Artikel 1 GG

Kommentare zu dem entstehenden Verfassungsentwurf bitte nur auf dieses Unterforum schreiben, nicht in den Verfassungstext selbst.

Artikel 1 GG

Beitragvon AlexRE » Do 17. Dez 2015, 20:28

Auf Facebook gesehen und kommentiert:

Flaschensammeln in Würde?

Jörg Friedrich 17. Dezember 2015 Arte-Fakten

Ist es würdelos, Pfandflaschen aus Mülleimern zu fischen?

Vor ein paar Jahren kam ein Designstudent aus Köln auf eine tolle Idee, die seither von einfühlsamen Menschen regelmäßig wieder in die Diskussion gebracht wird: Man sollte öffentliche Mülleimer doch mit Flaschenhaltern (so genannten Pfandringen) versehen. Damit kann man, so das Argument, armen Menschen, die darauf angewiesen sind, sich ein paar Euro mit dem Sammeln von Pfandflaschen zu verdienen, ihre Würde zurückgeben. Jawohl, es geht um nicht weniger als die Würde des Menschen, die bekanntlich unantastbar ist.

(...)

Dass man sich bei dieser Tätigkeit die Hände schmutzig macht, dass man dabei im Abfall wühlt, macht die Sache noch nicht würdelos. Sowas machen viele andere Menschen auch.

Die Würdelosigkeit entsteht im Kopf des Beobachters, der für sich sagt: Das wäre nichts für mich. Durch diese Beurteilung hat er dem Mann am Mülleimer die Würde erst genommen, die er ihm sogleich per Pfandring zurückgeben will.

(...)


http://diekolumnisten.de/2015/12/17/fla ... in-wuerde/



>> Durch diese Beurteilung hat er dem Mann am Mülleimer die Würde erst genommen, die er ihm sogleich per Pfandring zurückgeben will. <<

Das ist in diesem speziellen Fall richtig, bedarf aber m. E. einer näheren Begründung. Die Beurteilung alleine kann dem Beurteilten kaum die Würde nehmen, solange der Beurteilende nicht in einer offiziellen Funktion zum Urteilen berufen ist. Eine Meinung zum Thema "Menschen und Mülltonnen", die er nicht teilt, kann dem Beurteilten am Allerwertesten vorbeigehen.

Anders sieht es aus, wenn der Beurteilende öffentlich das Bild eines entwürdigten Menschen zeichnet, um sich selbst als Würderetter aufzuspielen und so den angeblich schutzbedürftigen Menschen als Vehikel für seine persönlichen Eitelkeiten oder auch als menschliche Ressource für eine "Kunst" - Performance benutzt. Jede Instrumentalisierung von Menschen durch Menschen hat das Potential einer Verletzung der Menschenwürde.

Die Grenze ist ganz sicher überschritten, wenn ein Mensch ohne seine eigene Mitwirkung nur noch als Betriebsstoff für die Maschinerie Dritter dient, egal ob die Maschine dem Kunstbetrieb oder der Sozialindustrie zuzuordnen ist oder einfach nur als Spielzeug eitler Selbstdarsteller erschaffen wurde.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon Uel » Do 17. Dez 2015, 21:22

Hallo Alex,
gut argumentiert, .... so isses!
Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon AlexRE » Do 17. Dez 2015, 22:50

Danke :)
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon maxikatze » Sa 19. Dez 2015, 06:50

Alex schrieb u.a.:
Anders sieht es aus, wenn der Beurteilende öffentlich das Bild eines entwürdigten Menschen zeichnet, um sich selbst als Würderetter aufzuspielen und so den angeblich schutzbedürftigen Menschen als Vehikel für seine persönlichen Eitelkeiten oder auch als menschliche Ressource für eine "Kunst" - Performance benutzt. Jede Instrumentalisierung von Menschen durch Menschen hat das Potential einer Verletzung der Menschenwürde.


Dann bin ich jemand, der sich als ein Würderetter aufspielt. ;)
Nach meinem Empfinden ist es zum Beispiel würdelos, zur Tafel gehen zu müssen, weil er/sie nicht ausreichend Geld hat, um sich die Lebensmittel zu kaufen. Ist das etwa keine absichtliche Verletzung der Menschenwürde, wenn der Staat dabei tatenlos zuguckt und sich zufrieden über das Engagement dieser fragwürdigen Einrichtung zurücklehnt?
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon AlexRE » Sa 19. Dez 2015, 15:26

maxikatze hat geschrieben:Alex schrieb u.a.:
Anders sieht es aus, wenn der Beurteilende öffentlich das Bild eines entwürdigten Menschen zeichnet, um sich selbst als Würderetter aufzuspielen und so den angeblich schutzbedürftigen Menschen als Vehikel für seine persönlichen Eitelkeiten oder auch als menschliche Ressource für eine "Kunst" - Performance benutzt. Jede Instrumentalisierung von Menschen durch Menschen hat das Potential einer Verletzung der Menschenwürde.


Dann bin ich jemand, der sich als ein Würderetter aufspielt. ;)
Nach meinem Empfinden ist es zum Beispiel würdelos, zur Tafel gehen zu müssen, weil er/sie nicht ausreichend Geld hat, um sich die Lebensmittel zu kaufen. Ist das etwa keine absichtliche Verletzung der Menschenwürde, wenn der Staat dabei tatenlos zuguckt und sich zufrieden über das Engagement dieser fragwürdigen Einrichtung zurücklehnt?


Wenn Sozialleistungsempfänger alle Lebensmittel bei der Tafel kaufen, haben sie mehr Geld aus den laufenden Leistungen für den Lebensunterhalt zur freien Verfügung als jeder Vollzeit arbeitende Mindestlohn - Verdiener. Ob sie das als entwürdigend empfinden, kannst Du ihnen schon selbst überlassen.
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon Sonnenschein+8+ » Sa 19. Dez 2015, 16:39

AlexRE hat geschrieben:
Wenn Sozialleistungsempfänger alle Lebensmittel bei der Tafel kaufen, haben sie mehr Geld aus den laufenden Leistungen für den Lebensunterhalt zur freien Verfügung als jeder Vollzeit arbeitende Mindestlohn - Verdiener. Ob sie das als entwürdigend empfinden, kannst Du ihnen schon selbst überlassen.


Da kann ich ein Lied davon singen.
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon maxikatze » Sa 19. Dez 2015, 20:43

AlexRE hat geschrieben:
maxikatze hat geschrieben:Alex schrieb u.a.:
Anders sieht es aus, wenn der Beurteilende öffentlich das Bild eines entwürdigten Menschen zeichnet, um sich selbst als Würderetter aufzuspielen und so den angeblich schutzbedürftigen Menschen als Vehikel für seine persönlichen Eitelkeiten oder auch als menschliche Ressource für eine "Kunst" - Performance benutzt. Jede Instrumentalisierung von Menschen durch Menschen hat das Potential einer Verletzung der Menschenwürde.


Dann bin ich jemand, der sich als ein Würderetter aufspielt. ;)
Nach meinem Empfinden ist es zum Beispiel würdelos, zur Tafel gehen zu müssen, weil er/sie nicht ausreichend Geld hat, um sich die Lebensmittel zu kaufen. Ist das etwa keine absichtliche Verletzung der Menschenwürde, wenn der Staat dabei tatenlos zuguckt und sich zufrieden über das Engagement dieser fragwürdigen Einrichtung zurücklehnt?


Wenn Sozialleistungsempfänger alle Lebensmittel bei der Tafel kaufen, haben sie mehr Geld aus den laufenden Leistungen für den Lebensunterhalt zur freien Verfügung als jeder Vollzeit arbeitende Mindestlohn - Verdiener. Ob sie das als entwürdigend empfinden, kannst Du ihnen schon selbst überlassen.


Es gibt keinen Grund diese Lebensmittel auszusortieren und sie nicht im Markt mit starken Preisnachlässen zu verkaufen. - Was Otto Normalverbraucher nicht mehr zuzumuten ist, sollen also die Ärmsten essen?
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon AlexRE » Sa 19. Dez 2015, 22:40

Die müssen das nicht essen, weil alle notwendigen Lebensmittel im Warenkorb für Sozialleistungsempfänger enthalten sind. Wer für mehr frei verfügbares Geld als lebensnotwendig an der Tafel ansteht oder in Mülltonnen nach Pfandflaschen fischt, entscheidet das höchstpersönlich ganz autonom. Ohne fremde Verfügung über die Angelegenheiten der betroffenen Menschen ist aber eine Verletzung der Menschenwürde in einem rechtlich und / oder politisch relevanten Sinne kaum darstellbar.
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon maxikatze » So 20. Dez 2015, 10:15

Wer für mehr frei verfügbares Geld als lebensnotwendig an der Tafel ansteht oder in Mülltonnen nach Pfandflaschen fischt, entscheidet das höchstpersönlich ganz autonom.

Ja sicher. :roll: Inzwischen steckt hinter diesem ganzen Tafelmist eine ganze Industrie. Es spricht nichts dagegen, wie ich oben schon sagte, dass Lebensmittel, die nicht mehr taufrisch sind, preiswerter anzubieten, als diese zur Tafel zu karren. Oder will man keine Armen mehr in den Märkten sehen?
Nochmal meine Frage: Was Otto Normalverbraucher nicht mehr zuzumuten ist, sollen also die Ärmsten essen?
Wer loszieht und in der Stadt gezielt nach Pfandflaschen sucht, macht das in fast allen Fällen aus reiner Not. Zu sagen, es sei eine freiwillige Entscheidung, trifft es nicht ganz. Es ist "freiwilliger Zwang" was ihn dazu veranlasst. Es wäre sogar zynisch jemanden zu sagen, er solle Flaschen sammeln gehen, damit er sich Essen kaufen kann. Jemanden in so eine Situation zu bringen, dass er zur Tafel muss, hat nichts mehr mit Würde zu tun, die auf dem Papier angeblich unantastbar sein soll.
Außerdem habe noch von keinem Reichen gehört, dass er die städtischen Müllbehälter nach leeren Flaschen absucht. Warum wohl macht er das nicht?
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Re: Artikel 1 GG

Beitragvon Sonnenschein+8+ » So 20. Dez 2015, 11:50

moin maxi,

ich will dir da mal paar Fragen beantworten.

Was Otto Normalverbraucher nicht mehr zuzumuten ist, sollen also die Ärmsten essen?


Die Lebensmittel sind in einem sehr guten Zustand.Das heißt sie sind nicht schlecht. Und wenn der Verbraucher nicht gleich Panisch an die decke springen würde, wenn mal ne Beule am Apfel ist oder das Verfallsdatum abgelaufen ist, dann täte es noch im Regal im Supermarkt stehen. ABER unser eins meint ( die Leute die einen Gesunden Magen haben) das es gleich schlecht ist, wenn das Verfallsdatum abgelaufen ist.

Wer loszieht und in der Stadt gezielt nach Pfandflaschen sucht, macht das in fast allen Fällen aus reiner Not.


Es gibt viele die machen es weil sie wollen. Ca zu 80% machen es weil sie ihr Geld aufstocken wollen. Die meisten tun so ihr Geld für Essen oder Trinken zusammen kratzen. Bei den Rentner kann ich es zum Teil verstehen und es macht einen Traurig und Wütend. Bei den H4 ler nicht.

Es ist "freiwilliger Zwang" was ihn dazu veranlasst. Es wäre sogar zynisch jemanden zu sagen, er solle Flaschen sammeln gehen, damit er sich Essen kaufen kann. Jemanden in so eine Situation zu bringen, dass er zur Tafel muss, hat nichts mehr mit Würde zu tun, die auf dem Papier angeblich unantastbar sein soll.


man man.. warst du schon mal bei der Tafel? wenn nicht, dann empfehle ich dir da mal hin zu gehen und Persönlich mit den Leuten zu reden. Es müssten sehr wenige zur Tafel, und die da hin müssten und zum Teil nicht gehen sind Rentner. Und da gebe ich dir recht. H4 ler und Mütter mit Kinder müssten auch nicht dahin. Es gibt nämlich Geld vom Staat wenn man die Anträge ausfüllt.

Zb. Alleinerziehende kriegen eigentlich schon so viel Geld das es reicht. Natürlich und da gebe ich jeden recht könnte es mehr sein. Man kann leider keine großen Sprünge machen das stimmt. Aber auch da gibt es zusätzlich noch Unterstützung. Aber wer kann das Heute schon tun? Außer die Super Reichen.

Außerdem habe noch von keinem Reichen gehört, dass er die städtischen Müllbehälter nach leeren Flaschen absucht.


ich schon, in Augsburg gibt es einige, ( keine Promis Natürlich) meist sind es die älteren. Keine Ahnung warum die das machen.

gegen frage: tätest du es machen wenn du Reich wärst?

Übrigens gibt es für jede große Limo oder Wasser Plastikflasche 15 Cent Dose Red Bull 25 Cent usw... ;)

und wenn es viele Reiche machen würden, was für ein Aufschrei täte es geben.
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