@ Alex
Wenn man aus Prinzip mit allen Rekruten an die so wahnsinnig wichtige "Leistungsgrenze" geht
Die Vorstellung eines 3 km – Fußmarsches mit Marschgepäckerleichterung und Trinkpause kann aus meiner Sicht keine Ursache darstellen, auch nicht bei knapp 28°C. Danach würde ja bei der derzeitigen Hitzewelle in Südeuropa (>35°C) schon längst niemand mehr leben.
Interessant ist allerdings die Körpertemperatur von > 40°C, die darauf hindeutet, dass die Körperfunktionen nicht normal waren. Klärung kann hier nur ein toxikologisches und virologisches Gutachten bringen.Diese Politik führt zu mehreren problematischen Situationen:
1) Der militärische Führer meldet die ganze Zeit grün obwohl er weiß, dass eher gelb oder rot die richtige Farbe wäre. Sobald es Ernst wird ist er Gefangener seiner eigenen Meldung und muss mit Personal ausrücken, von dem er weiß dass dieses nicht über notwendige Fähigkeiten verfügt. Im Zweifelsfall wird Blut fließen.
2) Die Männer und Frauen sind auch nicht blöd und wissen ganz genau, dass einige unter Ihnen sind die nicht die notwendige Leistungsfähigkeit mitbringen. Es tritt das typische Verhalten auf, die „guten“ rotten sich zusammen und der „Rest“ soll selber zusehen wie er klarkommt. Wo es mal Apfeltrupps gab, gibt es jetzt Apfelgruppen und Apfelzüge. Im Uweifelsfall wird Blut fließen, weil die Wahrscheinlichkeit immer größer wird, dass auch „schlechte“ Einheiten in die Verlegenheit kommen werden gefährliche Aufträge erfüllen zu müssen.
3) Man ist niemals alleine und hat immer einen linken oder rechten Partner. Und sehr oft ist es so, dass man diesen nur rudimentär kennenlernen konnte. Jetzt wissen wir aber von Punkt 2) wissen aber nicht ob unser Nachbar zu der guten oder zu der Apfelgruppe gehört. Daher werden wir aus Selbsterhaltungstrieb vom schlimmeren Fall ausgehen, was zwangsweise zu einer zögerlicheren Vorgehensweise unsererseits führt (der Nachbar reagiert genau so). Und wir wissen aus allen lessons learned, dass zögerndes Handeln im Verlust der Initiative endet und somit deutlich die Erfolgschancen einer jeden Operation mindert. Es endet also wieder damit, dass Blut fließen wird.
Wenn es nach mir ginge, wäre die Bundeswehr besser damit beraten, nur einen Verband zu besitzen, der 100% in der Lage ist, alle an ihn geforderten Kriterien zu erfüllen, als drei die dies nur bedingt können.
Jeder Gruppenführer, Zugführer und Kompaniechef wird für seinen Bereich genau so entscheiden. Die Profession des Soldaten ist mit großem psychischen Stress verbunden, sehr oft kommt noch physischer Stress hinzu. Daher ist körperliche und geistige Fitness eine Grundvoraussetzung um komplexe Situationen auch unter enormem Stress erfolgreich meistern zu können. Sobald man Personal in den eigenen Reihen duldet, dass diesen Situationen nicht gewachsen ist, muss man sich in der Situation um diese Person kümmern und kann seinen eigentlichen Auftrag nicht wahrnehmen.
Als militärischer Führer habe ich alle diese „offenen“ Menschen erlebt gehabt. Ab und an waren wir es selbst. Problematisch würde es immer dann wenn die „Offenheit“ zu Dauerzustand wurde.
Als Konsequnez wurde ab und an die Anforderungen an das Personal gesenkt, die Komplexität der Aufgabe hatte sich jedoch nicht geändert. Über die Zeit ist auch bei den „nicht offenen“ Soldaten ein Leistungsverfall eingetreten , so dass sich ein genereller Leistungsverfall eingeschlichen hat.
Wenn wir also ehrlich sind, hat diese Handlugsweise dazu geführt, dass die Bundeswehr von heute viele qualitativen Leistungen nicht mehr erfüllen kann, die Sie vor ein paar Jahren noch verbringen konnte. Ein Inf.Btl marschiert nicht mehr so schnell und so weit wie es noch vor 10 Jahren vermochte, eine Art.Batterie kann nicht mehr so schnell aufmunitionieren wie sie es vielleicht vor einiger Zeit noch vermochte. Nur wenige SanTrps sind in der Lage Ihre Verwundeten selbstständig aus der Gefahrenzone zu bergen oder in den KrKw zu hieven ohne dass zusätzliches Personal unterstützt welches eigentlich mit anderen Aufträgen beschäftigt sein sollte…
Die Geschichte lässt sich für jede Teilstreitkraft und jede Truppengattung weiterspinnen. Am Ende führt eine Anpassung der Anforderungen nach unten zur Errosion der spezifischen Leistungsfähigkeit.
Daher gilt auch für die gesamte Bundeswehr wie auch für den einzelnen Schützentrupp: Lieber Lücke statt Krücke.
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
Lord George Gordon Noel Byron
Gesund bleiben !
Gruß Staber