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Meine lieben Bürgerinnen und Bürger,
nun bin ich irgendwie an das Ohr des Volkes geraten, aber, was echauffiert ihr euch?
Ihr müßt euch einmal in meine Lage versetzen: soviele Km in meinem Urlaub in meinem Dienstwagen zu verbringen, das darf und kann mir nicht zugemutet werden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das Gefühl habe, auf unseren Straßen von dem Pöbel, der mich ja immerhin gewählt hat, so böse angegafft zu werden, aber warum denn nur?
Ich habe doch nur das gemacht, was bei unsereins Usus ist: Auch einen schicken Wagen, immerhin trägt er zu meiner Sicherheit bei, auch während meines Urlaubes zu nutzen. Da habe ich meinen Chauffeur beauftragt, meinen Wagen samt familären Anhang doch zu überführen, der 15jährige Junge meines Lakais konnte sonst nirgends sinnvoll interniert werden, da habe ich gesagt: Chauffeur, bring ihn einfach mit, entlastet auch deinen Geldbeutel, haha.
Aber, mir ist nicht zu spassen, denn immerhin wurde mir mein Dienstwagen entwendet! Das wäre nicht so dramatisch, der Diebstahl geht auf Kosten der steuerzahlenden Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber meine gesamten privaten, aber auch dienstlichen Schreiben sind abhanden gekommen, wenn die dreisten Diebe dies auswerten und veröffentlichen, halten sie eine soziale Bombe in Händen.
Aber, ich vermute und lebe in der Hoffnung, dass das spanische Volk, ähnlich unseren lieben deutschen Bürgerinnen und Bürgern ein gewisses (Bildungs-) Niveau nicht erreicht und somit wohl keinen Nutzen aus dem Diebstahl meiner dienstlichen und privaten Korrespondenz schlagen wird. Immerhin handelt es sich um Belege darüber, was ich noch so nebenbei treibe, und verdiene. Auch geht es um inoffizielle Absprachen mit meinen lieben Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag, die besagen, dass wir unseren Lebensstandard noch erhöhen müssen, und das gutsituierte Volk doch etwas mehr abgeben muss, schließlich sind noch genug finanzielle Reserven bei den lieben Wählerinnen und Wählern. Aber, das ist ja eigentlich noch alles geheim und geht auch niemanden etwas an!
Aber, ich schweife ab. Anmerken muß ich noch, dass die üblen Diebe meinen lieben chauffeur nicht gleich mitgestohlen haben, den brauche ich ja noch in meinem Urlaub.
Was mir nun wirklich Sorgen macht: Wie komme ich nun ohne Dienstwagen in die spanische Botschaft? Gerne möchte ich meine spanischen Kollegen fragen, ob sie mir einen der ihrigen Dienstwagen borgen könnten. Sie sind zwar nicht so luxuriös wie die unseren, und billig wird es auch nicht, aber dies soll nicht meine Sorge sein.
Oder ich schicke meinen treuen Chauffeur + Sohn wieder heim und er bringt mir einen neuen Wagen, aber dann regen die sich alle wieder unverständlicherweise so auf.
Was soll ich nun tun? Ein schöner Urlaub! Sorgen über Sorgen!
Ihr seht, meine lieben Wählerinnen und Wähler, auch eine Ministerin hat es nicht leicht im Leben!
Wenigstens geht es mir finanziell recht gut, dank der spendablen Bürgerinnen und Bürger. Selbst wenn ich in 2 Monaten mein Hütchen nehmen muß, so kann ich mir doch die Butter auf dem Brot bis an mein Lebensende leisten. Stellt euch vor, meine lieben "Schäfchen" habe ich ja schon lang im Trockenen, was ich noch so alles bekomme in meiner "Frührente", das ist gewaltig, selbst ein Dienstwagen steht mir noch zur Verfügung, und Personal, und ich darf noch weiterarbeiten in der freien Wirtschaft, da verdieen ich noch mehr wie mir meine Ex-MdB-Rente hergibt.
Was arbeite ich überhaupt noch, noch nicht einmal seinen wohlverdienten Urlaub kann ich genießen, aber ich schweiße schon wieder ab.
Meine lieben Bürgerinnen und Bürger, nun möchte ich euch nicht weiter belasten mit meinen Problemchen, der eine oder andere von euch wird auch ein Päckchen tragen müssen, aber, euch geht es ja noch ganz gut, die Grundversorgung des Volkes ist gewährt. Immense finanzielle Reserven der lieben Bürgerinnen und Bürger liegen noch brach, diese Reserven gilt es per Gesetz aufzufinden um sie zu integrieren in höhere Abgaben, Beiträge zur Gesundheit, usw. Es gibt noch viel zu tun!
In zwei Monaten ist Wahl, ich appeliere an die lieben Wählerinnen und Wähler, mich weiterhin für mindestens eine Amtszeit zu wählen. Wie soll es laufen ohne mich? Immerhin kennt ihr mich nun und wisst, wie der Hase läuft. Meine Kolleginnen und Kollegen sind auch nicht besser als ich, nein, ich bin noch jungfräulich in der "Nehmermentalität". Wenn ihr wüßtet, was da so getrieben wird, im Bundestag, ohoh.
Wählt deshalb das kleinere "Übel", wählt mich!
Eure Ulla "Trulla" Schmidt