Ukraine

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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Fr 4. Mär 2022, 19:19

Moin Uel,
Gefühle und Logik lassen sich durchaus vereinbaren. Wir treffen nämlich unsere Entscheidungen nach Gefühl und Verstand.
Man kann nicht sagen, dass beides nichts miteinander zu tun hat.


Liebe Maxi, das verwirrt mich aber sehr.

Natürlich können wir uns da, wo es nicht existentiell ist, den Luxus von Gefühlen leisten. Machen wir gern, und lassen es uns gern auch etwas kosten. Auch wenn wir uns in Notsituationen schneller entscheiden müssen, als wir denken können, ist der 7.Sinn oft lebensrettend.

Allerdings sind z.B. Dobellis 2 Büchlein*** voll mit Beispielen, in denen uns gerade Gefühle und erste Eindrücke ganz schön in die Irre führen.

Daher sollten wir die ganz großen Dinge schon nur mit der Logik durchleuchten und entscheiden. Denn das sollten wir aus der Geschichte nun wirklich gelernt haben, als zu Beginn des 1. Weltkriegs die Bevölkerungsmehrheiten in ganz Europa jubelnd und gefühlsbesoffen in das große Gemetzel gestürmt sind und die Armeen sich vor Freiwilligen nicht retten konnten. Und das nur, weil ein Terrorist einen Thronfolger erschossen hatte. Würde mal sagen "Berufsrisiko", wie jeder Soldat es auch auf sich nehmen muss.

*** Rolf Dobelli "Die Kunst des klaren Denkens" 2011 und "Die Kunst des klaren Handelns" 2012 --- Hanser Verlag,
Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Fr 4. Mär 2022, 19:55

Wenn ein von einem feindlich gesonnenen Nachbarstaat gesteuerter Terrorist den eigenen Thronfolger ermordet, ist es vielleicht gerade gut, sich auf Gefühle bzw. Intuition zu verlassen. Das ist eine extreme Aggression, auf die man nach den Gesetzen der Logik hart reagieren muss, sonst folgen weitere Aggressionen Schlag auf Schlag. Intuitiv hätte man aber die Falle wittern können, die die etablierten kolonialimperialen Raubstaaten der aufstrebenden Konkurrenz gestellt hatten.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Fr 4. Mär 2022, 20:20

Wenn ein von einem feindlich gesonnenen Nachbarstaat gesteuerter Terrorist den eigenen Thronfolger ermordet, ist es vielleicht gerade gut, sich auf Gefühle bzw. Intuition zu verlassen. Das ist eine extreme Aggression, auf die man nach den Gesetzen der Logik hart reagieren muss, sonst folgen weitere Aggressionen Schlag auf Schlag. Intuitiv hätte man aber die Falle wittern können, die die etablierten kolonialimperialen Raubstaaten der aufstrebenden Konkurrenz gestellt hatten.


Nach den Gesetzen der Logik stellt man in Zukunft die Repräsentanten dann unter besseren Schutz. Für eine Leiche zettelt man keinen nach Bündnisslage voraussehbaren Krieg an. Wenn der damalige Zeitgeist das nicht begriffen hat, so sollte das heute klar sein und uns eine Warnung sein, was die Gefühlslage der Massen alles anrichten kann.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Fr 4. Mär 2022, 21:51

Im Machtpolitischen sollte man sich nicht von Gefühlen sondern von der Logik führen lassen. Russland muss im Sicherheitsrat bleiben,


Warum? Weil es eine Atommacht ist? Wenn neben Russland noch weitere unsichere bzw opportunistische Kantonisten sitzen, wird der Sicherheitsrat zu einem Unsicherheitsrat.
Die Weltgemeinschaft sollte es sich nicht leisten, Länder wie China und Russland einen ständigen Sitz zu bieten. Weiterhin ist es ein Unding, dass ein einzelnes Land des Sicherheitsrates mit einem Veto jeden Beschluss des UN-Sicherheitsrats verhindern kann.
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Re: Ukraine

Beitragvon Staber » Fr 4. Mär 2022, 22:33

maxikatze hat geschrieben:
Im Machtpolitischen sollte man sich nicht von Gefühlen sondern von der Logik führen lassen. Russland muss im Sicherheitsrat bleiben,


Warum? Weil es eine Atommacht ist? Wenn neben Russland noch weitere unsichere bzw opportunistische Kantonisten sitzen, wird der Sicherheitsrat zu einem Unsicherheitsrat.
Die Weltgemeinschaft sollte es sich nicht leisten, Länder wie China und Russland einen ständigen Sitz zu bieten. Weiterhin ist es ein Unding, dass ein einzelnes Land des Sicherheitsrates mit einem Veto jeden Beschluss des UN-Sicherheitsrats verhindern kann.


Länder wie China und Russland einen ständigen Sitz zu bieten

Darauf eine kurze Anmerkung:
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Sa 5. Mär 2022, 09:04

Warum? Weil es eine Atommacht ist? Wenn neben Russland noch weitere unsichere bzw opportunistische Kantonisten sitzen, wird der Sicherheitsrat zu einem Unsicherheitsrat.
Die Weltgemeinschaft sollte es sich nicht leisten, Länder wie China und Russland einen ständigen Sitz zu bieten. Weiterhin ist es ein Unding, dass ein einzelnes Land des Sicherheitsrates mit einem Veto jeden Beschluss des UN-Sicherheitsrats verhindern kann.


Soll die UNO zum absoluten Papiertiger verkommen, wenn man 2 der 3 Super-Weltmächte ausschließt? Dann ist die UNO politisch tot und eventuell bleibt sie wenigstens noch eine caritative Veranstaltung.

Ich habe auf dem UNO-Thema ausführlich dargelegt, dass sich die UNO seit 1945 in den wesentlichen friedensstiftenden und -erhaltenden Prozeduren, insbesondere dem Sicherheitsrat nicht weiterentwickelt hat. Das ist aber kein rein russisches oder chinesisches Problem, sondern der Vorwurf muss die Weltgemeinschaft insgesamt treffen. Man sieht es bei den heutigen Konflikten, dass die UNO nachrangig ist, wenn Verhandlungen organisiert werden müssen, - die organisiert nicht und bringt nicht in Gang der UN-Generalsekretär sondern beteiligte oder unbeteiligte Staatschefs.

Wozu soll die UNO, Maxi nach Deiner Ansicht, dann überhaupt noch da sein, wenn sie unangenehme Mitglieder ausschließt? Der Widerpart in harten Verhandlungen ist der Natur der Sache geschuldet, immer unangenehm, aber darum gibt es ja die Verhandlungen damit gerade Schlimmeres eingehegt werden kann.

Auf solche unlogischen Forderungen kommen die Menschen, wenn sie ihren Gefühlen freien und unkontollierten Lauf lassen. Die haben im Weltmacht-Poker überhaupt nichts zu suchen und sind brandgefährlich.

PS.: eine Reformidee wäre: im Konfliktfall verlieren die Veto-Mächte als Konfliktbeteiligte für die jeweilige Abstimmung ihr Vetorecht, ihr normales Stimmrecht behalten sie. Dann hätte beim Ukrainekonflikt nur China ein Vetorecht und es käme auf die Mehrheit der 15 Staaten insgesamt an. Als friedensstiftendes Element könnte man eine notwendige 2/3 Mehrheit fordern, also 10 Ja-Stimmen.

Ich kopier das mal besser auf das UNO-Thema.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Sa 5. Mär 2022, 11:26

Uel schrieb:
Soll die UNO zum absoluten Papiertiger verkommen, wenn man 2 der 3 Super-Weltmächte ausschließt

Du hast doch einen Lösungsvorschlag weiter unten selbst vorgebracht.
>> eine Reformidee wäre: im Konfliktfall verlieren die Veto-Mächte als Konfliktbeteiligte für die jeweilige Abstimmung ihr Vetorecht<<
Ein Papiertiger ist die UNO längst. Oder hat sie je einen Krieg verhindern können? Wenn ja, welchen?
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Sa 5. Mär 2022, 12:06

maxikatze hat geschrieben:Uel schrieb:
Soll die UNO zum absoluten Papiertiger verkommen, wenn man 2 der 3 Super-Weltmächte ausschließt

Du hast doch einen Lösungsvorschlag weiter unten selbst vorgebracht.
>> eine Reformidee wäre: im Konfliktfall verlieren die Veto-Mächte als Konfliktbeteiligte für die jeweilige Abstimmung ihr Vetorecht<<
Ein Papiertiger ist die UNO längst. Oder hat sie je einen Krieg verhindern können? Wenn ja, welchen?


Eben, gegen die internationale Unterstützung der Ukraine bis hin zu erheblichen Waffenlieferungen und sogar der Freigabe von bislang verbotenen Einsätzen eigener Staatsbürger als Kriegsfreiwillige (UK und Tschechien) nützt den Russen ihr Vetorecht gar nichts.

Die Charta der UN erkennt notwendigerweise (weil das naturrechtlich ist und zwingend in jede Rechtsordnung gehört) ein Selbstverteidigungsrecht der Nationen in Art. 51 an:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Recht_z ... rteidigung

Das umfasst nun einmal auch ein Recht auf Nothilfe in klaren Fällen militärischer Aggressionen. Eine Grenze liegt u. a. darin, dass der Angegriffe die Selbstverteidigung sofort der UNO melden muss und ihr auch die Wahrnehmung der Verteidigungsmaßnahmen überlassen muss, sobald sie dazu bereit ist

Wenn der Aggressor nun ein Vetorecht hat und es ausübt, ist die UNO nie verteidigungsbereit. Das Notwehr- und Nothilferecht gilt dann eben auf Dauer und die völkerrechtliche Situation des Krieges ist so zu beurteilen, als hätte es die UNO nie gegeben.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Sa 5. Mär 2022, 12:48

Alex schrieb:
Wenn der Aggressor nun ein Vetorecht hat und es ausübt, ist die UNO nie verteidigungsbereit. Das Notwehr- und Nothilferecht gilt dann eben auf Dauer und die völkerrechtliche Situation des Krieges ist so zu beurteilen, als hätte es die UNO nie gegeben.


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Ich kapiere in den Social Media nicht die Schreiber, die meinen, das ukrainische Volk sollten lieber aufgeben, als noch mehr Blut fließen zu lassen. Diese Leute würden also niemals das eigene Land verteidigen. Das sind übrigens dieselben Leute, die sich darüber mokiert haben, dass die Afghanen nicht mehr um ihre Errungenschaften gekämpft haben, sondern sich feige davonmachten.
Mit denen wäre im E-Fall kein Blumenpott zu gewinnen. Mir ist es peinlich und ich schäme mich, dass Deutschland so eine miese Ausrüstung schickt, anstatt dafür zu sorgen, dass sich die Ukrainer angemessen verteidigen können. Wir haben in Deutschland Waffenproduzenten - also bitte, lasst euch von der Regierung das Okay geben und liefert!

Gestern hatten sie bei RTL eine alte Frau aus der Ukraine interviewt. Ich hätte bald mitgeheult, weil sie bitterlich geweint hat und uns um Unterstützung angefleht hat. "Helft uns bitte, ... wir sind gute Menschen." -
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Sa 5. Mär 2022, 14:43

Ich kapiere in den Social Media nicht die Schreiber, die meinen, das ukrainische Volk sollten lieber aufgeben, als noch mehr Blut fließen zu lassen. Diese Leute würden also niemals das eigene Land verteidigen. Das sind übrigens dieselben Leute, die sich darüber mokiert haben, dass die Afghanen nicht mehr um ihre Errungenschaften gekämpft haben, sondern sich feige davonmachten.


Wer in aussichtsloser Lage kämpft ist nicht tapfer sondern dumm :!: :!: :!:



Gestern hatten sie bei RTL eine alte Frau aus der Ukraine interviewt. Ich hätte bald mitgeheult, weil sie bitterlich geweint hat und uns um Unterstützung angefleht hat. "Helft uns bitte, ... wir sind gute Menschen." -


Das ist die propagandistische Meisterschaft gewisser Medien, der "emotional overkill ", heulende Babys mit Tränen und Rotzspur im Gesicht*** und weinende alte Mütterchen.




*** es wurde von Hilforganisationen zugegeben, dass diese Bilder gezielt gemacht werden, weil sie nachweislich mehr Spendengelder generieren.
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