Debbie Milke - 20 Jahre in der Todeszelle
Das ist nicht der erste amerikanische Justiz - Skandal dieser Art, seltsamerweise hat er aber in den Medien bislang weniger Aufsehen erregt als viele andere:
"1991 wurde Debra Milke, Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters, im US-Bundesstaat Arizona zum Tode verurteilt - wegen Anstiftung zum Mord an ihrem kleinen Sohn Christopher. Beweise dafür gab es nicht. Nur die Aussage eines zwielichtigen Polizisten.
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Was folgt, sind Ungereimtheiten bei den Ermittlungen, Schlampereien, ein Kommissar, der sich mit dem skandalösen Fall der "Kindsmörderin" profilieren will. Diesem Armando Saldate gesteht Debby angeblich ihre Tat, wie er selbst behauptet. Doch davon fehlen jeglich Beweise. Es gibt keine Tonbandaufzeichnung, keine Zeugen, nichts. Drei Tage nach der ungewöhnlichen Einvernahme fertigt Saldate schließlich ein "Gedächtnisprotokoll" an - die Originalnotizen habe er leider vernichtet.
Dieses Gedächtnisprotokoll, das Debbie nie unterschrieben hat, ist die einzige Basis für den Prozess, den man ihr machen wird: Debbie Milke, angeklagt des Mordes an ihrem Sohn Christopher. Sämtliche Beweismittel zu Debbies Gunsten, wie das Gutachten des Gefängnispsychiaters, der Debbie 14 Monate lang betreut, die Aussagen von Nachbarn und Kollegen - alles wird von der Anklage beiseite gefegt. Der - nach allgemeiner Einschätzung - total überforderte Pflichtverteidiger nimmt es hin.
..."
http://www.br.de/radio/bayern2/sendunge ... ke108.html
Also das alte Lied, Leute ohne Geld mit desinteressierten oder unfähigen Pflichtverteidigern landen viel leichter unschuldig im Gefängnis als in Europa (oder in der Todeszelle), Leute mit viel Geld und teuren Verteidigerstäben kommen auch als Schuldige leichter davon als in Europa. Wenn ich auswandern wollte, wären die USA allein deshalb für mich die allerhinterletzte Adresse dafür.
In diesem Fall ist aber die sattsam bekannte menschenverachtende amerikanische Justiz nicht der einzige Stein des Anstoßes. Der im Vergleich zu den Justizskandalen mit männlichen Opfern seltsam zurückhaltende Umgang der Medien mit diesem Fall wirft hinsichtlich der europäischen Medienöffentlichkeit dieselben Fragen auf wie hinsichtlich der amerikanischen. Liegt das vielleicht daran, dass weibliche Angeklagte in den Augen der Öffentlichkeit trotz identischer Mängel in der Beweisführung eher als schuldig gelten als männliche Angeklagte?
Hier noch ein Spiegel - Artikel von 1998 zu dem Fall:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7925442.html
http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/14657905
http://meinungen.web.de/forum-webde/post/14657905
Wenn das jeder macht, der auf einem Forum oder bei einem sozialen Netzwerk registriert ist, auf dem das Thema noch nicht existiert, könnte das vielleicht sogar die Aufmerksamkeit der alten Medien erhöhen und weitere Zeitungartikel und Fernsehbeitrage nach sich ziehen.