WELT - "Warum Tausende Ukrainerinnen von Deutschland ins Kriegsgebiet fahren""Stand: 15:27 Uhr
Pro Woche fahren Dutzende Busse aus der Bundesrepublik in die Ukraine. Viele Fahrten sind ausgebucht.
Heimkehrerinnen gehören ebenso zu den Passagierinnen wie Frauen, die kurz ihre gegen Russland
kämpfenden Männer besuchen. Begegnungen am Berliner Busbahnhof.
Sehr viele Frauen machen sich inzwischen wieder auf den Weg aus Deutschland in die Ukraine – aus der
sie vor dem russischen Angriff geflohen waren. Allein Flixbus, das bekannteste unter den vielen
Transportunternehmen, die täglich Fahrten nach Kiew und andere ukrainische Orte anbieten, schickt
rund 40 Busse pro Woche mit jeweils etwa 50 bis 80 Plätzen in den Kriegsstaat.
Im Internet sind kaum Plätze für die kommende Woche zu ergattern – selbst für viele Busse, die erst in
drei Wochen abfahren, zeigt das Flixbus-Portal „ausgebucht“ oder „fast voll“ an. [...]
[...] „Mir ist es aber wichtiger, zu Hause bei meinem Freund und meinen Verwandten zu sein, deswegen
will ich nicht länger im Ausland bleiben.“
[...] Ob ihr Freund bei der Armee sei? „Nein, der ist Barista in einem Café in Kiew. Die Armee hat ihn bisher
nicht eingezogen.
Die haben ohnehin viel mehr Freiwillige als Waffen.
[...]
[...] Die Deutschen sind zwar sehr freundlich und unterstützen uns sehr gut, aber meine Tochter muss auch
irgendwann wieder in die Schule.“
Warum dies hier nicht möglich sei? „Sie darf nicht mehr am Videounterricht ihrer Klasse teilnehmen, weil sie
in die Deutschklasse muss.“ Die 15-Jährige habe seit der Flucht vor drei Monaten online am Unterricht ihrer
Schule in Kiew teilgenommen. Sie sei nun aber verpflichtet worden, eine Berliner Integrationsklasse zu
besuchen. „Die lernen da kein Mathe, keine Literatur und gar nichts, sondern einfach nur die deutsche Sprache.“
Weil der Berliner Unterricht zeitgleich zur ukrainischen Schule stattfinde, verliere sie den Anschluss an den Stoff.
[...]“
Siehe sehr ausführlich dazu die Quelle:https://www.welt.de/politik/deutschland ... ebiet.htmlKommentar
Es scheint als seien einige Deutsche inklusive der Politiker bei ihrer Hilfe zu Gönnerhaft, was dann bei den
Ukrainerinnen teils als beleidigend aufgefasst wird, wofür man durchaus Verständnis haben kann. Dennoch
sollte das angesichts der vielschichtigen Hilfeleistungen bis hin zu unbürokratischer Sozialhilfe nicht in
Undank ausarten.
Wieder einmal offenbaren auch diese Interviews große gesellschaftliche innerdeutsche Probleme, die es sehr
dringend zu lösen gilt: Wie auch schon die Corona-Pandemie schonungslos offengelegt hat, ist die deutsche
Schulorganisation mehr als dürftig, was auch hier wieder offen zutage tritt. Man ist nicht einmal in der Lage
den ukrainischen Unterricht per Video und den deutschen Sprachunterricht zeitlich zu koordinieren. Das ist
schon eine extrem schwache Leistung, wenn überhaupt eine; und das in der Hauptstadt. Da kann man nur
hoffen, dass das anderswo flexibler und sachdienlicher gehandhabt wird.
Darüber hinaus fiel in den Interviews noch eine interessante Bemerkung auf, die darauf schließen lässt, dass
trotz der ukrainischen Generalmobilmachung anscheinend noch keine zusätzlichen Einziehungen stattgefunden
haben, da es anscheinen mehr als genug Freiwillige gibt, die ihr Land und dessen Freiheit verteidigen wollen.
Personalknappheit gibt es also bislang anscheinend keine dort. Es fehlen "nur" Waffen.