Zu Tode gespart

Themensammlung "Pflegenotstand"

Re: Zu Tode gespart

Beitragvon icke » So 3. Okt 2021, 18:34

Dem UKE Hamburg gehen die Intensivpfleger aus. Die verbliebenen haben einen Brandbrief geschrieben und fordern die gesetzliche Mindestbesetzung der Intensivstationen (in der PPUGV geregelt) einzuhalten. Jetzt können unsere neuen Experten der alternativen Lügenpresse ihr Behandlungsgeschick beweisen, da sie ja der Meinung sind, ein ausgesetzter Personalschlüssel und 1 1/2 Jahre 70 Stunden in der Patientenversorgung zu arbeiten, wäre hinnehmbar und wenn die Pflegekräfte das nicht mehr machen, dann fehlen auf einmal 6000 Intensivbetten, da keine Pflegekräfte mehr da sind, die die Patienten in den Betten behandeln können.

Patienten liegen in Fäkalien“: UKE-Pfleger schreiben Brandbrief
https://www.mopo.de/hamburg/patienten-l ... randbrief/?

Knapp sechs Millionen unbezahlte Überstunden in der Altenpflege: 5,8 Millionen Überstunden haben Altenpflegekräfte 2019 in Deutschland unentgeltlich geleistet. Das Arbeitspensum entspräche mehr als 3.000 regulären Vollzeitstellen. Das geht aus einer Anfrage der Bundestags-Linksfraktion hervor.
https://www.rechtsdepesche.de/knapp-sec ... tenpflege/?

Addiert man jetzt die Überstunden in Krankenhäusern dazu
icke
 

Re: Zu Tode gespart

Beitragvon icke » Fr 5. Nov 2021, 13:34

Mangel an Pflegelehrenden gefährdet Ausbildungsziele

Die von der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) geplante Erhöhung der Ausbildungszahlen um zehn Prozent bis 2023 wird durch den Mangel an Lehrkräften in der schulischen Pflegeausbildung nicht erreicht werden können. Es gebe auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht genügend Personal, um noch mehr Schülerinnen und Schüler zu unterrichten. Darauf haben der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) und der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD) hingewiesen. Sie fordern von der kommenden Bundesregierung eine Stärkung der Pflegeausbildung.

„Aus einigen Pflegeschulen unserer Mitgliedschaft wissen wir, dass bereits ganze Kurse abgesagt werden mussten, weil es keine Lehrerinnen und Lehrer gab“, sagte VKAD-Vorsitzende Eva-Maria Güthoff.


https://www.altenpflege-online.net/arti ... dungsziele?
icke
 

Re: Zu Tode gespart

Beitragvon icke » Mi 10. Nov 2021, 08:22

VdPB und Verdi einig: Strukturreform der Pflege ist unausweichlich
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) hat auf der Vorstandsklausur der Gewerkschaft Verdi ihre unlängst erschienene Monitoringstudie zum Pflegepersonalbedarf in Bayern vorgestellt. Das Ergebnis: Es brauche eine komplette Strukturreform der beruflichen Pflege, um die Versorgung zu sichern.

„Das heißt zunächst einmal, dass wir die jahrzehntelang fest zementierten Sektorengrenzen innerhalb der beruflichen Pflege endlich überwinden müssen“, so VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung, in der die Pflegenden nicht in Akut- und Langzeitpflege, in stationär und ambulant, in Klinik und Pflegeheim „auseinanderdividiert“ würden, ließen sich Lösungswege finden
.
https://www.altenpflege-online.net/arti ... sweichlich?
icke
 

Re: Zu Tode gespart

Beitragvon AlexRE » Do 18. Nov 2021, 02:15

Es sieht so aus, dass der Übergang vom Pflegenotstand zur Pflegekatastrophe zunächst auf den Kinder - Intensivstationen stattfindet:

http://youtube.com/watch?v=w-dWLXP2XAI
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Zu Tode gespart

Beitragvon Uel » Do 18. Nov 2021, 14:11

Ich wiederhole mich: das hauptsächliche Problem scheint mir in dem Trend zur Überprofessionalisierung sämtlicher in der Pflege Tätigen zu liegen. Dass man meint, für die banalsten Hilfestellungen nur Spezialisten verwenden zu können, ist eine maßlose Forderung. Es wird durch die unzähligen Laien Lügen gestraft, die oft über Jahre ihre Liebsten pflegten oder noch pflegen. Es ist zu erforschen, wer die Treiber dieser Verhinderungshaltung sind. Die Justiz, die jedem Helferlein einen "Kunstfehlerprozess" verordnen könnte oder die Gewerkschaften, die geringer qualifizierte Helferlein als billige Konkurrenz fürchten wie der Teufel das Weihwasser? Wenn wir es nicht hinbekommen, nicht nur die hellsten unter der Sonne in die Pflegedienste einzubinden, dann werden langfristig Roboter diese Fehlstellen ausfüllen (müssen).

„Das heißt zunächst einmal, dass wir die jahrzehntelang fest zementierten Sektorengrenzen innerhalb der beruflichen Pflege endlich überwinden müssen“, so VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung, in der die Pflegenden nicht in Akut- und Langzeitpflege, in stationär und ambulant, in Klinik und Pflegeheim „auseinanderdividiert“ würden, ließen sich Lösungswege finden


Was soll das heißen? Jetzt soll die Langzeitpflegende noch Akut-Medizinische Kenntnisse theoretisch und praktisch erlernen? Um sie dann in der Langzeitpflege wie anzuwenden? - indem sie den Notarzt später verständigt und akute Versorgung aus dem Krankenhaus in die Pflegeeinrichtungen verlagert wird. Bei Ausweitung der Ausbildung wird sie entweder länger dauern oder generell schlechter werden. Das ist einfachste System-Logik. Es werden von den Berufsinteressenten nicht alle die geistigen Möglichkeiten oder den Durchhaltewillen für die gesamte Berufsausbildung aufbringen können oder wollen. Man konstruiert so bewusst einen Engpass für ein Berufsfeld, was unter Personalmangel leidet und weiter leiden wird. Warum? Weil man mit den Standesorganisationen der Ärzte gleichziehen will?
Es spricht nichts gegen Professionalisierungen in speziellen Anforderungsbereichen mit Spezialausbildungen und besonderen Zertifikaten, aber man sollte in einem Mangelberuf die Einstiegshürden nicht zu hoch auftürmen, denn eines ist klar: der größte Bedarf wird in den nächsten Jahren in der niederschwelligen Pflege entstehen für Menschen, die in Teilbereichen Unterstützung brauchen, andere Dinge aber noch selbst machen können und wegen des Trainings auch bitte selbst machen sollten.
Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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Re: Zu Tode gespart

Beitragvon AlexRE » Do 18. Nov 2021, 19:41

Uel hat geschrieben:Es spricht nichts gegen Professionalisierungen in speziellen Anforderungsbereichen mit Spezialausbildungen und besonderen Zertifikaten, aber man sollte in einem Mangelberuf die Einstiegshürden nicht zu hoch auftürmen, denn eines ist klar: der größte Bedarf wird in den nächsten Jahren in der niederschwelligen Pflege entstehen für Menschen, die in Teilbereichen Unterstützung brauchen, andere Dinge aber noch selbst machen können und wegen des Trainings auch bitte selbst machen sollten.


Das mag ja grundsätzlich richtig sein. Hier sind aber die Intensivstationen der neuraligesche Punkt des gesamten Gesundheitssystems, wo die Triagen akut drohen. Da kann man keine niedrigschwelligen Einstiegsmöglichkeiten schaffen, an der Stelle geht es nur mit hervorragend ausgebildetem Personal. Und ausgerechnet da sind Sünden begangen worden, die sich jetzt nicht mehr auf die Schnelle reparieren lassen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Zu Tode gespart

Beitragvon icke » So 28. Nov 2021, 19:31

Im August 2020 legte die Bundesärztekammer einen Zehnpunkteplan für ein effektives Krisenmanagement vor. Dort heißt es, dass Kliniken Einrichtungen der Daseinsvorsorge und keine Industriebetriebe seien, die sich ausschließlich an Rentabilitätszahlen ausrichten könnten. Krankenhäuser müssten den Patienten dienen, nicht dem Profit.

https://www.bibliomedmanager.de/news/di ... gement-vor

Ein Pflegegipfel im Kanzleramt ist überfällig
https://www.handelsblatt.com/meinung/ho ... 44116.html?
icke
 

Re: Zu Tode gespart

Beitragvon Uel » Mo 29. Nov 2021, 13:55

Alex schrieb:
Das mag ja grundsätzlich richtig sein. Hier sind aber die Intensivstationen der neuraligesche Punkt des gesamten Gesundheitssystems, wo die Triagen akut drohen. Da kann man keine niedrigschwelligen Einstiegsmöglichkeiten schaffen, an der Stelle geht es nur mit hervorragend ausgebildetem Personal. Und ausgerechnet da sind Sünden begangen worden, die sich jetzt nicht mehr auf die Schnelle reparieren lassen.


Das ist insofern nicht ganz richtig, als auch auf Intensivstationen sehr viele niederschwellig professionalisierte Arbeiten*** zu verrichten sind, die nicht auch noch die hochspezialisierten Pflegekräfte stundenlang unter Maske und Schutzkleidung abgeleisten sollten. Wenn man sich eine Kündigungswelle ersparen will, dann braucht das Intensivpflegepersonal halbprofessionelle Entlastungskräfte, die mithelfen, die Arbeit erträglicher zu machen. Dass dies nicht schon intensiv geschieht, zeigt doch nur, wie menschenverachtend oder phantasielos das auf BWL-Unis ausgebildete Verwaltungspersonal inzwischen ist.

*** wem das zu abstrakt und unverständlich ist: die teuer ausgebildete Intensiv-Krankenschwester braucht auch nicht noch die Urin-Kellnerin im Schutzanzug und Überstunden-Modus zu sein.

Liebe Grüße
von Uel

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Re: Zu Tode gespart

Beitragvon AlexRE » Mo 29. Nov 2021, 19:21

Uel hat geschrieben:*** wem das zu abstrakt und unverständlich ist: die teuer ausgebildete Intensiv-Krankenschwester braucht auch nicht noch die Urin-Kellnerin im Schutzanzug und Überstunden-Modus zu sein.



Sie muss aber präsent sein, um jederzeit handeln zu können, wenn die Geräte am Intensivbett Alarm schlagen. Die Hilfskräfte müssten also zusätzlich eingestellt werden. Das werden die von dir genannten BWL`er aber nur unter gesetzlichem Zwang tun. Die haben gelernt, dass Menschen geringwertigen Wirtschaftsgüter gleichstehen und davon rücken sie aus eigenem Antrieb ganz sicher nicht ab.
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Re: Zu Tode gespart

Beitragvon AlexRE » Mo 3. Apr 2023, 08:48

Die Defizite in der Pflege müssen zwangsläufig tödliche Folgen haben:

https://www.daserste.de/unterhaltung/bo ... e-100.html

Bald wird es einen Rückgang der Lebenserwartung in Deutschland geben. Das Renteneintrittsalter werden deshalb aber nicht absenken.
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