Wie im ARD-Magazin Report Mainz in der Sendung am 09.02.2009 berichtet wurde, hat die Raffgier deutscher Politiker scheinbar eine neue "Qualität" erreicht. Der Redaktion des SWF ist scheinbar ein Gesetzesentwurf in die Hände gefallen, mit dem sich deutsche Politiker nahezu aller Schattierungen dieses Land endgültig legal zum Selbstbedienungsladen umgestalten wollen.
Abgeordnete aller Parteien kamen danach zu Geheimverhandlungen zusammen. Ein Gesetzentwurf wurde eigens auf den Weg gebracht.
Die entscheidende Formulierung: Geldwerte Zuwendungen für Reisen in Ausübung des Mandats „gelten nicht als Spenden“. Damit wären auch all die lästigen Grenzen und Verbote für solche Zuwendungen aus der Welt. Der Entwurf fand in der Kommission breite Zustimmung. Kaum einer äußerte Bedenken.
Und scheinbar haben sich die Kommissionsmitglieder unter maßgeblicher Beteiligung des FDP-Politikers, MdB Jörg van Essen, noch wesentlich mehr vorgenommen. Auch geldwerte Zuwendungen zur Teilnahme an Veranstaltungen zur politischen Information sollen demnach nicht mehr als Spenden gelten. Die Regelung bringt insoweit beachtliche Vorteile mit sich:
Zitat: Prof. Hans Herbert von Arnim, Staatsrechtler:
»Sie läuft darauf hinaus, dass man Abgeordneten unbeschränkt viel Geld oder sonstiges Geldwertes zuwenden darf, man muss es nur als Erstattung für Reisen- oder Informationskosten etikettieren, das heißt, selbst Korruption, die eigentlich verboten ist, wird hier durch Außerkrafttreten dieser Vorschrift erlaubt.«
Zitat: Prof. Ulrich Battis, Staatsrechtler Humboldt-Universität:
»Dann könnte man auch sagen, wenn ein Bundestagsabgeordneter drei Monate eine Kreuzfahrt macht und dann auf dieser Kreuzfahrt einmal in der Woche einen Abend die Politik des Bundestages erklärt, dann fiele das auch unter diese Vorschrift. Das ist viel zu vage und es kommt auch hinzu, dass ja auch die Transparenz nicht wirklich gewahrt ist.«
Denn, so die Report-Darstellung, diese Zuwendungen müssten künftig auch nicht mehr veröffentlicht werden. Natürlich gebe es für all das gewichtige Gründe...
Es bleibt festzuhalten, dass deutsche Politiker, anstatt ihrer Pflicht nachzukommen, ihre Zeit scheinbar lieber damit verbringen, Gestzesvorlagen zur Selbstbereicherung zu erarbeiten, was nebenbei bemerkt, nach hier vertretener Auffassung, eine klare Tätigkeitsverweigerung, bzw. Pflichtwidrigkeit darstellt, die schon aus sich heraus, ohne deren Inhalt zu berücksichtigen, nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfte...
Damit hat die Raffgier deutscher Politiker ein absolut indiskutables, sogar intolerables Maß erreicht. Wer glaubte, es ginge nicht mehr tiefer mit dem Niveau in Deutschland wurde somit zum wiederholten Mal eines besseren belehrt. Im Klartext bedeutet die angesprochene Gesetzesvorlage nichts anderes, als dass die Politiker, trotz des Vorhandenseins einer Kostenpauschale von 3.900 € monatlich, alles nur erdenklich Mögliche zur Eigennutzung kostenlos, also ohne Eigenleistung vereinnahmen wollen, und zwar unter Ausschaltung aller sich dabei bislang ergebenden negativen Konsequenzen. Das wäre, wie es der Staatsrechtler Prof. Hans Herbert von Arnim völlig korrekt dargelegt hat, nichts anderes als Legalisierung der Korruption.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was alles will sich das deutsche Volk noch bieten lassen, bis es endlich aufwacht...
http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/did=4359526/1gcn4i/index.html