Ukraine

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Re: Ukraine

Beitragvon Staber » Mo 13. Jun 2022, 22:12

Moin!
Klar ist aus Sicht von Holocaust-Forscher Götz Aly, dass der Vergleich zwischen Putin und Hitler nur in mancher Hinsicht gemacht werden kann.
Die Vorbereitung und Rechtfertigung des Krieges ist eine dieser partiellen Parallelen. Hitler hat auch enorme Truppen aufmarschieren lassen, während gleichzeitig versichert wurde: 'Der Führer will nichts anderes als den Frieden‘.“
Ma sah auch ein analoges Vorgehen zwischen Putins gewaltsamer Aneignung der Krim, dem Vorgehen in der Donbass-Region und dem Angriffskrieg auf die Ukraine sowie Hitlers „Anschluss“ Österreichs, der Angliederung des Sudetenlands und der Zerschlagung der Rest-Tschechei.
Auch die Benutzung des Begriffs „militärische Spezialoperation“ in Bezug zum Kriegsangriff auf die Ukraine sowie Göbbels Instruktion „Gegenschlag“ statt „Krieg“ zu nutzen, zeigen Parallelen auf.
Es zeigen sich in Putins Aussagen zu angeblichen Neonazis und Drogensüchtigen in der Ukraine Ähnlichkeiten zu Hitler.
Nazi-Deutschland und das postsowjetischen Russland haben gemein, dass die Absetzung eines Alleinherrschers durch die nationale Staatsspitze nicht vorzustellen ist.
Die "Selbststilisierung zum Opfer mächtiger Feinde" verknüpft Ultranationalisten wie Hitler und Putin.
Angesichts des Ukraine-Kriegs 2022 hat der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad Russlands Präsidenten Putin mit Hitler verglichen. Putin sei "ebenbürtig mit Hitler", sagte der 41-Jährige nach einem Bericht der "New York Times", den slowakische Medien aufgriffen.
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Di 14. Jun 2022, 08:31

Der Vergleich kann sicher nicht in jeder Hinsicht gemacht werden, zumal Putin (wahrscheinlich) kein Rassist ist, der Völkermorde plant. Das Entsetzen über die Massenmorde der größten Verbrecher der Geschichte lässt aber in den Augen der meisten Menschen einen Gesichtspunkt verblassen, der für so ein Ranking der historischen Verbrecher sehr wichtig ist: Hitler war nach dem Bruch des Münchener Abkommens und kurz danach des Paktes mit Stalin der größte Vertragsbrecher und damit Verräter an der Zivilisation aller Zeiten. In der Folge hat niemand mehr mit ihm verhandelt, weil die Ergebnisse von Verhandlungen Verträge sind, die absolut keinen Wert haben, wenn sie von einem notorischen Vertragsbrecher unterzeichnet sind.

Da liegt der Schwachpunkt von Uels obigen Ausführungen zu historischen Vergleichen. Es kommt nicht darauf an, wer böser ist, sondern wie man aus der Situation herauskommt? Klar, manche Massenmörder in der Geschichte hätten womöglich früher ihre Gewaltexzesse eingestellt, wenn man ihnen intelligent ausgearbeitete Verträge angeboten hätte, möglicherweise sogar Dschingis Khan oder Pol Pot. Das entfällt aber, wenn man in der Hierarchie der größten Verbrecher den Vertragsbruch gewichtet. Da sind nämlich die Ausstiegswege aus der Gewaltspirale verbaut.

In einer nach diesen Maßstäben errichteten Verbrecherhierarchie kann Putin wegen der Verletzung des Budapester Memorandums und des Atomwaffensperrvertrages wahrscheinlich doch mit Hitler konkurrieren. Wenn sich herausstellen sollte, dass die von Putin erschwerte Begrenzung von Massenvernichtungsmitteln in der Zukunft Atomkriege verursacht, könnte er irgendwann sogar Platz 1 einnehmen und Hitler überholen.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Di 14. Jun 2022, 19:42

„Der Krieg wird auch an die Tür der Deutschen klopfen“ wenn wir weiterhin wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzen.


Mal ernshaft, Maxi, wie kommt man auf so etwas Abwegiges???

Ein Land mit atomaren Garantien und eingebettet in einem Bündnis mit relativ modernem Gerät ( die modensten Streítkräfte haben wahrscheinlich die Chinesen ) ist nun wirklich kein Kaninchen. Was schebt Dir denn vor, soll Europa sein ganzes Volksvermögen in Militärausgaben verjuksen und seine Staaten dann so verkommen lassen wie ehemals die DDR. Und das für eine Angsthysterie, die jegliche Erdung durch Fakten verloren hat und auf völlig Unwahrscheinliches setzt? Die Militärausgaben europäische Natoländer und USA (ohne Canada und kleinere europ. Nato-Länder) beliefen sich 2018 vermutlich auf ca. 860 Milliarden Euro (davor oder danach auch nicht wesentlich anders), Russland brachte es nur auf ca. 65 Milliarden. Da Russland nur eine Wirtschaftskraft wie etwa Italien hat und selbst schon überproportional viel für Rüstung ausgibt, sind seine begrenzten Möglichkeiten doch äußerst offensichtlich. Die Ukraine ist Russlands letzte Chance und die Ostukraine für Russland eine Wirtschaftschance bei Übernahme oder aber so total zerstört, dass sie die Ukraine als Regionalkonkurrenten um Jahrzehte wirtschaftlich zurückwerfen wird.

Der Ukraine-Krieg war doch der letzte Zeitpunkt für Russland, noch etwas für sein veraltetes Militär herauszubekommen, es durch die Ukrainer verschrotten zu lassen und dabei etwas zu gewinnen, bevor Russland sein Gerät selbst auf den Schrottplatz der Geschichte schicken müsste.

Dass der Westen aus Solidarität ohne Verpflichtung für die Ukraine welt-wirtschaftlichen Selbstmord verüben würde, davon hat Putin sicherlich noch nicht einmal zu träumen gewagt.

Quellen:
https://www.nato.int/cps/en/natohq/news_156770.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Verteidigungsetat
überschläglich ermittelt, wär toll, wenn sich mal jemand die Zeit nimmt, alle Natoländer mit ihren Währungen einzurechnen. Von den Kleinen wurden nur I, NL, DK, E und N versucht, einzupreisen.

Liebe Grüße
von Uel

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mi 15. Jun 2022, 00:27

Die Nato ist nicht ansatzweise so nahe am wirtschaftlichen Selbstmord wie Russland. Es gibt nach den irrsinnigen Rüstungsausgaben der letzten Jahre schon alles, was benötigt würde, um die Russen aus der Ukraine herauszuschmeißen - solange keine Atomwaffen im Spiel sind. Die Zurückhaltung bei der Lieferung überlegener Waffen ist nur dem Umstand geschuldet, dass alle Natostaaten einschließlich der USA die nukleare Eskalation vermeiden wollen.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Mi 15. Jun 2022, 07:53

Uel schrieb:
Mal ernshaft, Maxi, wie kommt man auf so etwas Abwegiges???


Hörst du Putin überhaupt zu?
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Re: Ukraine

Beitragvon Staber » Mi 15. Jun 2022, 21:35

Moin!
Zeit für Diplomatie war von 2014 bis Februar 2022.

Russland hatte seine roten Linien stets klar benannt und letztens im Dezember 2021 Vorschläge für ein gemeinsames Sicherheitssystem NATO/USA und Russland gemacht.
Das wurde brüsk abgelehnt. Zuvor schon war die Umsetzung von Minsk II durch Kiew verweigert worden und statt über den Neutralitätsstatus der Ukraine zu verhandeln, wurden ständig NATO-Übungen mit Kiews Militär durchgeführt, teils unter Beteiligung strategischer B52 Bomber.
Nun erleben wir die von Russland angekündigte "militärisch/technische Lösung".
Wenn der Westen nicht umgehend einlenkt ist m.E. folgendes Szenario wahrscheinlich:
Russland wird die Gebiete erobern, in welchen ein großer Bevölkerungsteil russlandfreundlich ist, dazu wird möglicherweise noch Charkiw und Odessa, sowie ein Streifen bis Transnistrien gehören.
Falls Kiew dann weiterhin nicht aufgibt und der Westen verstärkt schwere Waffen liefert, wird Russland wohl seine bisherige zurückhaltende Kriegsführung aufgeben und so wie es die USA in ihren Kriegen getan haben, die komplette Infrastruktur der westlichen Ukraine, d.h. alle wichtigen Brücken, Strassen, Bahnlinien, die Stromversorgung, ... aus der Luft zerstören. Da wird dann wenig übrig bleiben. Das wird der Westen nicht verhindern können.
Das ist es, was der Ukraine droht. Und sie sollte so klug sein, vorher schon Russland nachzugeben.
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Do 16. Jun 2022, 02:43

Was ist denn klug daran, die eigene Bevölkerung abschlachten zu lassen? In Sachen Minsk II würde ich mich wirklich besser informieren. Der Vertrag war von Anfang an von maximalem Entgegenkommen zur Beschwichtigung Russlands geprägt und ist trotzdem wie alle anderen der internationalen Sicherheit dienenden Verträge von Putin gebrochen worden.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Do 16. Jun 2022, 07:36

Staber schrieb:
Und sie sollte so klug sein, vorher schon Russland nachzugeben.


Moin,
nachgeben heißt, Russland zum nächsten Schritt zu animieren. Auch wir könnten uns - oder die baltischen Staaten sich unter Russlands Knute begeben, damit es keine Toten gibt. (Ironie aus)
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Do 16. Jun 2022, 10:42

maxikatze hat geschrieben:Staber schrieb:
Und sie sollte so klug sein, vorher schon Russland nachzugeben.


Moin,
nachgeben heißt, Russland zum nächsten Schritt zu animieren. Auch wir könnten uns - oder die baltischen Staaten sich unter Russlands Knute begeben, damit es keine Toten gibt. (Ironie aus)


Richtig, die Ermutigung eines Aggressors durch Nachgeben kann völlig aus dem Ruder laufen. Vielleicht ist der erfolgreiche Widerstand der Ukrainer sogar nötig, um zu verhindern, dass Putin völlig überschnappt und sich an Nato - Territorium vergreift. Dann wird die Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen größer, als sie jemals im kalten Krieg war
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Re: Ukraine

Beitragvon Staber » Do 16. Jun 2022, 19:03

Vielleicht ist der erfolgreiche Widerstand der Ukrainer sogar nötig,


Moin!
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 69189.html

War ganz überrascht mal eine andere Meinung zu hören. Tja, warum sollte man da noch schwere Waffen liefern.

Sprachschablone Ukraine wird gewinnen.......was denn nun! :roll:
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