Excubitor hat geschrieben:Excubitor hat geschrieben:GMX News Aktuelle News Coronavirus - "Großbritannien setzt ab sofort Wirkstoff Dexamethason gegen COVID-19 ein""Aktualisiert am 16. Juni 2020, 17:56 Uhr
Nachdem in den USA die Sondergenehmigung für die Malaria-Mittel Hydroxychloroquin und Chloroquin zur Behandlung von COVID-19 zurückgenommen worden ist, wird in Großbritannien nun mit einem anderen Wirkstoff gegen das Virus angekämpft.
Großbritannien wird ab sofort den Wirkstoff Dexamethason zur Behandlung von COVID-19-Patienten einsetzen. Das Steroid-Medikament soll noch am Nachmittag auf die Liste der Standardverfahren des Nationalen Gesundheitsdienstes NHS gegen COVID-19 gesetzt werden, teilte Gesundheitsminister Matt Hancock am Dienstag in London mit.
Zuvor hatte eine klinische Studie ergeben, dass das Medikament die Sterblichkeit von Schwerstkranken um ein Drittel senkt. Wissenschaftler unter Leitung eines Teams der Universität Oxford hatten für die Studie das weithin verfügbare Medikament mehr als 2.000 schwerkranken COVID-19-Patienten verabreicht.
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Was ist Dexamethason?Dexamethason wird üblicherweise als Entzündungshemmer eingesetzt, etwa bei Entzündungen von Haut und Gelenken. Dexamethason wird seit mehr als 50 Jahren in der Medizin eingesetzt. Der Wirkstoff ist in einer Vielzahl von Medikamenten enthalten, die das Immunsystem unterdrücken, um allergische und entzündliche Prozesse zu stoppen.
Der Wirkstoff wird unter anderem in der Neurologie (bei Hirnödem), bei Atemwegserkrankungen (Asthma), in der Dermatologie, Infektiologie, Onkologie, Rheumatologie und Ophthalmologie angewendet. Er kann innerlich wie äußerlich verabreicht werden. Bei kurzzeitiger Gabe ist das Risiko von Nebenwirkungen im Allgemeinen gering.
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Ausführlich dazu die Quelle:https://www.gmx.net/magazine/news/coron ... 9-34796972
WELT - "WHO feiert Ergebnisse zu Covid-19-Medikament als „Durchbruch“""Der Entzündungshemmer Dexamethason könnte die Sterberate bei schweren Covid-19-Verläufen senken. Darauf weisen vorläufige Ergebnisse einer klinischen Studie hin, die noch nicht veröffentlicht sind und bisher nicht von anderen Experten begutachtet wurden. Bei Patienten, die künstlich beatmet wurden und das Medikament bekamen, sank die Sterberate um 35 Prozent, wie die federführenden Wissenschaftler von der Universität Oxford berichten.
Dexamethason sei das einzige Medikament, mit dem bislang gezeigt wurde, dass es die Sterblichkeit senke, erklärte Peter Horby, einer der Leiter der „Recovery“-Studie. „Das ist ein großer Durchbruch.“ Der Wirkstoff sei „kostengünstig, verfügbar und kann sofort eingesetzt werden, um weltweit Leben zu retten“.
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Sehr ausführlich siehe dazu:https://www.msn.com/de-de/nachrichten/w ... li=BBqg6Q9Studienergebnisse (bislang nur) veröffentlicht in der Pressemitteilung vom 16.06.2020 unter:University of Oxford - "Dexamethasone reduces death in hospitalised patients with severe respiratory complications of COVID-19"University of Oxford - "Dexamethason reduziert den Tod bei Krankenhauspatienten mit schweren COVID-19-Komplikationen der Atemwege"
http://www.ox.ac.uk/news/2020-06-16-dex ... plicationsKommentar
Für die schwersten Fälle wäre damit schon einmal gesorgt. Gerade denjenigen, welche Hilfe am nötigsten haben, kann man jetzt wesentlich besser helfen. Das ist mal ein echter Fortschritt, wie schon vor zwei Tagen erstmalig erwähnt.
Wie wirkt Dexamethason?ZEIT ONLINE - "Corona-Medikament: Gestatten, Dexamethason – jetzt auch Corona-Arznei""[...]
Dexamethason ist ein künstlich hergestelltes Glukokortikoidhormon. Es wirkt deutlich stärker, aber ansonsten genauso wie Kortisol, das eines der zentralen Hormone des menschlichen Körpers ist. Um die Wirkung von Dexamethason zu verstehen, muss man also vor allem wissen, wie Kortisol im Körper wirkt.
Glukokortikoide bremsen die ImmunabwehrAngeschubst von Gehirnregionen, die den Zustand des Körpers überwachen, schüttet die Nebenniere, ein kleiner Haufen Gewebe, der den beiden Nieren aufsitzt, das Hormon ins Blut aus. In sieben bis zehn Schüben pro Tag, erklärt Michael Kracht, Professor für Pharmakologie von der Uni Gießen. Wenn der Körper in Stress gerät, schüttet die Nebennierenrinde mehr Kortisol aus. Der Blutspiegel Schwerkranker auf der Intensivstation kann so gut und gern zehnmal so hoch sein wie der eines entspannten und gesunden Menschen.
Kortisol hat im Körper viele Aufgaben. Es stellt den Stoffwechsel des gestressten Körpers um, damit besonders viele Nährstoffe zur Verfügung stehen. Dafür werden etwa Muskeleiweiße abgebaut, in der Leber wird Zucker hergestellt und der Blutzuckerspiegel im Allgemeinen wird angehoben. Vor allem aber bremsen Glukokortikoide die Immunabwehr. Das ist auch das, was sich Ärztinnen und Ärzte bei ganz verschiedenen Erkrankungen zunutze machen, wenn sie Patienten Kortisonpräparate geben. "Künstlich hergestellte Varianten von Kortisol werden schon seit Jahrzehnten zur Unterdrückung von Entzündungs- und Immunreaktionen eingesetzt", sagt Michael Kracht.
Kortisol dringt aus dem Blut in die Zellen ein und bindet dort an Rezeptoren. Diese nun aktivierten Rezeptoren wandern in den Zellkern und wirken direkt darauf ein, welche Gene abgelesen werden, also welche Proteine eine Zelle bildet. Rauscht viel Kortisol durchs Blut, werden zum Beispiel weniger Botenstoffe gebildet, die Immunzellen aktivieren oder zur Vermehrung anregen, erklärt Thomas Gudermann, Pharmakologie-Professor an der Uni München.
Dexa hilft bei MS, Hirntumoren und allergischem SchockMöglicherweise wirken Kortisonpräparate in hohen Dosen auch noch auf anderem Wege, nämlich indem sie die Außenwände verschiedener Zellen stabilisieren – etwas, das jedoch nicht so gut erforscht ist wie die Genwirkungen von Kortisol. Das könnte etwa dazu führen, dass weniger Wasser und Entzündungszellen aus den Gefäßen in die Lungenbläschen gelangen, was bei schweren Covid-19-Infektionen oft passiert.
Die entzündungshemmende Wirkung von Glukokortikoidhormonen macht sich die Medizin seit Jahrzehnten zunutze. Immer dann, wenn das Immunsystem des Körpers überreagiert, sind sie eine schnelle Hilfe. Wenn der Körper wie bei der Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose die Hüllen der Nervenfasern zerstört oder ein schwerer Allergiker einen lebensgefährlichen Kreislaufschock erleidet. Dexamethason kommt aber auch zum Einsatz, wenn bei Gehirntumoren Wasser austritt und der Druck im knöchernen Schädel gefährlich steigt. Und auch in der Palliativmedizin, die Menschen unterstützt, die an einer unheilbaren Krankheit leiden, ist Dexamethason ein wichtiges Mittel. Es kann gegen die Übelkeit helfen, die viele Krebspatientinnen empfinden, und Menschen, die keinen Bissen mehr herunterkriegen, wieder Appetit machen.
So weit, so gut: Aber wieso sollte Dexamethason gerade bei einer Infektionskrankheit helfen? Eigentlich wird das Immunsystem bei einer Covid-19-Infektion ja dringend gebraucht, um das Virus zu bekämpfen. Der Grund ist, dass bei manchen Menschen die Immunreaktion auf das Virus derart heftig ausfällt, dass sie dem Körper schadet. Immunzellen zerstören nicht nur Viren, sondern auch die Zellen, die die Lungenbläschen auskleiden, und ein völlig ungebremstes Immunsystem kann das Blut im ganzen Körper zum Verklumpen anregen. Irgendwann scheint ein Punkt erreicht, ab dem eine weitere Aktivierung des Immunsystems mehr Schaden anrichtet als Nutzen. Die Therapie mit Glukokortikoiden sei deshalb eine "Gratwanderung", sagt Thomas Gudermann: "Man versucht die überschießende Immunreaktion mit der genau richtigen Dosis in den Griff zu bekommen, ohne das Immunsystem zu sehr zu bremsen."
Glukokortikoide wie Dexamethason gehören deshalb auch für Intensivmediziner, die es oft mit derartigen überschießenden Immunreaktionen zu tun haben, zu den essenziell wichtigen Medikamenten. Bei vielen kritisch kranken Covid-19-Patienten weltweit dürften Ärzte nach gründlicher Abwägung Dexamethason bereits benutzt haben. Sollte sich nun also herausstellen, dass das Medikament in schweren Fällen hilft, ist das keine rechte Überraschung.
Trotzdem fehlten bisher eben wichtige Daten darüber, ob und wenn ja wie gut das Mittel wirklich hilft. Das soll sich nun geändert haben, wie die Uni Oxford vergangene Woche mitteilte. In einer Pressemitteilung der Uni hieß es, das Mittel hätte einen von drei Todesfällen bei Covid-19-Kranken verhindert, die beatmet werden mussten, und einen von fünf bei Patienten, die Sauerstoff brauchten.
Mehr dazu unter:https://www.msn.com/de-de/gesundheit/me ... li=BBqg6Q9sowie oben im Zitat.