Ukraine

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Re: Ukraine

Beitragvon Staber » Di 3. Mai 2022, 21:51

AlexRE hat geschrieben: andererseits das grobe Verhalten des ukrainischen Botschafters so eine Empörung hervorruft. ;)


Werter Alex!
Mit Recht!

Melnyk hat eine seltsame Auffassung von seinem Job. Für ihn gilt in Deutschland keine Notwendigkeit des Respekts vor der Regierung und keine Loyalität zwischen ihren Mitliedern anzunehmen. Verantwortung scheint ihm lästiges Beiwerk eines Kanzlers - Damit nicht genug, hat dieser "Botschafter" in M-V die Hafenarbeiter aufgefordert, einen legal Tanker mit Erdöl aus Russland nicht zu löschen! #Er mischt sich völlig ungestraft in Dinge der Landes- und der Bundesregierung. Seine Taktik ist, mit der Russlandhysterie zu spalten, unsere Politiker in eine Defensiv-Position zu bringen, aus der heraus sie mit Entschuldigungen um sich werfen und devot werden. Hat Herr M. sich schon einmal entschuldigt? Und das soll alles keine Empörung hervorrufen?? :roll: :roll: :roll: :roll:

# https://www.spiegel.de/wirtschaft/rosto ... b64ab83079
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Di 3. Mai 2022, 23:45

Erstens besteht für mich auch keine Notwendigkeit des Respekts vor irgendeiner deutschen Regierung der letzten 30 Jahre, und zwar für keinen einzigen Menschen auf der ganzen Welt.

Zweitens ist es m. M. n. - sorry - abwegig, von Russlandhysterie zu reden, während Putin den brutalstmöglichen Angriffskrieg führt und das internationale Recht in einem Ausmaß beschädigt bzw. völlig außer Funktion setzt, wie es seit Hitler noch nicht wieder vorgekommen war.

Wir haben es hier derzeit mit dem genauen Gegenteil von Hysterie zu tun, nämlich mit Ernüchterung.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Mi 4. Mai 2022, 07:40

Wir werden nicht kapitulieren
VON WLADIMIR KLITSCHKO
... Unseren Widerstand als Kriegstreiberei zu beschreiben und als eine Provokation Putins darzustellen, ist völliger Unsinn. Für das russische imperialistische Regime ist schon unsere Existenz eine Provokation, weil wir eine Demokratie sind. Also nein, wir werden unsere Identität nicht aufgeben, um den mörderischen Wahnsinn und die überholten Träume eines Diktators zu besänftigen. Und schon gar nicht, um einigen „Intellektuellen“ zu gefallen, die den Sinn für die Realität und die Vernunft verloren zu haben scheinen.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 02508.html
Der Brief von Schwarzer & Co ist unverschämt. Keiner von den Unterzeichnern hat konkrete Vorschläge zu bieten, die Putin zum Rückzug bewegen würden.
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mi 4. Mai 2022, 09:51

Ich finde ja bemerkenswert, dass das Beleidigen deutscher Politiker einerseits Volkssport hierzulande ist, andererseits das grobe Verhalten des ukrainischen Botschafters so eine Empörung hervorruft. ;)


Noch bemerkenswerter, lieber Alex, scheint mir zu sein, dass Dir als juristisch nicht Unkundigen der Unterschied zwischen pöbelnden Privatpersonen und einem von Ausland gesandten Diplomaten nicht geläufig sein sollte.
Liebe Grüße
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mi 4. Mai 2022, 10:45

aus dem Emma-Brief, was die Schnappatmung der anderen Seite auslöste:
Wir warnen vor einem zweifachen Irrtum: Zum einen, dass die (1.)Verantwortung für die Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprünglichen Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern.

Und zum andern, dass die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der (2.)weiteren „Kosten“ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle. Moralisch verbindliche Normen sind universaler Natur.


Zu 1. Nichts anderes haben die Nato-Staaten wärend ihren Beratungen zu weiteren Reaktionen auf den Krieg gemacht: was kann man noch verantworten, was nicht mehr? --- Was fordert Emma Zusätzliches?

Zu 2. Eine Selbstverständlichkeit, die jeder Rettungsdienstler oder militärische Unterführer kennen sollte. Die aber der ukrainischen Regierung völlig unbekannt zu sein scheint: Zivilisten und Soldaten gemeinsam in einem Stahlwerk bis zur letzten Patrone kämpfen zu lassen und nicht die rechtzeitige Ergebung vorzuschlagen. --- Wenn man den Satz durchdenkt und nicht zustimmt, dann sind wir wieder vor dem 1. Weltkrieg, dann können wir UN und deren Regeln wieder vergessen.

Abgesehen davon, das "Sich Verschanzen" in einem riesigen Stahlwerk ist auch eine volkswirtschaftliche Unsinnigkeit und nur richtig, wenn man die Gegend schon für die Zukunft aufgegeben hat und man das Prinzip verbrannte Erde auf den Gegner anwenden will. Historiker sollten später mal untersuchen, ob die Zivilisten nicht als Geiseln mißbraucht wurden oder ob auch die ukrainische Seite alles Menschenmögliche getan hat, um die Zivilisten da heraus zu bekommen.

So ein gigantisches Stahlwerk ist natürlich ein genialer Ort um Angriffskräfte sehr, sehr lange zu binden, wenn Kiew entschieden haben sollte, dass die Eingeschlossenen notwendige Kolateralschäden sind, sowohl militärisch als auch propagandistisch.
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von Uel

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mi 4. Mai 2022, 12:02

Uel hat geschrieben:
Ich finde ja bemerkenswert, dass das Beleidigen deutscher Politiker einerseits Volkssport hierzulande ist, andererseits das grobe Verhalten des ukrainischen Botschafters so eine Empörung hervorruft. ;)


Noch bemerkenswerter, lieber Alex, scheint mir zu sein, dass Dir als juristisch nicht Unkundigen der Unterschied zwischen pöbelnden Privatpersonen und einem von Ausland gesandten Diplomaten nicht geläufig sein sollte.


Juristisch ist eine Beleidigung immer eine unangemessene Herabwürdigung anderer Menschen, ob sie nun von Diplomaten oder Privatpersonen geäußert wird. Der Unterschied ist eine politische und keine juristische Kategorie. Noch so schwer nachvollziehbare politische Strategien der Ukrainer sind aber nicht das Bier von deutschen Internethelden, die sonst den ganzen Tag deutsche Politiker ausschimpfen.

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass Melnyk und Selenskyi mit ihren Unfreundlichkeiten gegenüber der deutschen politischen Klasse gar keine Strategie verfolgen, sondern von der Zögerlichkeit ausgerechnet der deutschen Helfer ernsthaft angeäzt sind.

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mi 4. Mai 2022, 13:12

Uel hat geschrieben:Historiker sollten später mal untersuchen, ob die Zivilisten nicht als Geiseln mißbraucht wurden oder ob auch die ukrainische Seite alles Menschenmögliche getan hat, um die Zivilisten da heraus zu bekommen.

So ein gigantisches Stahlwerk ist natürlich ein genialer Ort um Angriffskräfte sehr, sehr lange zu binden, wenn Kiew entschieden haben sollte, dass die Eingeschlossenen notwendige Kolateralschäden sind, sowohl militärisch als auch propagandistisch.


Dazu wird es wahrscheinlich keine Historiker brauchen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Familienangehörige der Kämpfer des Asow - Regiments, die Sippenhaft durch Russen oder Tschetschenen befürchten und sich deshalb in die letzte Verteidigungsstellung geflüchtet haben.

Irgendwie finde ich sehr erstaunlich, dass Palästinenser über viele Jahre hinweg Israel mit Billigraketen und Granatwerfen beschießen und dabei Schulen usw. als Basis benutzen können, damit das Echo aus Israel ein paar propagandistisch verwertbare tote Kinder liefert, ohne dass sich ein Sturm der Empörung gegen sie erhebt. Die westlichen guten Bürger möchten ja politisch korrekt israelkritisch bleiben.

Wenn sich aber ein Volk gegen einen Aggressor wehrt, den die guten Bürger nicht als Geschäftspartner verlieren wollen, werden den Verteidigern finstere Motive und Kriegführung auf Kosten wehrloser Zivilisten einfach so unterstellt, ohne dass die Nachrichtenlage das wirklich hergibt.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mi 4. Mai 2022, 15:45


Ich vermute mal, der für diese Sache wesentliche rechtliche Unterschied ist, einen Beleidiger kann man anklagen, ein Botschafter wird seinen Diplomaten-Pass zücken und sich über eine Klage amüsieren. Zum Ukraine-Botschafter: Es ist mir aber neu, dass diplomatisch im Deutschen frech und unverschämt bedeutet.
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Irgendwie finde ich sehr erstaunlich, dass Palästinenser über viele Jahre hinweg Israel mit Billigraketen und Granatwerfen beschießen und dabei Schulen usw. als Basis benutzen können, damit das Echo aus Israel ein paar propagandistisch verwertbare tote Kinder liefert, ohne dass sich ein Sturm der Empörung gegen sie erhebt. Die westlichen guten Bürger möchten ja politisch korrekt israelkritisch bleiben.

Wenn sich aber ein Volk gegen einen Aggressor wehrt, den die guten Bürger nicht als Geschäftspartner verlieren wollen, werden den Verteidigern finstere Motive und Kriegführung auf Kosten wehrloser Zivilisten einfach so unterstellt, ohne dass die Nachrichtenlage das wirklich hergibt.


Da ich die Verwendung des What-About-Jokers verabscheue mal die Sachlage: wenn Palestinenser und Israelis sich über eine Schule beschießen müssen, dann schickt keiner von beiden sofort die Rechnung an die europäischen Staaten oder verlangen, dass die zivilisierte Welt das trotz allem gut heißen muss. Die mangelnden Proteste bei jedem neuerlichen Anschlag sind wohl eher auf Resination wegen der Jahrzehnte langen unbeeinflussbaren Wiederholung zurück zu führen. Die Häme auf den scheinbar guten Bürger lässt Zweifel aufkommen: wenn es für solch ein existenzielles Problem wie die weitere Existenz eines europäischen Großstaates, den Rand des 3. Weltkriegs und/oder einer europaweiten Wirtschaftskrise nur eine erlaubte und erduldbare Meinung gibt, dann haben wir nicht nur den Begriff der Demokratie nicht verstanden, sondern verstehen noch nicht einmal den allgemeinen Prozess der Lösungsfindung.

Genauso wie es dem Wirt nicht schmecken muss, sondern dem Gast, so muss ein Kämpfer die Sicht des Gegners versuchen zu verstehen um seine Aktionen vorausahnend schon bekämpfen zu können und nicht auf seiner ersten Sicht der Dinge bestehen. Es hilft nicht, im Gegner nur einen total Bescheuerten zu sehen. Dies allerdings so zu sehen ist dann aber die Hauptaufgabe der Propaganda, den Massenmenschen ohne wenn und aber hinter eine Sache zu bringen. Ich hoffe wir sind hier jenseits der Propaganda.
Liebe Grüße
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mi 4. Mai 2022, 16:35

Mein Vergleich ist schon deshalb kein "whataboutism", weil er der Abgrenzung eines Beispiels tatsächlicher Instrumentalisierung eigener Zivilisten zur Kriegführung von der Situation der Verteidiger der Ukraine dient, wo dies nicht der Fall ist.

Aus der schlichten Tatsache, dass ein Aggressor keine Rücksicht auf Zivilisten nimmt, eine moralische Pflicht des Verteidigers zur Aufgabe abzuleiten, ist schon eine abenteuerliche argumentative Turnübung.

Übrigens wäre hier der einschlägige "whataboutism", auf die bösen Nordvietnamesen hinzuweisen, die trotz amerikanischer Flächenbombardements und vieler ziviler Toter nicht kapituliert haben. Das Beispiel habe ich aber nicht gebracht, sondern vielmehr eines, das einen echten Missbrauch von Wehrlosen zur Kriegführung aufzeigt, um so zu erklären, dass die Ukrainer das eben gerade nicht tun.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Do 5. Mai 2022, 07:27

Lars Eidinger, Mitunterzeichner des Briefes gegen Waffenlieferungen in die Ukraine, hat auf die Frage, wie er reagieren würde, wenn einer seiner Lieben mit einer Waffe bedroht und er die Chance hätte, den Angreifer zu töten, folgendes geantwortet:
Er würde nicht schießen, um die Aggressionsspirale nicht anzukurbeln. An diese Ideale glaube er auch heute noch, auch wenn es wie eine Utopie klingen mag.
:roll:
Das lasse ich unkommentiert stehen.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 97952.html
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