FOCUS ONLINE Gesundheit - "Seit Ende Januar in Deutschland - Symptome, Langzeitfolgen, Übertragung: Das wissen wir nach 10 Wochen über Corona"
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Was sind die Symptome des Coronavirus?
Verschiedene Untersuchungen zeigen mittlerweile, dass offenbar vor allem ein gestörter Geruchs- und Geschmackssinn auf eine Erkrankung mit dem Erreger Sars-Cov-2 hinweisen kann. Das berichteten unter anderem der Bonner Virologe Hendrik Streeck und Mediziner aus Italien.
In Deutschland sind laut Robert Koch-Institut (RKI) die Symptome, die am häufigsten berichtet werden, Husten (53 Prozent), Fieber (42 Prozent) und Schnupfen (23 Prozent). Weitere Anzeichen sind Halsschmerzen, Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Bindehautentzündung, Hautausschlag, Lymphknotenschwellung, Apathie und krankhafte Schläfrigkeit.
Auch die Mediziner, die die ersten Corona-Patienten in Deutschland Ende Januar in München betreuten, berichten von Fieber, Husten und Geruchs- sowie Geschmacksverlust als häufigen Symptomen, wie Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, berichtet.
Die Vielfalt berichteter Symptome zeigt, dass die Anzeichen der Krankheit von Mensch zu Mensch offenbar stark variieren und zum Teil unspezifisch sind. Daher bezeichneten Mediziner aus der Schweiz Covid-19 kürzlich als medizinisches "Chamäleon" und forderten extensivere Tests, um die Erkrankung bei Patienten mit unspezifischen Symptomen nicht zu übersehen.
Auch in den Fällen, in denen eine Lungenentzündung auftritt, zeigten Patienten zum Teil nicht die typischen Krankheitszeichen, wie Martin Witzenrath von der Klinik für Infektiologie und Pneumologie der Charité Berlin berichtete. "Die Patienten haben zum Teil ein bisschen Luftnot, nicht dramatisch, man hat den Eindruck, die sind gar nicht besonders krank. Dann guckt man sich die Lunge im CT an und die sieht ganz schlimm aus. Es ist etwas, das wir so bisher nicht kennen."
Wie verläuft die Krankheit?
Auch bei der Schwere der Erkrankung ist von symptomlosen Verläufen bis zu einer schweren Lungenentzündung alles möglich. Nach Auswertung der Fälle in der besonders betroffenen chinesischen Region Hubei verliefen dem RKI zufolge rund 80 Prozent der Erkrankungen mild bis moderat. Bei etwa 6 Prozent wird es aber kritisch oder lebensbedrohlich. Für Regionen außerhalb Hubeis gibt es Studien, die von einem etwas niedrigeren Anteil schwerer Verläufe ausgehen.
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung, liegt laut RKI im Mittel bei fünf bis sechs Tagen. Im Extremfall kann sie auch nur einen oder sogar 14 Tage betragen.
Laut einer Erhebung aus China mit mehr als 1000 Patienten beträgt die Zeitspanne von Erkrankungsbeginn bis zur Entwicklung einer Lungenentzündung etwa vier Tage. Bei 50 Prozent aller Untersuchten, die infiziert waren und eine Lungenentzündung entwickelten, lag die Dauer bis zur Lungenentzündung zwischen zwei und sieben Tagen. Ist das Lungengewebe entzündet, bedeutet das, dass die Sauerstoffaufnahme nicht mehr so gut funktioniert.
Die Zeitspanne vom Erkrankungsbeginn bis zur Einlieferung in ein Krankenhaus betrug im Mittel (Median) laut einer chinesischen Untersuchung sieben Tage, wie das RKI berichtet. Bei 50 Prozent der Untersuchten dauerte es nur zwischen vier und acht Tagen bis sie in die Klinik kamen. Eine zweite Studie differenzierte hier stärker und berichtet von einer Zeitspanne von 4,5 Tagen (50 Prozent zwischen zwei und sieben Tagen) im Falle von leichten Erkrankungen und fünf Tagen (50 Prozent zwischen 4 und 6,8 Tagen) bei schwereren Verläufen.
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Von Erkrankungsbeginn bis zur Behandlung auf der Intensivstation vergingen im Mittel zehn Tage (50 Prozent zwischen sechs und zwölf Tagen). Von der Behandlung im Krankenhaus bis zur Aufnahme auf der Intensivstation etwa ein Tag (Median).
In der chinesischen Untersuchung mit mehr als 1000 Menschen blieben die Menschen bis zur Genesung im Mittel zehn Tage in der Klinik (50 Prozent zwischen sieben und 14 Tage). Allerdings halten die RKI-Experten diese Werte für unterschätzt. Sie schreiben: "Im Bericht der 'WHO China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019' wird genannt, dass milde Fälle im Mittel einen Krankheitsverlauf von zwei Wochen haben und schwere von 3-6 Wochen".
Wie werden die Erreger Sars-CoV-2 übertragen?
Wie stark sich Sars-CoV-2 überträgt, lässt sich bislang nicht genau feststellen. Das Robert Koch-Institut (RKI) verweist auf Studien, nach denen ein Infizierter im Schnitt zwischen 2,4 und 3,3 andere ansteckt - vor allem über Tröpfchen in der Luft. Prinzipiell nicht ausschließen will das RKI, dass man sich infiziert, wenn man eine kontaminierte Oberfläche berührt und sich dann ins Gesicht fasst. Wie häufig das Virus auf diesem Weg übertragen wird, ist nicht bekannt.
Die derzeit vorherrschende Annahme ist, dass die Erreger in den großen Tröpfchen stecken, die Menschen beim Husten oder Niesen ausschleudern. Diese sind bis zu einem Millimeter groß. Diskutiert wird zudem, ob Viren von Aerosoltröpfchen in der Atemluft transportiert werden können, die kleiner als fünf Mikrometer sind. Ob die dabei übertragene Virusmenge ausreichen würde, um die Empfänger zu infizieren, ist allerdings fraglich.
Dass Menschen bereits um die zwei Tage infektiös sind, wenn sie noch gar keine Krankheitszeichen zeigen, legt eine Untersuchung von Wissenschaftlern um Gabriel Leung vom WHO Zentrum für die Epidemiologie infektiöser Krankheiten nahe, die auf dem Preprint-Server "MedRxiv" veröffentlicht wurde (noch nicht im Peer-Review-Verfahren geprüft). Die Wissenschaftler untersuchten 94 Covid-19-Patienten und schauten sich weitere 77 Übertragungsfälle von Sars-CoV-2 an. Sie kamen zu dem Schluss, dass ein größerer Anteil von 44 Prozent der Übertragungen schon vor den ersten Symptomen einer Erkrankung stattfinden könnte, da dann die Viruslast im Rachen wohl besonders hoch sei. Ähnliches berichteten Experten der WHO kürzlich in einem Kommentar im Fachmagazin "The Lancet".
Wer kann sich mit dem Virus anstecken?
Infizieren können sich alle, die noch nicht immun sind. Gerade für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen besteht die Gefahr, eine schwere Form der Lungenkrankheit Covid-19 zu entwickeln. Mediziner betonen jedoch auch, dass jüngere Patienten ebenfalls nicht vor einem schweren Krankheitsverlauf gefeit seien.
Daten aus den USA, dem Land mit den derzeit meisten bestätigten Covid-19-Fällen, zeigen, dass 78 Prozent der Menschen, die intensivmedizinisch betreut werden mussten, eine Vorerkrankung hatten. In der Untersuchung wurden mehr als 7000 Covid-19-Patienten betrachtet, davon 358 Intensivpatienten.
Demnach waren Risikofaktoren für einen schweren Verlauf:
Diabetes mellitus
Herz- und Gefäßerkrankungen
chronische Lungenerkranungen
chronische Nierenerkrankungen und
andere chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel Bluthochdruck
Auch Menschen mit Immunschwäche und Raucher waren offenbar gefährdeter.
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Diese Erkenntnisse entsprechend weitgehend denen des RKI.
Das Institut nennt als Risikogruppen
ältere Personen - das Risiko steigt ab 50 Jahren stetig an
Raucher
Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Menschen mit chronischen Krankheiten der Lunge
Menschen mit chronischen Lebererkrankungen
Patienten mit Diabetes mellitus
Patienten mit Krebserkrankungen
Menschen mit geschwächtem Immunsystem
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Ausführlich dazu die Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/se ... 54820.html
Kommentar
Besonders nachdenklich stimmt dabei das hier: "Auch in den Fällen, in denen eine Lungenentzündung auftritt, zeigten Patienten zum Teil nicht die typischen Krankheitszeichen, wie Martin Witzenrath von der Klinik für Infektiologie und Pneumologie der Charité Berlin berichtete. "Die Patienten haben zum Teil ein bisschen Luftnot, nicht dramatisch, man hat den Eindruck, die sind gar nicht besonders krank. Dann guckt man sich die Lunge im CT an und die sieht ganz schlimm aus. Es ist etwas, das wir so bisher nicht kennen." (Quelle: Siehe oben.)
Anscheinend ist das virus SARS-CoV-2 immer für eine Überraschung gut.