von AlexRE » Mo 3. Okt 2011, 12:13
Der berühmte schwedische Schriftsteller und Journalist Stieg Larsson hat sinngemäß gesagt: >>>Jede Generation muss sich ihre Rechte neu erkämpfen.<<<
Da scheint was dran zu sein. Allerdings wird dieser Kampf von Generation zu Generation immer erfolgloser werden, wenn lauter Einzelkämpfer sich mit Teilerfolgen begnügen bzw. betäuben und nicht erfassen, dass jeder Versuch, die verfassungsmäßige Ordnung aufzuweichen, das erneute Stellen der grundsätzlichen Machtfrage bedeutet und den Alleinherrschaftsanspruch des Rechts ganz grundsätzlich in Frage stellt. Das erfordert eine ebenso grundsätzliche Antwort, sonst sieht das Ergebnis so aus:
Eine neu erschienene Studie aus den USA hat mich jüngst schockiert. Darin wurde untersucht, ob die heute Vierzigjährigen, also die Kinder der Babyboomer, wie ihre Eltern der Mittelschicht angehören. Das Ergebnis war erschreckend: knapp ein Drittel der Befragten verdienen bedeutend weniger als ihre Eltern im vergleichbaren Alter - oder sind sogar in die Unterschicht abgerutscht. Wie kann das sein? Gilt der eherne Grundsatz denn nicht mehr, dass es jeder neuen Generation durch zusätzliche Möglichkeiten und Bildungschancen immer noch etwas besser als den Eltern geht? Die Babyboomer haben ihren Kindern alles geboten: Bildung, Geld, Freiheit. Welcher Logik folgt nun heutzutage der soziale Auf- und Abstieg? Den Fieberkurven der Börsen?
Durch das wachsende Wohlstandsgefälle und die stagnierenden Einkommen schwindet die Mittelschicht. Das Individuum verliert die eigene Möglichkeit, sein Schicksal zu gestalten. Alles unterliegt der Macht von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen. Noch erschreckender als die Tatenlosigkeit der Politik ist die Tatsache, dass die Daten für die Studie noch vor Beginn der Finanzkrise 2008 erhoben wurden. Meine Vermutung ist, dass sich die Situation der Mittelschicht mittlerweile noch dramatisiert hat. Doch statt sich dieser Problematik zu stellen, streitet die Politik darüber, ob es angemessen ist, dass Menschen, die über eine Million Dollar durch Kapitalerträge im Jahr verdienen, einen moderaten Mindeststeuersatz bezahlen sollen. Denn schließlich zahlen diese Leute meistens weitaus weniger Steuern als der Durchschnittsbürger, begünstigt durch staatliche Regelungen. In den letzten Wochen haben die republikanischen Präsidentschaftsbewerber Obama ernsthaft unterstellt, dass er im marxistischen Sinne einen Klassenkampf gegen die Reichen führe. Die Schere zwischen arm und reich bleibt also weiterhin weit offen.http://www.handelsblatt.com/meinung/kol ... 77222.htmlEine ganze Generation ärmer als die vorhergehende - und das ohne großen Krieg. Man müsste mal den wirtschaftlichen Wert des Wachstums in diesen Jahrzehnten in absoluten Zahlen ausrechen und mit den Zuwächsen der großen Vermögen abgleichen. Wenn sich die Zahlen nicht mal ähneln ...
Übrigens halte ich es für den bislang makabersten Treppenwitz der Geschichte, dass sich die Hauptakteure bei der Wiederherstellung der vorrevolutionären feudalen gesellschaftlichen Verhältnisse in den USA ausgerechnet "tea party" nennen.
Der Stuttgarter OB Rommel:
Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.