Das Böse

Hier wird das Problem des zunehmend mangelhaften Schutzes der Bürger vor Gewalttaten und dessen verfassungsrechtliche Relevanz erörtert. (Artikel 1 Abs. 1 Satz 2 GG)

Re: Das Böse

Beitragvon GasGerd » Di 13. Sep 2011, 16:23

Belegt wurde das anhand von Untersuchungen und Befragungen zu und von Kriegspiloten aus früheren und aktuellen Tagen, die schon nach kürzester Zeit eine Art Spaß am Töten entwicklen sollen. Das unterstützt die These, dass etwas Böses grundsätzlich jedem innewohnen könnte,


Das halte ich für eine gewagte These, ohne nähere Erläuterungen und weitere Quellennachweise kann man dazu aber nicht viel sagen.

Ich kopiere mal zwei meiner heutigen Beiträge von gmx herüber, die passen auch in die Meinungsverschiedenheit hier:

http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post ... sp=63#jump

duplexagon

"Gewalt hat einen Ursprung und den muss man bekämpfen, wenn es sein muss mit allen Mitteln und nicht nur warten bis der Ursprung verjährt."

Aus der thread - Einleitung:

""Er sagte zu mir, er könne gar nicht verstehen, dass man eine solche Tat bereuen könne, ihm habe das gar nichts ausgemacht, einen Menschen zu töten", berichtet die 23-Jährige. "Er fand die Angst in den Augen des Mannes toll, als der ihn bat, ihm nichts zu tun",""

Wo soll denn so eine innere Einstellung ihren Ursprung haben? In den gesellschaftlichen und / oder familiären Verhältnissen? Die können sicher eine Neigung zu Gewalt aus Wut oder als Mittel zur Selbstbehauptung erzeugen, aber sadistischen Tötungstrieb? Ich glaube eher nicht, dass das für Gewalttäter aus der Unterschicht typisch ist. Und vor allen Dingen: Diese Art Mordmotiv findet man auch in sozial geordneten Verhältnissen, sogar in der "besseren Gesellschaft" bis hin zu den oberen Zehntausend.


duplexagon

"Woran soll es sonst liegen? An den Genen?"

Dann wäre der Verbrecher seiner Natur ausgeliefert und seine Schuld könnte genauso verniedlicht werden wie bei den ganzen Erklärungsansätzen, die Menschen zum reinen Produkt ihrer Umwelt herabzuwürdigen trachten.

Wie wäre es mit der These, dass jeder seelisch halbwegs gesunde Mensch den freien Willen betätigen kann, gut oder böse sein zu WOLLEN?
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Re: Das Böse

Beitragvon Marato » Di 13. Sep 2011, 17:12

Einen interessanten Artikel über den neurologischen und biologischen Aspekt der Gewalt habe ich hier gefunden:

http://neurologie-psychiatrie.universimed.com/artikel/biologische-grundlagen-gewaltt%C3%A4tigen-verhaltens

Auszug:
"Eine große Anzahl von verhaltensgenetischen Zwillings- und Adoptionsstudien lässt keinen Zweifel, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren zur Entstehung gewalttätigen Verhaltens beitragen.[8] Durch eine Metaanalyse von 51 Zwillings- und Adoptionsstudien konnten Rhee und Waldmann[9] zeigen, dass der Anteil additiver genetischer Effekte bei 32% und der von nicht additiven genetischen Effekten bei 9% liegt (Abb. 2)."
"Aggressives und gewalttätiges Verhalten ist als Resultat von Interaktionen psychosozialer und biologischer Faktoren zu sehen. Untersuchungen weisen darauf hin, dass ein Erklärungsmonismus obsolet ist. Bereits die Fokussierung auf den biologischen Bereich zeigt, dass die Gewichtung des Beitrags genetischer, hormoneller und gehirnfunktioneller Faktoren, die durch nonlineare selbstorganisierende Prozesse zu aggressiven Verhaltensweisen führen, im Detail schwer nachvollziehbar ist. Störungen der serotoninergen frontalen Projektionsbahnen prädisponieren ebenso wie persönlichkeitsverankerte Charaktermerkmale zu sozial auffälligem, aggressivem Verhalten. Läsionen im präfrontalen Kortex führen über eine gestörte Emotionsregulation zu enthemmten, impulsiven und fremdaggressiven Handlungen. Darüber hinaus kommt der Amygdala durch ihre zentrale Funktion bei der Prozessierung negativer Affekte eine Schlüsselrolle in der Aggressionsgenese zu."
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Re: Das Böse

Beitragvon Excubitor » Di 13. Sep 2011, 17:38

GasGerd hat geschrieben:
Belegt wurde das anhand von Untersuchungen und Befragungen zu und von Kriegspiloten aus früheren und aktuellen Tagen, die schon nach kürzester Zeit eine Art Spaß am Töten entwicklen sollen. Das unterstützt die These, dass etwas Böses grundsätzlich jedem innewohnen könnte,

[...]


Das ist keine gewagte These sondern anhand von umfangreichen Untersuchungen belegt. Du hättest Deinen Beitrag mal früher schreiben sollen, dann hätte ich diese Belege liefern können. Wenn ich mal viel Zeit habe suche ich danach.
Jedenfalls steht danach fest, dass Piloten (sogar schon zu Zeiten des zweiten Weltkriegs die Stukaflieger), die vorher noch nie getötet hatten, heute mit ihren lasergesteuerten Lenkwaffen, im Bewusstsein damit Menschen zu töten, schon nach kürzester Zeit "wie bei einem Videospiel", nur in der umgekehrten Version, also nicht durch ein solches, Spaß daran entwickelt haben, und erstaunlicher Weise fast alle. Das ist das was daran so bestürzt...
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Re: Das Böse

Beitragvon AlexRE » Di 13. Sep 2011, 17:39

Noch etwas aus der Wissenschaft:


Theorien zum Erwerb und den Ursachen aggressiven Verhaltens

Wer die Hand als Erster zum Schlag erhebt,
gibt zu, dass ihm die Ideen ausgegangen sind.
Franklin D. Roosevelt


In einem Gespräch mit ZEIT online vom 18.8.2011 sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert, dass manche Menschen Spaß an Gewalt empfinden. Er ist überzeugt, dass der Mensch darauf ausgelegt ist, Gewalt auszuüben. "Menschen können Menschen töten, und in primitiven Kulturen tun sie das auch. Die Untersuchungen steinzeitlicher Kulturen zeigen, dass die Hälfte aller Männer erschlagen worden ist. Und von unserer genetischen Zusammensetzung sind wir nicht großartig anders als der Steinzeitmensch. Die Bereitschaft zu töten, war damals keine psychopathologische Variante, die selten auftritt. Es war die Regel." Im Gegensatz zu manchen Säugetieren hat der Mensch keine dieser intraspezifischen Tötungshemmungen, denn er stammt ursprünglich von Vegetariern ab und ist erst zum Jäger geworden, d.h., ein Tier mit einem Knüppel, einem Stein oder Speer zu erlegen, musste er lernen. Die Jagd wurde dabei evolutionär psychisch positiv besetzt, dass sie auch Spaß macht, wenn es nicht bloß um die Kalorienaufnahme geht. Auf einer etwa 5000 Jahre alten Schminkpalette des ägyptischen Königs Narmer sieht man, wie er mit einer Keule auf einen Menschen einschlägt. Die Bibel schildert gehäuft Gewaltakte, vor allem im Alten Testament. Schon in der ersten Familie gab es einen Mord: Kain erschlug Abel. Indem der Staat im Laufe der Menschheitsentwicklung immer mehr das Gewaltmonopol übernahm und extreme Gewalt (z.B. Körperverletzung) unter Strafe stellte, wurde ein zivilisierter Umgang der Menschen untereinander angestrebt. Dass dies nur zum Teil gelungen ist, zeigt deutlich, wie brüchig offenbar das zivilisatorische Fundament ist. Dennoch ist festzustellen, dass Gewalt kein neuartiges Phänomen, kein spezielles Phänomen unserer Zeit ist, auch wenn sich die Formen - entsprechend den jeweiligen historischen Rahmenbedingungen möglicherweise verändert haben. Eine Dramatisierung heutiger Gewalt würde jedoch die Gewalt zu früheren Zeiten leicht verharmlosen. Im Unterschied zu früher werden aber die Gewalthandlungen durch die Massenmedien als ständig präsentes Gewaltphänomen viel stärker ins Bewusstsein gerückt. Hinzu kommt, dass durch die öffentliche Thematisierung von Gewalt in den letzten Jahren auch eine Sensibilisierung für Gewaltphänomene eingetreten ist, so dass wir es mit einer veränderten, geschärften Wahrnehmung von Gewalt zu tun haben.
Es lassen sich grundsätzlich zwei Formen der Aggression (vgl. Boppel 2002) unterscheiden:

Die Selbsterhaltungsaggression betrifft angeborene Verhaltensweisen, wie sie sich durch Selektion und Mutation in der Evolution herausgebildet haben. Sie dienen der Selbst- und Revierverteidigung, der Fortpflanzung, der Nahrungsaufnahme, der Lust-Freude-Beschaffung, der Ermittlung der Rangposition und der eigenen Grenzen sowie dem Erreichen und Erhalten von Sicherheit, Selbstwertgefühl und des Selbststolzes (sog. gesunder Narzissmus). Diese Form der Aggression dient im evolutiven Prozess dazu, die Lebensressourcen zu erhalten und zu erweitern.
Die destruktive Aggression dagegen betrifft schädigendes Verhalten mit dem Zweck, durch Leidzufügung materiellen Gewinn, soziale Anerkennung und Macht, innere Befriedigung oder Stimulation zu erzielen. Dabei wird langfristig ein evolutiver Sinn nicht erkennbar, im Gegenteil: Erhaltenswerte und lebenswichtige Ressourcen werden vernichtet, soziale Probleme werden nicht nur nicht gelöst, vielmehr werden Gewalt-Gegengewalt-Zirkelprozesse ausgelöst. Solchen destruktiven Prozessen stehen normalerweise innerartliche Tötungshemmungen, evolutiv herausgebildete Altruismusmechanismen, Empathie, kulturelle Mechanismen (wie Moral und Gewissensbildung) sowie günstige Sozialisationsbedingungen entgegen, die allerdings unter definierten Bedingungen außer Kraft gesetzt werden können.
(...)


http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at ... sion.shtml
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Re: Das Böse

Beitragvon Excubitor » Di 13. Sep 2011, 17:45

AlexRE hat geschrieben:Noch etwas aus der Wissenschaft:


Theorien zum Erwerb und den Ursachen aggressiven Verhaltens

Wer die Hand als Erster zum Schlag erhebt,
gibt zu, dass ihm die Ideen ausgegangen sind.
Franklin D. Roosevelt


In einem Gespräch mit ZEIT online vom 18.8.2011 sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert, dass manche Menschen Spaß an Gewalt empfinden. Er ist überzeugt, dass der Mensch darauf ausgelegt ist, Gewalt auszuüben. "Menschen können Menschen töten, und in primitiven Kulturen tun sie das auch. Die Untersuchungen steinzeitlicher Kulturen zeigen, dass die Hälfte aller Männer erschlagen worden ist. Und von unserer genetischen Zusammensetzung sind wir nicht großartig anders als der Steinzeitmensch. Die Bereitschaft zu töten, war damals keine psychopathologische Variante, die selten auftritt. Es war die Regel." Im Gegensatz zu manchen Säugetieren hat der Mensch keine dieser intraspezifischen Tötungshemmungen, denn er stammt ursprünglich von Vegetariern ab und ist erst zum Jäger geworden, d.h., ein Tier mit einem Knüppel, einem Stein oder Speer zu erlegen, musste er lernen. Die Jagd wurde dabei evolutionär psychisch positiv besetzt, dass sie auch Spaß macht, wenn es nicht bloß um die Kalorienaufnahme geht. Auf einer etwa 5000 Jahre alten Schminkpalette des ägyptischen Königs Narmer sieht man, wie er mit einer Keule auf einen Menschen einschlägt. Die Bibel schildert gehäuft Gewaltakte, vor allem im Alten Testament. Schon in der ersten Familie gab es einen Mord: Kain erschlug Abel. Indem der Staat im Laufe der Menschheitsentwicklung immer mehr das Gewaltmonopol übernahm und extreme Gewalt (z.B. Körperverletzung) unter Strafe stellte, wurde ein zivilisierter Umgang der Menschen untereinander angestrebt. Dass dies nur zum Teil gelungen ist, zeigt deutlich, wie brüchig offenbar das zivilisatorische Fundament ist. Dennoch ist festzustellen, dass Gewalt kein neuartiges Phänomen, kein spezielles Phänomen unserer Zeit ist, auch wenn sich die Formen - entsprechend den jeweiligen historischen Rahmenbedingungen möglicherweise verändert haben. Eine Dramatisierung heutiger Gewalt würde jedoch die Gewalt zu früheren Zeiten leicht verharmlosen. Im Unterschied zu früher werden aber die Gewalthandlungen durch die Massenmedien als ständig präsentes Gewaltphänomen viel stärker ins Bewusstsein gerückt. Hinzu kommt, dass durch die öffentliche Thematisierung von Gewalt in den letzten Jahren auch eine Sensibilisierung für Gewaltphänomene eingetreten ist, so dass wir es mit einer veränderten, geschärften Wahrnehmung von Gewalt zu tun haben.
Es lassen sich grundsätzlich zwei Formen der Aggression (vgl. Boppel 2002) unterscheiden:

Die Selbsterhaltungsaggression betrifft angeborene Verhaltensweisen, wie sie sich durch Selektion und Mutation in der Evolution herausgebildet haben. Sie dienen der Selbst- und Revierverteidigung, der Fortpflanzung, der Nahrungsaufnahme, der Lust-Freude-Beschaffung, der Ermittlung der Rangposition und der eigenen Grenzen sowie dem Erreichen und Erhalten von Sicherheit, Selbstwertgefühl und des Selbststolzes (sog. gesunder Narzissmus). Diese Form der Aggression dient im evolutiven Prozess dazu, die Lebensressourcen zu erhalten und zu erweitern.
Die destruktive Aggression dagegen betrifft schädigendes Verhalten mit dem Zweck, durch Leidzufügung materiellen Gewinn, soziale Anerkennung und Macht, innere Befriedigung oder Stimulation zu erzielen. Dabei wird langfristig ein evolutiver Sinn nicht erkennbar, im Gegenteil: Erhaltenswerte und lebenswichtige Ressourcen werden vernichtet, soziale Probleme werden nicht nur nicht gelöst, vielmehr werden Gewalt-Gegengewalt-Zirkelprozesse ausgelöst. Solchen destruktiven Prozessen stehen normalerweise innerartliche Tötungshemmungen, evolutiv herausgebildete Altruismusmechanismen, Empathie, kulturelle Mechanismen (wie Moral und Gewissensbildung) sowie günstige Sozialisationsbedingungen entgegen, die allerdings unter definierten Bedingungen außer Kraft gesetzt werden können.
(...)



Interessant, meiner Ansicht nach korrekt und stützt die von mir angeführten Untersuchungsergebnisse. Somit fallen Menschen die Mehrfachtötungen ausüben in früher übliche Verhaltensmuster zurück, welche lediglich durch gesellschaftliche Normen und Erziehungsmuster zivilisierter Ordnungnen am Ausbruch gehindert wurden.
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Re: Das Böse

Beitragvon AlexRE » Di 13. Sep 2011, 18:05

Excubitor hat geschrieben:Interessant, meiner Ansicht nach korrekt und stützt die von mir angeführten Untersuchungsergebnisse. Somit fallen Menschen die Mehrfachtötungen ausüben in früher übliche Verhaltensmuster zurück, welche lediglich durch gesellschaftliche Normen und Erziehungsmuster zivilisierter Ordnungnen am Ausbruch gehindert wurden.


Hattest Du nicht gemeinsam mit Uel die These vertreten, dass die Neigung zum Töten oder gar die Lust daran erst erworben werden muss? Das stützt die Annahme eines "Rückfalls in früher übliche Verhaltensmuster" (= auf angeborene Instinkte) nun gerade nicht.
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Re: Das Böse

Beitragvon Excubitor » Mi 14. Sep 2011, 14:13

AlexRE hat geschrieben:
Excubitor hat geschrieben:Interessant, meiner Ansicht nach korrekt und stützt die von mir angeführten Untersuchungsergebnisse. Somit fallen Menschen die Mehrfachtötungen ausüben in früher übliche Verhaltensmuster zurück, welche lediglich durch gesellschaftliche Normen und Erziehungsmuster zivilisierter Ordnungnen am Ausbruch gehindert wurden.


Hattest Du nicht gemeinsam mit Uel die These vertreten, dass die Neigung zum Töten oder gar die Lust daran erst erworben werden muss? Das stützt die Annahme eines "Rückfalls in früher übliche Verhaltensmuster" (= auf angeborene Instinkte) nun gerade nicht.


Nein, nicht so pauschal. Zum einen ist das ganze ein Konglomerat aus geerbt und erlernt, mit deutlichem Überwiegen des Erlernten, zum anderen sind "früher übliche Verhaltensweisen" nicht zwingend auf angeborene Instinkte zurückführbare, sondern könnten auch bereits zum damaligen Zeitraum überwiegend erlernte gewesen sein. Auch Dein im vorletzten Beitrag oben zitierter Artikel spricht für die These, dass aus einem ursprünglich für die Nahrungsaufnahme erforderlichen Töten, nachdem sich der Mensch von seinem vormaligen Vegetarierdasein abgewandt hatte, nach und nach ein auch auf Spaß und damit Lustgewinn ausgerichtetes Verhalten geworden ist: "Im Gegensatz zu manchen Säugetieren hat der Mensch keine dieser intraspezifischen Tötungshemmungen, denn er stammt ursprünglich von Vegetariern ab und ist erst zum Jäger geworden, d.h., ein Tier mit einem Knüppel, einem Stein oder Speer zu erlegen, musste er lernen. Die Jagd wurde dabei evolutionär psychisch positiv besetzt, dass sie auch Spaß macht, wenn es nicht bloß um die Kalorienaufnahme geht." Ergo wurde die Lust am Töten anscheinend erlernt.

Außerdem kommt es zu einem an anderer Stelle schon mehrfach ausgeführten Wechselspiel zwischen beidem, also geerbt und erlernt: Über einen langen Zeitraum immer wieder in selbiger Art und Weise ausgeführte Verhaltensweisen gehen nach genetischen Erkenntnissen mit der Zeit auch in die Erbstruktur über, so dass man derzeit durchaus beide hier vertretenen Ansichten schlüssig begründen kann, je nach Prämissen und deren Gewichtung.
Zuletzt geändert von Excubitor am Mi 14. Sep 2011, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Böse

Beitragvon Livia » Mi 14. Sep 2011, 15:35

Excubitor hat geschrieben:
AlexRE hat geschrieben:
Excubitor hat geschrieben:Interessant, meiner Ansicht nach korrekt und stützt die von mir angeführten Untersuchungsergebnisse. Somit fallen Menschen die Mehrfachtötungen ausüben in früher übliche Verhaltensmuster zurück, welche lediglich durch gesellschaftliche Normen und Erziehungsmuster zivilisierter Ordnungnen am Ausbruch gehindert wurden.


Hattest Du nicht gemeinsam mit Uel die These vertreten, dass die Neigung zum Töten oder gar die Lust daran erst erworben werden muss? Das stützt die Annahme eines "Rückfalls in früher übliche Verhaltensmuster" (= auf angeborene Instinkte) nun gerade nicht.


Nein, nicht so pauschal. Zum einen ist das ganze ein Konglomerat aus geerbt und erlernt, mit deutlichem Überwiegen des Erlernten, zum anderen sind "früher übliche Verhaltensweisen" nicht zwingend auf angeborene Instinkte zurückführbare, sondern könnten auch bereits zum damaligen Zeitraum überwiegend erlernte gewesen sein. Auch Dein im vorletzten Beitrag oben zitierter Artikel spricht für die These, dass aus einem ursprünlich für die Nahrungsaufnahme erforderlichen Töten, nachdem sich der Mensch von seinem vormaligen Vegetarierdasein abgewandt hatte, nach und nach ein auch auf Spaß und damit Lustgewinn ausgerichtetes Verhalten geworden ist: "Im Gegensatz zu manchen Säugetieren hat der Mensch keine dieser intraspezifischen Tötungshemmungen, denn er stammt ursprünglich von Vegetariern ab und ist erst zum Jäger geworden, d.h., ein Tier mit einem Knüppel, einem Stein oder Speer zu erlegen, musste er lernen. Die Jagd wurde dabei evolutionär psychisch positiv besetzt, dass sie auch Spaß macht, wenn es nicht bloß um die Kalorienaufnahme geht." Ergo wurde die Lust am Töten anscheinend erlernt.

Außerdem kommt es zu einem an anderer Stelle schon mehrfach ausgeführten Wechselspiel zwischen beidem, also geerbt und erlernt: Über einen langen Zeitraum immer wieder in selbiger Art und Weise ausgeführte Verhaltensweisen gehen nach genetischen Erkenntnissen mit der Zeit auch in die Erbstruktur über, so dass man derzeit durchaus beide hier vertretenen Ansichten schlüssig begründen kann, je nach Prämissen und deren Gewichtung.


Das finde ich jetzt sehr interessant.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Das Böse

Beitragvon Excubitor » Do 15. Sep 2011, 16:17

Livia hat geschrieben:[...]
Excubitor hat geschrieben:Außerdem kommt es zu einem an anderer Stelle schon mehrfach ausgeführten Wechselspiel zwischen beidem, also geerbt und erlernt: Über einen langen Zeitraum immer wieder in selbiger Art und Weise ausgeführte Verhaltensweisen gehen nach genetischen Erkenntnissen mit der Zeit auch in die Erbstruktur über, so dass man derzeit durchaus beide hier vertretenen Ansichten schlüssig begründen kann, je nach Prämissen und deren Gewichtung.


Das finde ich jetzt sehr interessant.


Zu dem was Du da von mir zitiert hast, Livia, habe ich hier eine kurze aber sehr bedeutsame Stelle eines Aufsatzes eines schwedischen Professors zur Funktionsweise des menschlichen Gehirns anzubieten, die schon Vieles daran einer Klärung zuführt:
"Gelernt oder geerbt
Einige dieser Module basieren teilweise auf genetischer Vererbung, doch auch die vererbten Module können durch lernen verändert werden. Alles, was wir lernen, in unserer Kindheit, und als Erwachsene, fügt unserem Gehirn neue kognitive Module hinzu. Ein erwachsener Mensch besitzt Millionen kognitiver Module. Die menschliche Spezies ist einzigartig was ihre Fähigkeit angeht, kognitive Module durch Lernen zu entwickeln und zu modifizieren. Deshalb ist der Mensch als Art so erfolgreich, denn er ist nicht so sehr instinktkontrolliert und kann genetische Module durch erlernte Module modifizieren oder ersetzen."
Geschrieben von: Jacob Palme, Professor, Universität Stockholm. Übersetzt von: Karin Austen.


Quelle:
http://web4health.info/de/answers/bio-brain-work.htm
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Re: Das Böse

Beitragvon Livia » Fr 16. Sep 2011, 09:22

Danke für den Link, das erklärt vieles was im Umgang mit anderen Menschen oft Missverstanden oder einfach nicht akzeptiert wird.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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