Bad Oeynhausen
„Dass man versucht, diesen Mann in ein gutes Licht zu rücken – das ist das Allerletzte“Stand: 14:56 Uhr | Lesedauer: 7 Minuten
Von Tim Röhn
Ressortleiter Investigation und ReportageIm Juni wurde ein 20-Jähriger in Bad Oeynhausen totgeprügelt. Zwei Monate nach der Tat hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen jungen Syrer erhoben. Im Gespräch mit WELT äußert sich Dimitris Tsanis, der Vater des Opfers, erstmals ausführlich zu der Tat.
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Tsanis: Diese Leute wollten sich wohl profilieren. Mein Sohn hat noch gesagt: ‚Lasst uns in Ruhe! Geht weiter!‘ Und dann ging es sofort los. Der eine hat ihn zusammengeschlagen, zusammengeprügelt. Und selbst als mein Sohn auf dem Boden war, hat er nicht aufgehört, ihn zu schlagen und zu treten – gegen den Schädel, auf den Nacken, ins Gesicht.
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WELT: Der Haupttäter könnte nach Jugendstrafrecht bestraft werden.
Tsanis: Wer volljährig ist und einen Menschen tötet, muss nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Auch wenn der Mörder meines Sohnes erst 18 Jahre alt ist: Er wusste genau, was er da macht. Mein Sohn lag schon auf dem Boden, aus Ohren, Mund und Nase kam Blut. Und er hat weitergemacht. Er wollte meinen Sohn töten. Da muss es die härteste Strafe geben, die möglich ist.
WELT: Der Hauptbeschuldigte ist polizeilich mehrfach aufgefallen, etwa durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmittel-Delikte.
Tsanis: Mein Anwalt schaut sich das gerade sehr genau an. Wie kann es sein, dass der Mann nie verurteilt wurde? Warum lief er überhaupt noch frei herum? Was genau ist bei den einzelnen Verfahren passiert? Es ging ja nicht um Schokoladen-Diebstahl im Supermarkt, sondern um Einbrüche, um Raub. Hat die Justiz das einfach durchgehen lassen? Ich will das ganz genau wissen.
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