Lieber Alex,
es ging um Atomkriegsängste in meinem Beitrag.
Uel hat geschrieben:
Dann sollten wir ganz einfach und simpel verhindern, dass er mit deutschen Panzern angegriffen werden kann.
Das ist wirklich eine unglückliche Formulierung. Der Unterschied zwischen einem Aggressor und Menschen, die ihr Leben und ihre Freiheit gegen willkürliche Gewalt verteidigen, kann nicht deutlicher sein als im Falle des verbrecherischen Angriffskrieges der Moskauer Despotie auf die demokratische Ukraine.
Wie viel oder wie wenig Putin verbrecherisch ist, wird den Lauf der Weltgeschichte die Bohne interessieren. Relevant für den Lauf der Geschichte ist nur, ob der Westen klug gehandelt haben wird und die ganze Sache weltstrategisch JEDERZEIT unter Kontrolle gehalten hat. Natürlich kann man Angriffswaffen auch sehr gut zur Verteidigung nutzen, nur können damit auch leicht Eskalationen entstehen, wenn durchgeknallte Einheitsführer sie einfach anders nutzt als von der politischen Führung zugesagt. Nach erinnerter Filmdokumentation hatte selbst Kennedy sehr große Schwierigkeiten, schon feuernde Einheiten vor Cuba zurückzupfeifen.
Und die kriegsgeilen Meinungsmacher hier im Lande sind im doppelten Sinne verantwortungslos: sie haben keinerlei verantwortliche und relevanten Positionen inne und werden bei Fehlschlag ihrer lauten, aber unverbindlichen Forderungen niemals dafür Verantwortung übernehmen wollen oder müssen. Da ist mir ein eher von Überlegungen gesteuerter "Cunctator" wie Scholz sehr sympatisch.
Wenn modernste Angriffswaffen von Staaten in Konfliktgebiete geliefert werden in denen Atommächte auf beiden Seiten beteiligt sind, dann ist das Bild von Konfliktpartei und Einmischung ganz nah, wie auch damit das Drücken des Roten Knopfes.
Unsere vormaligen Politiker waren ja nicht bescheuert, wenn sie den Grundsatz definierten: keine Waffen in Kriegsgebiete. Das hat man inzwischen ja aufgeweicht, weil die Erfahrungen der Cuba Kriese durch den Zeitverlauf soweit verschwommen sind und man nach Verkünden "des Endes der Geschichte" nach der Auflösung des Ostblocks die Gefährlichkeit hochgerüsteter Atommächte einfach verdrängt hat.
Dann sollte man wenigstens noch auf das Argument Defensivwaffen pochen können. Denn nach dem US-Schweinebucht-Desaster in Cuba sollten die Atom-Raketen nach russisch-cubanischer Lesart ja auch nur als "Defensivwaffen" der cubanischen Selbstverteidigung dienen. Genauso wenig wie damals Atomraketen kann man heute Kampfpanzer als Defensivwaffen deklarieren.
Wenn man aber Russland wie eine Nicht-Atommacht behandelt, dann spielt man "russisches Roulette". Moralische Bewertungen sind bei der Frage "Überleben oder atomarer Untergang" dabei leider völlig belanglos.