WELT - "Erdogan hat ausgerechnet in Europa mächtige Verbündete"
"Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Recep Tayyip Erdogan ganz allein dasteht. Ganz allein gegen die Macht der Märkte, die auf ihn und seine Wirtschaftspolitik nicht gut zu sprechen sind. Die sein Land schon längst auf „Schrottniveau“ herabgestuft haben. Doch es gibt mächtige Akteure, die ihm indirekt den Rücken stärken – weil sie es müssen. Weil sie eine Art Schicksalsgemeinschaft mit ihm eingegangen sind.
Die Rede ist von europäischen Banken, die auch nach vier Jahren türkischer Dauerkrise noch mit Milliarden am Bosporus engagiert sind. Die Geldhäuser des Westens müssen herbe Abschreibungen befürchten, sollte das Land wirklich in eine ausgewachsene Zahlungsbilanzkrise schlittern, wovor erst kürzlich die Ratingagentur Moody’s gewarnt hatte.
Die wirtschaftlichen Probleme der Türkei mögen selbst verschuldet sein, doch sie könnten sich auf Europa ausbreiten und damit zum Problem des Westens werden. Und so dürften die Europäer ihre eigenen Banken mit im Blick haben, wenn sie auf dem EU-Gipfel Ende September über etwaige Sanktionen gegen Ankara beraten, was wiederum Erdogans Position stärkt.
Der türkische Präsident muss nicht fürchten, dass die Europäer die türkischen Banken von den internationalen Finanzmärkten abschneiden, so wie das einst die USA mit russischen Banken nach der Annexion der Krim gemacht hat.
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https://www.msn.com/de-de/finanzen/top- ... li=BBqg6Q9
Kommentar
Europäische Großbanken haben aus reiner Profitgier in völlig desolate Bereiche investiert und der europäische Steuerzahler wird das wieder ausbaden dürfen, wenn davon einige ins schlingern geraten. Es ist schon etwas spät, sich erst jetzt aus der Türkei wirtschaftlich zurückzuziehen. Dafür ist es eher fünf nach als fünf vor zwölf, um schadlos aus der Angelegenheit herauszukommen ...
Außerdem schwächt diese Situation bedenklich die europäische Verhandlungsposition gegenüber der Türkei, was alles in allem zu einer wenig begeisternden Prognose über den Fortgang in Europa führt.