Ich bin der Überzeugung du bist eine strahlende Ausnahme. Du hast Willensstärke und noch genug Selbstachtung gehabt um zu erkennen, dass dieser Sumpf keine Lebensgrundlage ist, und bist herausgeklettert, bestimmt mühsam, aber du hast es geschafft.
Andere haben sich in ihrer Parallelwelt eingerichtet. Der Freund kommt zu mir, wenn die Verzeiflung über dieses Leben übermächtig scheint (so kommt es mir vor), oder er mal ein richiges Gespräch führen möchte (wenn er nicht bis zu den Haaren verrauscht ist). Es ist so, als ob er sich etwas *Normalleben* tankt und mit nimmt in seine Säuferwelt.
Er hat eine Wohnung, die wird er auch nicht verlieren, weil seine Eltern dafür gesorgt haben, dass er einen Betreuer hat. Dieser sorgt dafür, dass der mmh Rahmen des Lebens (Wohnung, Strom, Heizung) so gut wie gesichert bleibt. Das war die letzte Hilfe von ihnen. So sehe ich seit Jahren zu, wie er als Mensch abnimmt, die Fähigkeit zu sozialem Umgang ist auf ein Minimum reduziert, er geht nicht zum Arzt, weil er Angst hat, dass dieser ihn in die Psychiatrie einweisen würde, das hat zur Folge, dass er auch körperlich ganz unten ist, dann *sterbe ich eben, schadet nicht*, sagt er oft, wenn ich ihn darauf anspreche. Ich kann ihn nicht zwingen, ich versuche immer ihn zu überreden.
Ich hatte mich mal informiert, es gibt so eine Art Methadonprogramm für Alkoholiker, aber die Kassen zahlen das nicht mehr, es hat da wohl Streit gegeben mit den Therapieeinrichtungen, die normal verfahren. So vielen, denen man helfen könnte ...