Matthias_Dilthey hat geschrieben:In der Schweiz wurde über ein Bau-verbot von Minaretten per Volksentscheid befunden.
Eine freie Glaubensausübung sollte Bestandteil jeder freiheitlichen Verfassung sein. Zur freien Glaubensausübung zählt auch die Möglichkeit, Gotteshäuser nach alten Traditionen errichten zu dürfen. Und zu einer Moschee gehört auch ein Minarett, wie zu einer christlichen Kirche ein Kirchturm. Diese Auffassung ist schlichtweg Fakt und gestützt von der in westlichen Demokratien üblichen Trennung von Staat und Kirche sowie vom Recht auf freie Glaubensausübung zwingend herzuleiten bzw. gedeckt.
Heute wurde in der Schweiz per Volksentscheid ein Verbot des Minarett-Baus ausgesprochen. Ein tiefgreifender Einschnitt in die Menschenrechte mit Signalwirkung sowohl für die islamische Welt, als auch für die christliche Welt.
Wussten die Menschen in der Schweiz eigentlich, was sie bei diesem Volksentscheid entschieden haben?
Letztendlich haben sich die Menschen in der Schweiz um ein wichtiges Menschenrecht gebracht, sind wie Lemminge der Propaganda einiger geistig verirrter Nationalisten gefolgt und "von der Klippe gesprungen". Kollektiver Suizid!
Die Abstimmung in der Schweiz, einem in direkter Demokratie sehr erfahrenen Land, hat damit belegt, dass mit dem Instrument der Volksabstimmung sehr vorsichtig umgegangen werden sollte ...
Aus
Forum der PsgD
Hallo Matthias,
so sehr ich Dich sonst (ausgenommen das BGE) schätze - hier hast Du Dich mbMn verrannt. Es ist Deine Meinung, die darfst Du haben und äußern - ich darf sie für falsch halten.
Auch ich meine, dass die Schweizer Bevölkerung nicht über die Religionsfreiheit i. e. S. (also die Freiheit des Einzelnen, einer bestimmten Religion anzugehören oder eben auch nicht) abgestimmt hat, sondern über die visuelle und akustische Darstellung von Religionsreklame und Macht- und Beherrschungsanspruch.
Was bei solchen Diskussionen immer zu kurz kommt, ist die von Alex so genannte "negative Religionsfreiheit" - insbesondere das Recht des Einzelnen, von Reklame und geäußerten Machtansprüchen diverser Religionen verschont zu bleiben. Und ja, ich würde das nicht nur auf Minarette beziehen, sondern ebenso auf Kirchen und Kirchtürme mit ihrem nervigen Gebimmel zu nachtschlafener und unchristlicher Zeit. Als ob die Jünger dieses Aberglaubens keinen Kalender und keine Uhr hätten.
Ich ganz persönlich würde sogar noch weitergehen und Religion zu 100 % zur Privatsache machen, also einen strengen Laizismus zur "Staatsreligion" machen. Weg mit der Kirchensteuer, weg mit dem Religionsunterricht, weg mit Konkordaten und ähnlichen Verträgen, die den Pfaffen Sonderrechte und finanzielle Privilegien gegenüber Anders- und Nichtgläubigen einräumen.
Wer meint, ohne eine wie im einzelnen auch immer geartete Religionskrücke nicht durchs Leben kommen zu können, darf das gern in Anspruch nehmen - soll dann aber auch für diese Dienstleistung zahlen. So wie ich meinen Friseur ja auch selbst bezahle.
Hinzu kommt natürlich, dass die blutige und massenmörderische Geschichte der pseudochristlichen (weil 150 % unjesuanischen!) Großsekten objektiv, unabhängig und umfassend aufgearbeitet werden muss. Wenn das und die finanzielle Entschädigung der Hinterbliebenen christlichen Terrors die Großsekten ruiniert, werde ich darüber ganz bestimmt nicht traurig sein.
Um auch noch mal kurz auf den Aspekt "direkte Demokratie" einzugehen: Selbstverständlich ist das Volk nicht davor gefeit, falsche Entscheidungen zu treffen. Da haben sie mit den Politkaspern im Kern etwas gemeinsam. Aber das Gesetz der großen Zahl und die kollektive Schwarmintelligenz der von den Entscheidungen direkt betroffenen Masse an Menschen sorgen in der Tendenz dafür, dass die Ergebnisse direkter Demokratie in Summe weniger falsch sind als die Entscheidungen weniger, von den Folgen nicht direkt betroffener Politkasper.