von Uel » So 18. Sep 2022, 16:48
Um zu verhandeln braucht es keine Erfolge, Erfolge sind aber naturgemäß besser. Wirkliche Verhandlungen sind Marathons und nicht abhängig von Kurzfristigem.
Eine Wende im grundsätzlichen Geschehen kann doch nur stattfinden, wenn die Ukraiine russisches Territorim einnimmt oder z.B. bereit ist, Kriegsverbrechen gegen die russische Bevölkerung zu starten, z.B. Drohnenangriffe auf Moskauer Wohnviertel, sodass der Krieg mental in Russland ankommt und Putin ausreichenden Verhandlungsdruck oder Aufstands- und Putschängste bekommt. Haben die Amerikaner immer so mit Flächenbombardements gemacht, wenn Kriege zu "teuer" wurden. Kann aber auch nach hinten losgehen, wenn es die Betroffenen zusammenrücken lässt.
Bisher scheint der Krieg für Russen doch "nur" eine Bestrafungsaktion gegen Abtrünnige wie vorher schon in anderen ehemaligen oder noch formalen Teilrepubliken geschehen. Denn die Leute waren mal Bürger einer Großmacht und eventuell noch immer stolz darauf. Die Frage ist, ob die Ukraiine dauerhaft die Kraft aufbringen kann, den Russen die neuen Zeiten beizubringen und wie weit der Westen sich traut russisches Roulett der Einmischung zu spielen. Und geht die Mehrheit der europäischen Bevölkerung den gefährlichen Krieg mit, der sie staatspolitisch nicht wirklich sondern nur emotional was angeht.
Wie lange soll das dauern, bis sich Russland besiegt ergibt. Es scheint mir völlig unmöglich für die Ukraiine militärisch und die europäischen Wirtschaftsstrukturen durch die Sanktionen solange Krieg zu führen, bis Russland sich wirklich besiegt fühlt. Wie gesagt, das könnte nur Putsch oder Aufstand in Moskau abkürzen.
Ich hab es hier mal möglichst sachlich versucht, wie Frau Guerot auch. Alle andern hatten emotional Schaum vorm Mund oder ihnen war nicht logisch zu folgen. Sarrazin ist live ja ein Kläglichkeit.
Ja, Alex, der Krimkrieg ist nicht zu entschuldigen; ja, es ist ein Angriffskrieg, ja, es gibt Menschenrechtsverbrechen; ja, es wäre schön, wenn die Ukraiine im freien Raum entscheiden könnte; ja, die Ukraiiner haben schon oft unter den Russen gelitten ...
Aber es hilft nichts, die Realität hat kein erbarmen: Russland ist eine atomare (noch oder ehemalige) Weltmacht in einem gigantischen Territorium mit reichlichst Rohstoffen, nach denen die Welt (noch!? - z. B. Nordvietnam oder Nordkorea) giert. Ich glaube nicht, dass die Ukraiine in annehmbaren Zeitrahmen Russland derartig nachhaltig schädigen könnte, sodass sie ihre Maximalforderungen Krim, Ost-Ukraiine, EU-Mitgliedschaft und Nato-Mitgliedschaft durchsetzen könnte.
Bis auf die EU-Mitgliedschaft wünschte ich, sie könnte, aber mir fehlt der Optimismus.
PS.: Russland ist technisch und wirtschaftlich nicht so weit entwickelt wie die EU, und Knappheiten und Improvisationen gewohnt und damit vielleicht viel resilenter als die EU.
Liebe Grüße
von Uel
Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!