Business Insider Deutschland - "Sie versuchen, künftige Regierungsprojekten in ihrem Sinne zu beeinflussen: Wie Lobbyisten bei den Ampel-Verhandlungen mitmischen""11:00, 07 Nov 2021
- Die Ampel-Parteien wollen geräuschlos und integer ihre Verhandlungen über eine mögliche Regierungskoalition führen.
- Das bedeutet: Inhalte über die politischen Verhandlungen sollen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.
- Mit Lobbyisten, Beratern und Interessensvertretern wird aber sehr wohl gesprochen. Mal mit mehr, mal mit weniger Folgen.Der Brief ist sehr persönlich gehalten, er geht an die „liebe Antje“, den „lieben Kai“, den „lieben Sascha“ und noch einige mehr. Alle Adressierten arbeiten in leitender Funktion für Umwelt- und Klimaverbände in Deutschland. Antje ist Antje von Broock, die Bundesgeschäftsführerin Politik und Kommunikation beim BUND. Kai ist Kai Niebert, der Präsident des Naturschutzrings. Und Sascha ist Sascha Müller-Kraenner, einer der Geschäftsführer der Umwelthilfe.
Verfasst wurde der Brief, der Business Insider vorliegt, von „Annalena, Robert, Katrin, Toni, Oliver und Sven“ — also Annalena Baerbock, Robert Habeck, Katrin Goering-Eckardt, Toni Hofreiter, Oliver Krischer und Sven Giegold, dem Spitzenteam der Grünen bei den Ampel-Verhandlungen mit SPD und FDP. „An einigen Stellen lässt das Sondierungspapier es leider noch an der nötigen Klarheit fehlen“, schreiben sie. Die Partei wolle die Verhandlungen auf der Fachebene nutzen, „um in unser aller gemeinsamen Interesse das Notwendige zu erreichen“, heißt es weiter. „Es wäre dafür sehr hilfreich – und in Teilen seid ihr ja bereits dran – wenn Ihr darauf hinwirken könntet, dass SPD und FDP hier ambitionierte Vorschläge einbringen. Wenn wir das weiter alleine tun müssen, erschwert das die Verhandlungen enorm.“
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Siehe mehr dazu unterhttps://www.businessinsider.de/politik/ ... itmischen/Kommentar
Einmal mehr demonstrieren die Grünen hier nicht nur, dass sie einfache Verhandlungstaktiken nicht beherrschen,
sondern auch definitiv nicht kompetent genug sind an einer Regierungsverantwortung teilzuhaben. Außerdem lässt
dieser Vorgang erahnen welchen Einfluss Lobbyisten ohne jede rechtliche Grundlage heute bereits haben.
Da es unter den unterschiedlichsten Lobbyisten und deren Interessen keinerlei gerechten Ausgleich gibt, was deren
Einsatz und Durchsetzungskraft im politischen Entscheidungsprozess betrifft, hilft es nichts das weiter unkontrolliert
zuzulassen, da hier der Manipulation der Willensbildung der Parlamentarier Tür und Tor geöffnet sind.
Lobbyismus ist nicht nur das Einfallstor zur Korruption, sondern auch der Grund dafür, warum man von einer
Unabhängigkeit der Abgeordneten realistisch wohl kaum noch sprechen oder schreiben kann. Das bedarf eindeutig
konkreter und konsequenter Regelungen, insbesondere deshalb, weil Lobbyisten im Bundestag völlig ungehinderten
Zugang zu jedem Abgeordneten haben, ohne dass sie dazu aufgefordert werden müssten.
Darüber hinaus werden viele Gesetze schon längst von Lobbyisten oder deren Kanzleien in ihrem bzw. dem Interesse
ihrer jeweiligen Auftraggeber formuliert und von den Parlamentariern nur noch abgenickt. Das sind unhaltbare Zustände,
die es dringend zu ändern gilt.