...ich nehme DJ's Bedenken auf: Da gerade die Schulpolitik bei uns seit 30-40 Jahren ein vermientes Propagandafeld ist und die Ideologen das größte Wort führen, so bin ich da so vorsichtig, dass ich noch zu keiner Meinung gefunden habe. Denn ich glaube, beide Systeme können Vorteile haben.
Ich gehöre zum letzten Jahrgang in NRW, der noch eine regelrechte Aufnahmeprüfung über 3 Tage für den Übergang ins Gymnasium machen musste, allerdings konnte man Wählen, ob nach dem 4. oder 5. Schuljahr. Meine Eltern wählten das 5. Schuljahr, es war ein Segen für mich und einige weitere Klassenkameraden, denn über Nacht waren wir die Besten, für meine Entwicklung war kein Jahr so gut wie dieses. Was also dagegen spräche, dass die Besten bis zum 6. Schuljahr die Entwicklung der Schüler "aus der 2. und 3. Reihe" behindern.
Sinn macht das Ganze für mich nur, wenn die Lehrpersonen das Lehrpensum für die gesamte Klasse nicht mehr sicherstellen können, aus welchen Gründen auch immer, und die besten Schüler als Hilfsassistenten benötigen werden, um die Aufgabe doch noch stemmen zu können. Und sei es nur , dass sie durch ihr einfaches Dasein das zahlenmäßige Gewicht von assozialen Störern mindern.
Aber dann sollte man doch lieber Praktikanten, Psychologen, Sozialtherapeuten oder "Assistenzlehrer" abstellen, als Kindern durch Kinderarbeit 2 Jahre zu stehlen. Dann kommt immer noch das Argument "soziale Kompetenz" auf. Aber überfordert man damit nicht Kinder, mit Problemen vor denen oft selbst Lehrer kapitulieren?
Diese sollte man den Leuten lieber über Wehr- oder Ersatzdienst nahebringen in Bundeswehr, Rote Kreuz, Technische Hilfswerk, Entwicklungsdienste, Dienste in Krankenhäusern und Altenheimen. Da können die dann inzwischen Volljährigen erstmals auch reale Verantwortung erfahren und üben. Sowas soll ja auch die Entwicklung wesentlich weiter bringen können.
Das Argument mit der verfassungsrechtlichen Beeinträchtigung ihres Rechtes auf Bildung halte ich nicht für zu Ende gedacht. Wenn es da nicht um einen relativen (den das eine wie das andere System erfüllen kann) sondern um einen absoluten Anspruch gehen sollte, dann könnten wir, wenn wir das auf andere Bereiche wie z. B. das Gesundheitswesen übersetzen, gleich den allgemeinen finanziellen Zusammenbruch entgegen sehen.
In der Technik hat man das Problem mit den Begriffen "allgemein anerkannte Regeln der Technik" und "Stand der Technik" versucht zu lösen.