FOCUS Online - "Sieben teure Folgen für Wirtschaft und Unternehmen"
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1. Höhere EU-Beiträge für Deutschland
Kommt es zu einem britischen EU-Austritt, müssen die verbliebenden EU-Länder den Wegfall der Beiträge des zweitgrößten Nettozahlers anteilig ausgleichen. Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert, dass deswegen auf Deutschland zusätzliche Ausgaben von rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr zukommen. Abgesehen davon, wird die Wirtschaftsleistung der EU ohne die Briten deutlich schrumpfen.
2. Krise an den Finanzmärkten
Der Austritt Großbritanniens könnte Turbulenzen auf den Finanzmärkten sowie eine Abwertung des Pfunds und des Euro zur Folge haben, warnt DIW-Chef Marcel Fratzscher. Das würde die deutschen Exporte drücken. Auch heftige Spekulationen an den Devisenmärkten gegen die Eurozone sind denkbar. Die Kreditzinsen könnten steigen, was Investitionen in vielen EU-Ländern bremsen dürfte.
3. Wirtschaftsleistung nimmt ab
Die Schäden für einzelne Branchen sind bei einem Brexit deutlich größer als bei einem Austritt von Griechenland aus der EU. Je stärker ein EU-Staat in Großbritannien tätig ist, desto mehr dürfte er unter einem EU-Austritt Großbritanniens leiden. Laut Ratingagentur S&P müssen Irland, Malta, Luxemburg und Zypern – gemessen an der Wirtschaftsleistung – mit den schlimmsten Einbußen rechnen. Diese Länder sind zudem stark mit dem britischen Finanzmarkt verflochten. Deutschland wäre ebenfalls betroffen: Das Ifo-Institut prognostiziert einen mittelfristigen Wachstumsverlust von drei bis vier Prozent.
4. Probleme für die Automobilbranche
Die deutsche Autoindustrie mit Unternehmen wie BMW und Daimler rechnet mit erheblichen Einbußen beim PKW-Absatz. Dies könnte sich noch verstärken, sollten zwischen beiden Ländern wieder Zölle und andere Handelshemmnisse eingeführt werden. Die Automanager warnen sogar davor, dass als Folge eines Brexit britische Standorte deutscher Autounternehmen geschlossen werden könnten.
5. Weniger Anhänger des freien Handels
London ist ein wichtiges Korrektiv für Brüssel. Mit den Briten würde die EU einen Mitgliedstaat verlieren, der immer für freie Wirtschaft und Handel gekämpft hat. Steigen sie aus, würde der Einfluss von Mitgliedstaaten mit hohem staatswirtschaftlichem Anteil stark zunehmen.
6. Verträge müssen neu verhandelt werden
EU-Ratspräsident Donald Tusk geht davon aus, dass nach einem EU-Austritt Großbritanniens jahrelange Verhandlungen nötig würden. Jedes einzelne der dann 27 EU-Mitgliedsländer sowie das Europäische Parlament müssten dem Gesamtergebnis zustimmen. Politiker rechnen damit, dass dies mindestens fünf Jahre dauern wird – ohne dass es überhaupt eine Erfolgsgarantie gibt. Solche Verhandlungen dürften sich zudem lähmend auf die Wirtschaft in allen EU-Ländern auswirken.
7. Es droht ein Domino-Effekt
Die Briten sind nicht die einzigen EU-Skeptiker in Europa. Die nächsten Spannungen dürfte es geben, wenn die Schotten für die EU sind, nachdem die Engländer gegen die EU gestimmt haben. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble befürchtet eine ähnliche Abstimmung in den Niederlanden. DIW-Chef Marcel Fratzscher rechnet mit solchen Referenden in Frankreich und Italien.
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Quelle:
http://www.focus.de/finanzen/boerse/bre ... a381c239f6
Kommentar
Angesichts der laschen Umgehensweise mit dem Problem kann man wohl unzweifelhaft davon ausgehen, dass die aktuelle Sachlage von Politikern und Wirtschafts-Führern unterschätzt wird, mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für alle. Doch später will es, wie üblich, wieder niemand gewesen sein...
Mehr dazu im Szenario "The Days after a Brexit"
manager magazin - "Camerons letztes Dinner in Brüssel - die Tage nach einem "Brexit"
http://www.manager-magazin.de/lifestyle ... 98250.html