GMX News Aktuelle News Politik - "Große Koalition einigt sich auf Mietspiegel-Reform"
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Die Große Koalition hat sich auf eine Reform des Mietspiegels verständigt. "Die SPD hat durchgesetzt, dass alle Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern zukünftig einen Mietspiegel erstellen müssen", teilte der SPD-Politiker Johannes Fechner am Donnerstag mit.
Die CDU/CSU-Fraktion bestätigte eine Einigung. Zuerst hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet.
Überzogene Mieterhöhungen sollen verhindert werden
"Mit dieser Mietspiegelpflicht verhindern wir überzogene Mieterhöhungen und schaffen Rechtssicherheit für Mieterinnen und Mieter und Vermieter", sagte Fechner. Das Verhandlungsergebnis sei eine Verbesserung für Mieterinnen und Mieter, da sie nun die ortsübliche Vergleichsmiete leicht errechnen und so ihre Rechte gegen überzogene Erhöhungen nutzen können.
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Siehe dazu die Quelle:
https://www.gmx.net/magazine/politik/gr ... m-35893952
Kommentar
Ich habe große Zweifel ob die vollmundigen Ankündigungen auch tatsächlich eingehalten werden.
Bei uns (weit über 100 000 Einwohner) gibt es schon länger einen Mietspiegel. Nur wurde man den
Eindruck von Ungerechtigkeit gegenüber den Mietern bislang nie los.
Gerade das Mietrecht ist von grundlegenden Ungerechtigkeiten gegenüber den Schwächeren nur so
gepflastert, denken wir an den bis zur höchstrichterlichen Rechtsprechung abgesegneten "legalisierten
Betrug" bei Wohnflächenberechnungs"fehlern" zugunsten der Vermieter. Das bedeutet, dass Vermieter
bis zu 10% zu viel an Wohnfläche, für sich selbst schadlos und ohne Konsequenzen abrechnen dürfen,
wofür es absolut keinen logisch nachvollziehbaren Grund gibt. Oder gehen Sie in eine Bäckerei, bestellen
10 Brötchen und müssen 11 bezahlen?
Tipp: Messen Sie unbedingt gründlich ihre angebliche Wohnfläche nach. Da werden Sie unter Umständen
erstaunliche Überraschungen zu Ihrem Nachteil erkennen müssen. Bedenken Sie, was da in Jahren bei
einem Zuviel an Miet- und damit auch Nebenkosten zusammenkommt.
An der Stelle drängt sich auch gleich die Frage auf, was denn die in diesem Land zahlreich vertretenen
angeblichen Mieterschützer in diesem Punkt unternehmen. Leider vermag ich da keine nennenswerte
Aktivität zu erkennen, eigentlich gar keine.
Wollte man hier wirklich etwas zum Positiven verändern, müssten grundlegende Veränderungen her.
Hier haben wir dann einen Punkt über dessen Grundgesetzrelevanz dringend zu diskutieren wäre.
Das Recht auf eine Wohnung müsste dringend grundgesetzlich festgeschrieben werden, wodurch sich
gleich mehrere Probleme lösen ließen. Vermietung ist in Deutschland zu einem Kapitalanlage-
und Spekulationssumpf der Raffgierigen verkommen, siehe die geplante Fusion der Immo-Giganten
"Vonovia" und "Deutsche Wohnen" und die daraus resultierende Marktkonzentration. Dabei wird
die soziale Verpflichtung dieser Art des Eigentums völlig vernachlässigt, was dringendst zu korrigieren
ist, will man es glaubhaft ernst meinen.
Aber nicht nur die großen Gesellschaften müssen hier ihrer Verantwortung nachkommen. Auch oberflächlich
betrachtet private Vermieter versuchen ständig über die Vermietung Gewinne zu erzielen. So privat ist die
Vermietung damit gar nicht. Es stellt sich sogar die Frage, ob es überhaupt so etwas wie private Vermietung
gibt.
Dagegen ist die Mietspiegelreform, wenn es den eine ist, geradezu ein albernes Image-Projekt vor der Wahl
eines neuen Bundestages. Nur die Partei ist wählbar, die den Grundgesetzrang des Wohnrechts verbrieft und
tatsächlich durchsetzt und nicht nur davon redet. Dem absoluten Grundbedürfnis auf sozialverträgliches
Wohnen, das gleich nach dem der Gesundheit und Freiheit rangiert, muss endlich Geltung verschafft werden.
Zwar bin ich grundsätzlich dagegen, am Grundgesetz unnötig herumzudoktern. Doch dies ist eine Frage derart
fundamentalen Charakters, dass eine Aufnahme eines Wohnrechts im Grundgesetzt zumindest diskussionswürdig
erscheint.