Der Organ - Skandal

Hier können Beiträge zu dem gesamten Themenkomplex von der Finanzierung des Gesundheitswesens bis zu speziellen Gesundheitsrisiken geschrieben werden.

Der Organ - Skandal

Beitragvon GasGerd » Fr 20. Jul 2012, 13:48

An der Göttinger Uniklinik wurde in mindestens zwei Dutzend Fällen die Vergabe von Spenderorganen manipuliert:

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/transplantations-skandal-an-goettinger-uni-klinikum-leber-im-angebot-1.1417466

Das habe ich auf gmx dazu geschrieben:

"Er soll Geld von einem russischen Patienten dafür angenommen haben, dass diesem in Göttingen bevorzugt eine Spenderleber implantiert wurde."

Russen scheinen besonders anfällig für Lebererkrankungen zu sein ...

Wenn dieser Oberarzt Geld genommen und dabei billigend in Kauf genommen hat, dass dringlichere Fälle auf der Warteliste nach unten rutschen und versterben, müssten sie ihn eigentlich wegen Mordes anklagen.

Da bin ich mal gespannt.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/15765667?sp=196#jump

Mittlerweile hat allerdings eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft im Fernsehen gesagt, dass sie noch prüfen würden, ob überhaupt eine Straftat vorliege.
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon AlexRE » Fr 20. Jul 2012, 16:14

Zahlungskräftige Patienten auf der Warteliste nach oben zu manipulieren bedeutet, dass dringlichere Fälle nach unten manipuliert wurden.

Das ist tatsächlich ein Fall für eine Mordanklage, zunächst wegen versuchten Mordes und bei Nachweis der Kausalität für den Todeseintritt in einem konkreten Fall wegen vollendeten Mordes aus Habgier.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon Staber » Fr 20. Jul 2012, 16:44

AlexRE hat geschrieben:Zahlungskräftige Patienten auf der Warteliste nach oben zu manipulieren bedeutet, dass dringlichere Fälle nach unten manipuliert wurde


Moin Alex!

Seitdem das Gesundheitswesen privatisiert ist und nach marktwirtschaftlichen Kriterien arbeitet, ist die Ethik im Eimer. Warum sollte das im Medizin-Bereich anders sein als im Bankstertum?
Ordnungspolitisch ist das völlig korrekt: Der Markt regelt den Preis. Kann ein russischer Oligarch ihn bezahlen, bekommt er sein Wunschorgan. Klar hat der GKV-Zahler den OP und das gesamte Umfeld finanziert, zahlt der Steuerzahler die Gehälter. Da hat der Doc dann »Mehr Netto vom Brutto«. Und der Wartemichel wird früher aus dem irdischen Tränental erlöst. Unter spendabler Hinterlassung seiner Restorgane. Für die Sterbehilfedebatte ganz neue Aspekte - marktliberale sozusagen.
Das ist wie mit dem ESM: Die Bürger haben den systemrelevanten Banken die systemirrelevant verzockten Billionen auszugleichen und ansonsten die Klappe zu halten. Sonst gibts vom Büttel mit dem Knüttel. Wie heute in Spanien.
Organspendervermerke auf den GKV-Chipkarten helfen, den Markt anzukurbeln. So oder so ... Fies von mir gedacht,ich weiß , aber so ist die Welt.,die änderst auch Du und ich nicht!Ja,ja der schnöde Mammon !

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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon AlexRE » Fr 20. Jul 2012, 17:03

Staber hat geschrieben:So oder so ... Fies von mir gedacht,ich weiß , aber so ist die Welt.,die änderst auch Du und ich nicht!Ja,ja der schnöde Mammon !

gruß aus Bremen horst


Ich habe zumindest versucht, etwas zum Besseren zu verändern. Wenn wir hier kaum Unterstützung bekommen, weil die meisten Leute davon ausgehen, dass man doch nichts verändern kann, dann nehmen die Dinge eben ihren Lauf.

Ich habe mir jedenfalls nichts vorzuwerfen.
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon GasGerd » Fr 27. Jul 2012, 14:11

Der im Eingangsbeitrag hier verlinkte gmx - thread ist gesperrt, es gibt aber einen neuen thread. Das habe ich heute dort geschrieben:

"Das Universitätsklinikum Regensburg erklärte, es sei bei dem genannten Vorgang kein Gesetzesverstoß des Oberarztes festgestellt worden. Als Konsequenz seien dennoch Richtlinien für künftige "Organtransplantationen mit Auslandsbezug" erarbeitet worden."

Dazu noch einmal mein Beitrag von der Seite 6 dieses threads:

-------------------
Vollkornpasta, S. 1

""Professor Dr." Aiman O. gehört zu den Fachkräften auf die wir hier sehr gut verzichten können. Hoffentlich wird er für seine Verbrechen belangt. Vielleicht könnte jemand klagen, der durch die Manipulationen auf der Liste benachteiligt wurde... immerhin gehen damit weitere Monate/Jahre des Wartens auf ein Organ mit entsprechenden Folgen für die Gesundheit einher."

Bislang wird seitens der StA nur von Bestechlichkeit geredet, und selbst das wird erstmal "geprüft".

Tatsächlich liegst du aber mit der Bezeichnung "Verbrechen" durchaus richtig. Wer nicht dringliche Fälle auf der Warteliste nach oben manipuliert, manipuliert automatisch dringliche Fälle nach unten. Von denen sterben drei täglich. Das weiß auch jeder Mediziner.

Der Herr hat also den Tod von Menschen billigend in Kauf genommen, und zwar aus Habgier.

Das ist mindestens versuchter Mord, sobald die Kausalität in einem Sterbefall nachgewiesen werden kann, vollendeter Mord.
-------------------

Die Behauptung, dass kein Gesetzesverstoß festgestellt worden sei, ist also ein Extremfall von "eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus".

Mittlerweile kam in den Fernsehnachrichten, dass die StA nicht nur wegen Bestechlichkeit, sondern auch wegen fahrlässiger Tötung ermittle.

Und dass die StA den Fall offenbar zu beschönigen versucht (angebliche fahrlässige Tötung statt des offenkundigen versuchten Mordes), muss man möglicherweise damit erklären, dass Staatsanwälte in Deutschland von Politikern weisungsabhängig sind. Wenn irgendwelche Fürsten in Golfstaaten zu den Kunden des Arztes gehörten, könnte die deutsche Politik hier ein außenpolitisches Interesse haben, "den Ball flach zu halten". Vielleicht steckt aber auch unsere Ärztelobby dahinter.

______________________________________________________

"Es ist wie so oft viel einfacher. Schau nochmal auf den Namen des Arztes, daraus läßt sich der Kulturkreis ableiten."

Mal abgesehen, dass die These vom "Migrantenbonus" bei jeder genauen und vorurteilsfreien Betrachtung arg wackelt, ist sie in einem Fall, in dem handfeste außenwirtschaftliche Interessen der Bundesrepublik und auch noch die starke Ärztelobby die Beschönigung erklären könnten, völlig daneben.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/15819904?sp=245#jump

http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/15819904?sp=252#jump
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon GasGerd » Di 7. Aug 2012, 17:19

Der Skandal zieht immer weitere Kreise:

quichotte

"Und ja: Das Grundgesetz wird mit der bestehenden regelung gebrochen. Die regelung wurde aber von Juristen verfasst- ergo, wussten die, was sie tun. Ebenso wie der Arzt, der ein bisschen mehr herausnimmt und vertickt..."

Richtig, die Angehörigen dieser beiden Berufsgruppen wissen in Sachen Ethik ganz genau, was sie tun. Leider ziehen der mit diesen Berufen verbundene hohe soziale Status und das gute Einkommen die falschen Leute an. Diese Herrschaften müssten den Anforderungen medizinischer Ethik und dem Selbstverständnis der grundgesetzlichen Ordnung eigentlich überdurchschnittlich genügen, tatsächlich bleiben sie hinter dem Durchschnittsbürger zurück.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/15918783?sp=35#jump
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon Staber » Di 7. Aug 2012, 18:09

Leider wird zum Thema Organspende nur sehr einseitig informiert; gut gelungene Musterfälle werden medial breit getreten. Die viel häufigeren Problemfälle und Schattenseiten werden systematisch verschwiegen. Denn neben den allseits bestens nachvollziehbaren vitalen Interessen der Organempfänger, geht es für die "Transplantationen- Durchführenden" in unserer vor allem monetär geprägten Gesellschaft auch bei der s. g. Organspende vor allem um viel Geld und Ruhm für Kliniken, Pharmaindustrie und Ärzteschaft ,das sollte man nicht vergessen. Es sollte sich jeder Mensch sehr genau überlegen ,ob er seine für Transplantationszwecke begehrten Teile seines Körpers dafür hergeben will - auch wegen der großen Missbrauchsgefahr - denn für Geld und Ruhm gibt es für viele Karrieristen bekanntlich keine Tabus - man beachte beispielsweise nur die aktuelle Diskussion um viel zu viele unnötige Operationen! Von wegen Organspende nach dem Tod. Mit einem toten Körper und toten Organen kann niemand etwas anfangen. Denn die Organe müssen leben und in einem aufwändigen Verfahren dem noch lebenden Körper entnommen werden, wenn sie transplantationsfähig bleiben sollen. Das ist der Grund, warum der Kunstbegriff "Hirntod" erfunden wurde, um zu suggerieren, dass der Körper zwar noch lebt ,aber das Gehirn bereits für immer inaktiv sein soll. Und in der absurden Konstruktion "Hirntod" liegt das Problem, denn es bedeutet eigentlich "Halbtod" - das Gehirn und dessen Funktionen soll angeblich tot sein, aber der Körper lebt noch. Diese Definition ist bei weitem nicht so sicher und klar, wie uns das die Ärzteschaft glauben machen möchte. Das ist meine Überzeugung !Leider lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen, wie viele der als "Organspender" ausgeweideten eigentlich noch (über)lebensfähig gewesen wären. Vermutlich eine ganze Menge! Aus diesem Grund ist die aktuelle Praxis der Organspende meiner Meinung nach ethisch nicht vertretbar! Nach diesem Scandal , bin ich zu dem Entschluß gekommen, meinen Spenderausweis ( den ich jetzt 6 Jahre habe ) zu vernichten. Sorry!

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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon maxikatze » Di 7. Aug 2012, 19:30

Staber schrieb:
...Von wegen Organspende nach dem Tod. Mit einem toten Körper und toten Organen kann niemand etwas anfangen. Denn die Organe müssen leben und in einem aufwändigen Verfahren dem noch lebenden Körper entnommen werden, wenn sie transplantationsfähig bleiben sollen. Das ist der Grund, warum der Kunstbegriff "Hirntod" erfunden wurde, um zu suggerieren, dass der Körper zwar noch lebt ,aber das Gehirn bereits für immer inaktiv sein soll. Und in der absurden Konstruktion "Hirntod" liegt das Problem, denn es bedeutet eigentlich "Halbtod" ...



Danke Staber, dass du das so verdeutlichst! Das ist der Grund, warum ich einer Organspende nach meinem "Tod" nie und nimmer meine Zustimmung geben würde.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hirntod
„Der Hirntod wird definiert als Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Dabei wird durch kontrollierte Beatmung die Herz- und Kreislauffunktion noch künstlich aufrechterhalten.“

– Dritte Fortschreibung der „Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes“ des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer vom 9. Mai 1997
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon AlexRE » Mi 5. Sep 2012, 13:31

In Dänemark ist eine für hirntot erklärte junge Frau wieder völlig gesundet:

http://www.bild.de/news/ausland/organsp ... .bild.html

Angeblich hat ihr ein "ungewöhnlicher Bruch im Schädelboden" das Leben gerettet. Wird bei Hirnschwellungen sonst nicht die Schädeldecke geöffnet, um den Druck auszugleichen? Das sieht mir doch sehr stark nach einem groben Kunstfehler aus
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Re: Der Organ - Skandal

Beitragvon maxikatze » Mo 8. Okt 2012, 14:03

In der FAZ von gestern war zu lesen, dass in USA und Europa bei immer mehr Menschen beim Herzstillstand Organe nach wenigen Minuten oder sogar bereits nach 75 Sekunden entnommen werden.
Man macht sich also nicht lange die Mühe und versucht den Patienten zu reanimieren. Wenn man jedenfalls nur so kurze Zeit wartet, kann man nicht wissen, ob das Herz nicht doch noch wiederbelebt hätte werden können.

In Deutschland sind Organspenden nach einem Herzstillstand verboten. Noch!
Aber es wird von Lobbyisten an das Gesundheitsministerium bereits Druck ausgeübt, die hiesigen Vorschriften zu lockern.
Wenn also nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt werden kann, dass der Herzstillstand als Nachweis für den Tod gilt, ist doch eine zu frühe Organentnahme Mord - oder?
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