Herüberkopiert vom Täglich(über)leben-Forum und
für dieses bei ein paar Formulierungen im Kommentar angepasst
SZ.de - "13. Dezember 2021, 10:28 Uhr - Hass im Netz: Login in die Falle"
"Was tun gegen anonyme Hetzer auf Social Media? Dass alle ihre Namen offenbaren müssen, lehnt die Ampelkoalition ab. Netzaktivisten haben einen anderen Vorschlag.
Immer wieder geistert dieser eine Vorschlag durch die netzpolitische Landschaft: Klarnamenpflicht. [...] Jeder müsste online unter seinem echten Namen schreiben, statt sich hinter einem Pseudonym verstecken zu können. Wie sonst solle man im Kampf gegen Hass und Hetze in sozialen Medien die Identität von beleidigenden, pöbelnden oder drohenden Nutzern feststellen? Vergangene Woche erst hat der Bundesgerichtshof darüber beraten, ob Facebook berechtigt ist, die Accounts von Usern ohne echten Namen zu sperren - eine Entscheidung soll im Januar fallen.
Netzaktivisten aber kämpfen gegen diese Idee. Die Klarnamenpflicht "würde die Voraussetzungen für freie Meinungsäußerung einschränken, übrigens nicht nur für Dissidenten und Whistleblower, sondern für uns alle ", sagt Henning Tillmann, Co-Vorsitzender des Digitalpolitik-Thinktanks D64. "Es muss die Möglichkeit geben, anonym aufzutreten." Eine Klarnamenpflicht komme ähnlich wie die anlasslose Vorratsdatenspeicherung einem Pauschalverdacht gleich, weil sie alle beträfe - und nicht nur die, die potenziell strafrechtlich Relevantes schreiben.
Selbiges gelte für die "Identifizierungspflicht", sagt Tillmann, mit der Nutzer zwar nicht unter ihrem echten Namen posten, ihn aber bei den Plattformen hinterlegen müssen. Solch eine "Riesensammlung persönlicher Daten bei privaten Konzernen" mache diese zu attraktiven Angriffszielen.
D64 hat deshalb eine Alternative ersonnen, die es nun auch auf Seite 109 des Ampel-Koalitionsvertrags geschafft hat: die "Login-Falle". Mit ihrer Hilfe sollen Nutzer Beiträge direkt bei der Polizei anzeigen können. Diese müsste dann prüfen, ob ein Anfangsverdacht auf eine Straftat besteht, und nötigenfalls veranlassen, dass der Plattformbetreiber die Login-Falle scharf stellt: Logt sich der Verfasser dann erneut mit seinem Account ein oder zeichnet die App im Hintergrund weiter Daten auf, wird die IP-Adresse abgefangen. Mit der kann die Polizei vom Telekommunikationsanbieter die Identität erfragen.
[...]"
Siehe mehr dazu unter der Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/politik/log ... errer=push
Kommentar
Ich vermag da keine Lösung zu erkennen. Die Nutzung von VPN-Technik beim Einloggen oder
Hinterlassen eines Kommentars unterläuft das Ansinnen über die IP an die Täter zu kommen
zu nahezu 100%. Das sollten die Computerspezialisten aber eigentlich wissen.
Das Statement des Think-Tank-Leiters, das würden die meisten der Hetzer vergessen, kann
ich wirklich nicht nachvollziehen. Ich leite ein harmloses Gesundheits- und Gesellschaftsforum
wie das Täglich (über)leben-Forum. Und schon dort hat sich bislang die überwiegende Mehrzahl
der an einer Mitgliedschaft Interessierten versucht über VPN oder zweifelhafte Internetseiten
anzumelden. Das sagt eigentlich alles. Solche Leute werden dort schon bei der Anmeldung von
mir überprüft und in dem Fall gar nicht zugelassen. Problem erledigt.
Auch das Gewinsel um eine Einschränkung der Meinungsfreiheit vermag ich in dem Fall nicht
nachzuvollziehen. Jede Freiheit beinhaltet auch Pflichten. Was soll das für eine Meinungsfreiheit
sein, wenn der, der die Meinung äußert nicht zu dieser Meinung steht, was er nur unter seinem
Klarnamen wirklich tut. Das kann als Begründung für eine Alias-Nutzung so also nicht herhalten.
Jedoch kann einem auch in einer Demokratie die Wahrheit auszuschreiben jede Menge Ärger
einbringen. Nur unter diesem Selbstschutzaspekt würde ich die Argumentation für eine Zulassung
von Alias-Namen bei der Nutzung von Internetportalen befürworten. Schließlich nutze ich genau
aus diesem Grund ja selbst einen.