Der ehemalige Chef des israelischen Geheimdienstes, Efraim Halevy, nennt die Schwächen des Westens gegenüber dem Iran, erklärt, weshalb es ein Fehler war, Gaddafi zu stürzen, und was ein Mossad-Agent mit James Bond gemeinsam hat.
Von Pierre Heumann
Sie waren während Jahren verantwortlich für eine der wichtigsten Spionageorganisationen. Das erweckt Assoziationen an den legendären 007: schöne Frauen, tollkühne Aktionen und jede Menge Gefahren.
Nur ein Teil dieser Beschreibung stimmt. Richtig ist, dass man sehr viele Gefahren auf sich nimmt. Es braucht viel persönlichen Mut. Als Chef der Organisation muss man hohe Risiken eingehen. Denn bei jeder Operation hat man sich vorher zu überlegen, was schiefgehen und welche Auswirkungen das haben könnte. Man braucht als Spion also einen kühlen Kopf.
Was war denn Ihr gefährlichster Moment als Mossad-Agent?
Diese Art von Fragen schätze ich nicht. Ich müsste, um sie zu beantworten, zunächst eine Rangliste erstellen. Aber die habe ich nicht.
Seit Monaten ist der Nahe Osten im Umbruch. Welche Entwicklungen erwarten Sie für die nahe Zukunft?
Man sollte vorsichtig sein mit Prognosen bei Ereignissen, bei denen Massen involviert sind. Das haben wir aufgrund der jüngsten Entwicklungen gelernt. Die Kraft und die Dynamik der Masse im Voraus richtig einzuschätzen, ist äusserst schwierig. Es gibt deshalb Typen von Ereignissen, die nicht prognostiziert werden können.
Werden wir konkret: Wie lange kann sich der syrische Diktator Baschar al-Assad an der Macht halten?
Das hängt ganz davon ab, mit welchen Mitteln seine Gegner ausgerüstet werden. Ein Zurück gibt es für ihn aber nicht mehr. Er wird sich so lange an die Macht klammern, wie er kann. Ich hätte im Übrigen nie gedacht, dass er so lange durchhalten würde. Seine Entschlossenheit und seine Grausamkeit gegenüber den eigenen Bürgern haben mich überrascht.
Israel hat Angst, dass Assad sein Arsenal an chemischen Waffen einsetzen könnte.
Angst ist das falsche Wort.
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