SZ.de - "Umwandlung der Hagia Sophia: Erdoğan setzt sich über weltweite Bedenken hinweg"
"Ein türkisches Gericht annulliert den Status der Hagia Sophia als Museum. Der türkische Präsident gibt die frühere Kirche sofort fürs islamische Gebet frei. Kritik kommt aus aller Welt.
Erdoğan setzt sich über weltweite Bedenken hinweg
Nach der Gerichtsentscheidung zur Hagia Sophia hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan angeordnet, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen. Die Leitung der "Hagia-Sophia-Moschee" werde der Religionsbehörde Diyanet übergeben, steht in einem von Erdoğan unterzeichneten Dekret, das er auf Twitter teilte.
Zuvor hatte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei in Ankara den Status der einstigen Kirche als Museum nach 85 Jahren annulliert und damit das rechtliche Hindernis für die lange von Erdoğan verfolgte Umwandlung beseitigt.
Das Gericht begründete die Entscheidung laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu damit, dass die Hagia Sophia im Eigentum der von Sultan Mehmed II. gegründeten Stiftung stehe. Dieser hatte die Hagia Sophia nach der Eroberung Konstantinopels 1453 in eine Moschee umgewandelt.
Kritiker sehen in der beabsichtigten Nutzung als islamisches Gebetshaus hingegen einen Bruch mit der säkularen Tradition der türkischen Republik: Kemal Atatürk als Gründer der modernen Türkei hatte die Hagia Sophia 1934 per Kabinettsbeschluss von einer Moschee in ein Museum umgewandelt und so seine Politik eines laizistischen Staatswesens unterstrichen.
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Mehr dazu unter:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/p ... li=BBqg6Q9
Kommentar
Erdo(wahn) übt sich wieder einmal fleißig darin, sich mit allen anzulegen und folgt damit den Spuren Trumps, der das bislang unangefochten mit wachsender Begeisterung getan hat.
Das Aufbegehren der orthodoxen Kirchenvertreter scheint dabei doch schon etwas in Hysterie zu münden, obwohl sie an den geschaffenen Fakten doch nichts ändern können.
Es ist über die in der Handlung der Umwandlung bestehenden Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Erbe Atatürks hinaus schon mächtig arrogant und vermessen, sich seitens des türkischen Außenministeriums auf souveräne Interessen zu berufen, wo es doch die Türken sind, die mit mutmaßlichen Völkerrechtsbrüchen in Syrien souveräne Rechte und Interessen anderer massiv missachten.
Die Eu wäre aufgerufen, endlich jedwede Zahlung an die Türkei sofort einzufrieren, offene Kredite zurückzufordern und die Beitrittsverhandlungen auf Eis zu legen, was längst hätte geschehen müssen. Man hat damit so lange gewartet, das die eigene Situation sich nicht gerade verbessert hat und man am Verhandlungstisch im Gegensatz zu Erdo kaum noch Druckmittel zur Verfügung hat. Schmeißt man ihn raus, orientiert der sich weiter nach Russland und man ist schon wieder gekniffen. Nur wird man so langsam mal vollendete Tatsachen schaffen müssen, da das Schlechteste für die eigene Position ist abzuwarten bis der Kontrahent sich neuen Raum und andere Verbündete verschafft hat, so dass er die Verhandlungen gar nicht mehr braucht ... Das wird angesichts der zerfahrenen EU-internen Situation aber wohl ein schöner Wunsch bleiben.