schlimme Finger sind, das Tischchen sich also getäuscht hatte und keine Zinsen und auch in diesem Jahr das Geld leider noch nicht zurückbekommt, sondern man deutet an, dass man ohne Anschlusskredit event. Konkurs anmelden müsse. Dann hat das Tischchen zumindest ein Problem mit dem Geheimfach. Dem muss es z. B. 275€ Leihgebühr für das viele Geld zahlen und es hat nun nur noch 218,35€ aus dem Vorjahr in der Schublade, weder Euer Geld noch Eure weiteren Zinsen sind also schnell verfügbar. Du glaubst nicht, dass alle Deine Bekannten auf einem Schlag nicht bezahlen können ? ... ich auch nicht! Was ist aber, wenn Dein Tischchen eine faule Socke ist, nicht all Deine z. B. 15 Bekannten unter die Lupe nehmen will, sondern lieber den überzeugend auftretenden Griechen aus Deiner Bekanntschaft den gesamten Betrag zur Verfügung stellt. Ist ne Menge Arbeit weniger, nennt man Rationalisierung wie bei der Deutsche Bank, wo man auch schon mal den Kleinkunden die Tür vor der Nase zuschlug. Bei solchen Großkunden sind Totalausfälle schon ehr möglich.

Bitte beweist, dass ich falsch liege!

PS.: Ich hab die 2,2 Billionen bestimmt nicht, :lol: … aber einen Teil davon haben z. B. die Kanalbauingenieure, die Vermessungsingenieure, Kanalbauarbeiter und – unternehmen, Brückenbauer ect., die z.B. jahrelang an der Verbreiterung des Dortmund-Ems-Kanals in meiner Nachbarschaft arbeiten und verdienen. Und das sind gerechtfertigte Schulden, denn warum soll nur die erbauende Generation die gesamte Zeche bezahlen und nicht auch die später nutzenden Generationen, bei einem Bauwerk das ein Jahrhundert halten kann, alles andere wäre volkswirtschaftliche Bilanzfälschung! Und für die Schulden des Staates bekommt die Gemeinschaft auch ein nachhaltig wertvolles Bauwerk, dies steht auf der anderen Seite der Bilanz.
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