PeterP hat geschrieben:Ich schaue mir auch seit ca. 25 Jahren interessiert die technische Entwicklung dieser Geräte an.
In der Frühzeit dieser Technik in den sechziger und siebziger Jahren wurde die Ausnahmen von dem allgemeinen Glücksspielverbot damit begründet, dass man ja nur 20 Pfennige pro Spiel riskieren würde und maximal 2 DM gewinnen könnte, was angeblich kaum einen Unterschied zu reinen Unterhaltungsautomaten ausmachte.
Dann wurden die Risikotasten erfunden und das Spiel scheibchenweise "verschärft". Zwischenstation in der Mitte der achtziger Jahre: Erhöhung der Einsätze auf 30 Pfennig, Risikotasten, Multispiele und die Chance auf Gewinne von mehreren hundert DM in einer "Serie". Auf der Jagd nach dieser Serie konnte man schon bis zu 72 DM pro Stunde und Automaten verspielen.
Die gesetzliche Auflage, dass sich in einem Raum maximal 2 Automaten befinden dürfen, wurde mit ganz kleinen Abtrennungen "erfüllt". Spielsüchtige konnten so in einer Spielhalle wegen der neuen Automatiktasten ohne weiteres an z. B. 12 Automaten in ihrem Blickfeld gleichzeitig spielen.
An den heute in Spielhallen vorherrschenden Automaten kann der Spieler auch noch die Höhe der Einsätze pro Spiel variieren und bis zu 2 € festlegen. Der höchstmögliche Gewinn an einem solchen Automaten beträgt 10.000 € in einem Spiel! (Automatentyp NovoLine 2, Spielvariante "Book of Ra")
Dazu kommt, dass es unter Kennern dieser Geräte ein offenes Geheimnis ist, dass die Spielabläufe von Programmierern in Zusammenarbeit mit studierten Psychologen gestaltet werden. So wird das individuelle Risiko jedes Spielers, an Spielsucht zu erkranken, fachmännisch maximiert.
So äußern sich Lobbysprecher des Parteispenders Gauselman zum Thema "Spielsucht":
„Was meinen wir damit, wenn wir von Sucht sprechen? Letztlich geht es um kurzfristiges, phasenweise oder dauerhaftes exzessives Verhalten. Um eine Verhaltensart, die im geringen Maße niemanden stört."
(...)
„Betrachtet man die derzeitig geführte Spielsucht-Debatte, die von ‚Suchtexperten‘ geführt und von Politikern aufgenommen wird, dann stellt sich die Frage, über welche Sucht spricht man eigentlich, beziehungsweise welche steht hier im Vordergrund: Aufmerksamkeitssucht, Mediensucht, Profilierungssucht, Raffsucht?“
(...)
„Was heißt spielsüchtig eigentlich konkret? Dass ich im Spiel versinke? Was ist dann mit den Gesellschaftsspielen wie Siedler, Doppelkopf, Bridge …“ Davon möchten Sie mehr lesen? Keine Sorge – es geht weiter: „Wir brauchen Sucht, denn Sucht ist etwas zutiefst menschliches, denn letztlich ist der Mensch vom Trieb gesteuert. Unser Verstand beziehungsweise die Disziplin sorgen dafür, dass unser Verhalten nicht ausufert und wir die Kontrolle behalten. Was ist Sucht also? Letztlich fängt Sucht doch dort an, wo Disziplin fehlt…“
Quelle:
gluecksspielsucht-saar.deDas ist natürlich nur eine Variante der sattsam bekannten Täterphilosophie, nach der die Opfer immer selbst schuld an ihrem Schicksal sind. Bemerkenswert ist in diesem Fall nur, wie unbefangen der Staat dieser Täterphilosophie beitritt, wenn es lukrativ für die etablierten politischen Parteien ist.
Übrigens ist auf der verlinkten Seite der Landesfachstelle Glücksspielsucht Saarland u. a. ein weiterführender Link zur Seite von Dr. Wozniewski, auf der wir verlinkt sind:
meudalismus.dr-wo.de